Transkription

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Lesedauer:
18 MIN

Sprecher: „Konni“/Kampfschwimmer-Ausbilder (K), Barbara Gantenbein/Redakteurin (BG)

„Delta to all, Radiocheck, over“
„Hier ist Bravo, kommen.“
This is Tango, over“
Funkkreis, Podcast der Bundeswehr.

BG:
Herzlich willkommen zum Funkkreis. Heute bin ich in Eckernförde. Hier ist Barbara Gantenbein aus der Redaktion der Bundeswehr und bei mir ist ein Ausbilder der Kampfschwimmer, nämlich der Konni.

K:
Ja hallo erstmal.

BG:
Die Kampfschwimmer sind die älteste Spezialeinheit der Bundeswehr und wir wollen jetzt mal darüber sprechen, warum es eigentlich so unglaublich schwierig ist, Kampfschwimmer zu werden, was alles so dazugehört. Was müssen die mitbringen, damit die überhaupt eine Chance haben, dass ihr sagt: „Ja, das könnte was werden, das probieren wir jetzt”?

K:
Also ja, man kann sich darauf vorbereiten. Was ich jetzt als Ausbilder die letzten Jahre gesehen habe, dass man durch die Medien viel mehr Einblick hat, aber teilweise sich, glaube ich, nicht damit richtig auseinandergesetzt wird. Man muss es echt wollen und der Wille ist ja das Oberste, was man hier braucht.

BG:
Was müssen die schaffen in dem Aufnahmetest?

K:
Aufnahmetest ist das ganz normale Deutsche Sportabzeichen, also 5000 Meter laufen in 22 Minuten, dann Klimmzüge. Das ist ein ganz normaler Basistest, den die hier schaffen müssen.

BG:
Und nach welchen Kriterien filtert ihr die Leute, die dann bleiben dürfen, die ihr ausbilden wollt?

K:
Wir filtern eigentlich gar nicht, sondern das machen die Jungs ja selber, indem sie entweder die Voraussetzungen nicht schaffen oder halt die eine oder andere Übung vermehrt nicht schaffen. Und dann müssen wir uns leider von den Jungs trennen.

BG:
Du hast jetzt gesagt „die Jungs”, daraus schließe ich, bisher hat es noch nie eine Frau geschafft?

K:
Leider nicht. Ich sage jetzt mal leider, weil, wir hatten schon zwei Bewerberinnen, aber die sind dann irgendwann ausgeschieden.

BG:
Sie haben es geschafft, in die Ausbildung aufgenommen zu werden, aber eben nicht, die Ausbildung zu Ende zu bringen.

K:
Also die sportlichen Voraussetzungen aus meiner Sicht sind auch kein Problem für Frauen. Aber ich denke, diese hohe ständige Belastung, dass das dann für die eine oder andere dann schon schwer werden wird.

BG:
Wenn ihr jetzt Leute hier habt, die in die Ausbildung gehen und die dauert drei Jahre, was lernen die dann in dieser Zeit alles?

K:
Eine Menge. Also, im ersten Jahr kann man sagen, lernen die die Basisgrundlagen, was für einen Kampfschwimmer wichtig ist. Das heißt, wie tauche ich mit einem Kompass von A nach B, wie lerne ich, mit der Waffe vernünftig umzugehen? Wie navigiere ich an Land von A nach B oder wie übernachte ich im Wald? Wie mache ich Feuer?
Solche Basisgrundsätze lernen die im ersten Jahr. Im zweiten Jahr ist es dann schon ein bisschen anspruchsvoller. Da gehen die auf externe Lehrgänge, wie Fallschirmspringerlehrgang, SIRI-Lehrgang oder Medic Combat-Lehrgang.


BG:
SIRI müssen wir ein bisschen erklären für die Zuhörerinnen und Zuhörer.

K:
Genau, das ist halt die frühere Survival-Ausbildung. Da lernen die im Prinzip, wie ich mich ohne irgendwelche Ausrüstung von A nach B bewege und wenn ich irgendwo versprengt bin, mich zurechtzufinden. Im Groben, nicht bis ins Detail. Ich habe damals in meiner Zeit noch den Survival-Lehrgang gemacht, da war es halt eine Woche im Wald sitzen, alleine, ohne irgendjemanden, ohne Essen. Trinken haben wir bekommen.
Aber ohne Essen. Dann sollten wir Aufgaben erfüllen. Und danach ging es im Prinzip auf eine Durchschlageübung, die auch knapp eine Woche ging, wo man dann gejagt wurde von einem Feindkommando. Also, das war so damals meine Ausbildung. Die heutige Ausbildung hat sich natürlich angepasst, aber im Groben ist das dann auch so in die Richtung.

BG:
Du hast es eben schon angedeutet: Fallschirmspringen lernen die dann, noch eine Menge andere Dinge. Das lustige ist ja, dass man bei Kampfschwimmer immer an Wasser denkt, aber ihr macht ja ganz viel mehr als nur Dinge im, auf und unter Wasser. Kannst du das mal so ein bisschen einordnen, was dann da noch alles dazukommt an Ausbildungsinhalten?

K:
Das mit dem Wasser höre ich oft. Ja, wir sind Kampfschwimmer, aber wir sind auch ausgebildet im ganz normalen Landkampf. Das heißt, ich kann mich ganz normal von A nach B in einem grünen Gelände, Wüstengelände bewegen. Dann sind wir auch ausgebildet in Klimazonen. Klimazonen-Ausbildung bedeutet ja jede Klimazone, das heißt weltweit einsetzbar. Wir sind ausgebildet im Skifahren, mit Ski-Doos, dann, wie du schon gesagt hast, im Wasser mit Booten, aus der Luft, natürlich, von Helikoptern, von Flugzeugen, eigentlich das ganze Spektrum.
Was uns halt besonders macht aus meiner Sicht, das sehen vielleicht andere anders, aber es ist halt das Wasser, weil das Wasser halt so ein Element ist. Es ist kalt, es ist nass, immer, ständig, und viele können damit nicht umgehen. Und deswegen denke ich mal, haben wir auch so eine hohe Ausfallquote.

BG:
Das heißt, die Leute haben dann einfach eine falsche Vorstellung, die haben zwar irgendwie die Vorstellung, dass es wirklich so ein Allrounder ist, aber können sich nicht vorstellen, was Wasser eigentlich auch mit einem macht. Gib mir doch mal ein praktisches Beispiel für so einen Punkt, wo viele Leute einfach aussteigen. Ist es Apnoetauchen oder wo macht es bei den Leuten Klick im Kopf und die kommen nicht mehr zurecht?

K:
Also, aus meiner Erfahrung ist wirklich die Hallenphase, also diese fünf Wochen Hallenausbildung so ein großer Knackpunkt, wo wir viele Leute verlieren. Da kann ich jetzt aber auch nicht dazu sagen, ob das wirklich daran liegt, weil die Leute sich nicht vorbereiten oder ob es wirklich das Wasser ist, weil viel ist in der Hallenausbildung Kopfsache. Das Anfangsprogramm ist immer gleich, es ist immer Zeittauchen, es ist immer Streckentauchen, es sind immer ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Übungen dabei, und das ist wirklich jeden Tag für fünf Wochen meistens das gleiche und das natürlich jeden Tag von neuem. Okay, ich muss jetzt wieder zwei Minuten Zeittauchen. Ich muss jetzt wieder 50 Meter. Ich muss jetzt wieder hier ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Übung machen. Das, denke ich mal, ist für viele so ein Kopf-Knackpunkt.
Und wenn ich mich zurückerinnere, ich habe wirklich von Tag zu Tag gelebt. Ich habe gesagt okay, ich habe heute den Tag geschafft, Haken dran, morgen geht es neu los und dann gucken wir, was auf mich zukommt und dann schauen wir weiter.

BG:
Das wundert mich so ein bisschen, weil ich würde mir jetzt von außen vorstellen, wenn ich das ja jeden Tag machen muss, dass dann eine gewisse Routine einsetzt und man dann einfach weiß, es ist super lästig, es ist super anstrengend. Aber ich weiß ja, ich kann es, also mache ich es einfach. Ich mache es einfach und so, wie du sagst: Und dann mache ich den Haken dran. Passiert das nicht bei den Leuten?

K:
In gewisser Hinsicht glaube ich schon. Aber es ist halt trotzdem so ein gewisses, so ein Hintergrunddenken: Okay, was denken sich die Ausbilder noch aus? Und, was halt noch dazukommt, es ist tagesabhängig. Also manchmal sind halt ... vielleicht hat der eine oder andere ein Streitgespräch mit der Freundin gehabt oder irgendwas anderes ist mit den Eltern gewesen. Dann kommt man in die Halle, hat das im Hinterkopf, und dann klappt das auf einmal nicht mehr.
Dann wird man nervös. Also das ist halt so ein Phänomen. Ich kann es auch nicht erklären. Ich habe es jetzt über ein paar Jahre schon gesehen. Es ist ein Phänomen, dass die Leute kommen, das super machen. Den nächsten Tag klappt gar nichts mehr, aber da möchte ich das auch nicht dran festmachen, das liegt am Wasser, sondern es ist einfach wirklich die ständige Dauerbelastung in der Halle, weil wir machen ja auch das Nachttauchen jeden Dienstag und Donnerstag. Das heißt, die sind ja jeden Tag im Wasser, die sind dienstags, donnerstags zweimal im Wasser, und das dann halt immer mit dem Kopf vernünftig abzufahren wird halt schwierig über die lange Zeit.

BG:
Ja, glaube ich. Beim Nachttauchen ist es dann komplett dunkel in der Halle? Also, ist wirklich gar keine Orientierungsmöglichkeit mehr optisch?

K:
Also, in Neustadt, wo wir zurzeit die Ausbildung machen, ist es nicht komplett dunkel. Also da hat man immer so einen gewissen leichten Lichtschimmer. Hier in Eckernförde muss ich sagen, wo ich damals die Ausbildung gemacht habe, war es stockduster. Das Einzige, was man gesehen hat, waren die Lampen, die vorne an der Straße stehen. Aber die haben nicht genügend Licht produziert, um irgendwas sehen zu können. Da war es wirklich sehr dunkel.

BG:
Das kann ich mir vorstellen! Wie orientiert ihr euch dann? Also, abgesehen vom Kompass und Tiefenmesser?

K:
Ja gut, in der Halle hat man ja diese Ausrüstung nicht.

BG:
Ach so, okay.

K:
Aber in der Halle trainiert man das zwar, aber, sag ich mal, die anfänglichen Tauchübungen in der Halle, die in der Dunkelheit passieren, sind ja meist dann die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Übungen oder die Apnoe-Übung. Da reicht dann dieses bisschen Restlicht. Wenn man jetzt die Augen dran gewöhnt hat, auch an die Dunkelheit, dieses Restlicht reicht dann aus tatsächlich. Und der Kompass, wenn man jetzt draußen zum Beispiel taucht im Freiwasser, der Kompass, der hat so ein eigenes Leuchten und ansonsten hat man genügend Umgebungslicht, Restlicht, wo man sich dann orientieren kann.

BG:
Aber auch nur in einer gewissen Tiefe. Also, je tiefer man geht, desto weniger.

K:
Genau, je tiefer man geht. Aber ich meine, das ist ja auch begrenzt bei uns beim Tauchen, die Tiefe und dementsprechend ist man eigentlich immer auf dieser Höhe, wo man immer ein bisschen Restlicht sieht. Und daran orientieren wir uns dann halt. Also, der Mond kann ich jetzt mal so sagen, der Mond zum Beispiel, den sehe ich auch, wenn ich auf fünf Meter oder sechs Meter Tiefe tauche.

BG:
Ja, das glaube ich.

 

K:
Das ist immer so, je nachdem natürlich, wie das Wasser ist. In Wilhelmshaven sehe ich nichts, da ist die Sicht ja gleich Null. Aber hier in der Ostsee, in Eckernförde, ist der bis zu vier, fünf Metern gut sichtbar, der Mond, und gibt mir genügend Restlicht.

BG:
Wir haben jetzt Tauchen, wir haben Fallschirmspringen, wir haben auch die Boote schon, also Speedboote und Ski-Doos und so weiter, haben wir schon erwähnt. Ihr seid auch Sprengstoffexperten, richtig?

K:
Da ich ja jetzt auch in der Ausbildung tätig bin und für die weiterführende Ausbildung zuständig bin, schicke ich meine Schüler dann natürlich auch in den Fachbereich Sprengen und die bekommen dort eine gewisse Grundausbildung an Sprengmitteln und Sprengstoff und wie ich das einsetze effektiv, so dass jeder im Einsatzteam nachher eine Grundkenntnis hat. Und dann hat man natürlich im Team noch die Spezialisierungen, die dann mehr wissen als die normalen Teammitglieder.
Die werden dann halt noch weiter ausgebildet und dementsprechend hat man da dann den Experten. Und alle im Team können aber zuarbeiten und haben eine gewisse Grundausbildung in diesen Bereichen.

BG:
Gibt es dann noch irgendwelche weiteren Spezialisierungen? Ich denke jetzt so in Richtung Scharfschützen. Oder ich weiß nicht, was. Was gibt es noch für Spezialisten in euren Teams?

K:
Ich kann auf jeden Fall sagen, dass wir einen Mediziner haben, also ein Medic, der halt ein bisschen mehr Ausbildung hat und dann auch mehr machen könnte. Sprengen haben wir schon angesprochen. Dann gibt es noch den Scharfschützen. Klar, dann gibt es jetzt heutzutage den Drohnenpiloten, dann haben wir noch den Funker, dann haben wir noch einen, der mit Flugzeugen reden kann, wenn wir Unterstützung benötigen, der dann im Prinzip die Luftunterstützung einsprechen kann.

BG:
Also quasi in eine Landezone einweisen kann oder so?

K:
Ja, das oder halt auch Feuerunterstützung heranrufen kann und dann im Prinzip das Team damit schützen kann.

BG:
Ihr habt alle grundsätzlich auch eine Einzelkämpfer-Ausbildung - oder braucht man das nicht, weil ihr so viel mehr könnt als Einzelkämpfer ohnehin?

K:
Nein, eine Einzelkämpferausbildung haben die meisten, aber den Lehrgang zum Beispiel, den es ja beim Heer gibt, den bilden wir nicht mehr ab in dem in dem externen Jahr, sondern machen dann hier interne Weiterbildungen, was Nahkampf bedeutet oder was auch mit Nahkampf zu tun hat.

BG:
Also, das ist keine Spezialisierung, sondern das müsst ihr standardmäßig alle auch draufhaben. Ich verstehe, ja. Du hast ja schon gesagt, die Ausbildung dauert drei Jahre und wie lange ... Also, ist der Ausgebildete dann combat ready oder braucht er dann noch irgendwie weitere Schritte, bis er wirklich in den Einsatz gehen kann?

K:
Also, wenn die Schüler bei mir zum Beispiel fertig sind, dann werden sie ernannt und werden dann an die Kompanie übergeben. Und dann fängt eigentlich das Lernen im Team an, sie müssen sich einfügen ins Team. Wo ist mein Platz? Und dann natürlich auf die Schiene gehen, wo sie gebraucht werden.

BG:
Ihr habt ja jede Menge unterschiedliche Geräte. Ein paar haben wir schon angesprochen. Kannst du mal so ein bisschen aufzählen, über was ihr alles verfügt?

K:
Das ganze Repertoire an Fahrzeugen, was man so haben kann. Also von Kleinstfahrzeugen, die Quads, ATVs, über UTV, das ist dann so wie ein kleiner Buggy, wo vier Leute drin sitzen können. Über geschützte Fahrzeuge, ganz normales Fahrzeug Wolf oder dann halt die Eagle, die etwas größeren gepanzerten Fahrzeuge, das halt für die Landsparte. Jetzt mal grob angerissen. Dann fürs Wasser unsere Speedboote im Verbund, dann halt mit der Special Bootskompanie die größeren Boote, wo halt schon fast ein halbes Team drauf passt.
Dann halt in Zusammenarbeit mit den U-Booten, die U-Boote oder halt die größeren Plattformen, dann die EGVs oder die Fregatten, von denen wir auch schon operiert haben. Hin zu Winterkampf, da könnte man dann die Ski-Doos noch mal erwähnen oder halt die Skier ganz normal. Luftverladefähig sind wir halt auch durch die Fallschirme. Also, entweder wir springen mit ganz normalen Rundkappenfallschirmen ab oder halt mit den lenkbaren Flächenfallschirmen. Und Zusammenarbeit mit den Hubschraubern auch. Also, da gibt es halt eine ganze Bandbreite, was man da halt ...

BG:
... benutzen und nutzen können muss. Und unter Wasser, was habt ihr da? Also, außer euch selbst als Fortbewegungsmittel? Was habt ihr da noch? Zusätzlich?

K:
Unter Wasser kann man die Scooter nutzen. Also, da gibt es ja im Zivilen auch ganz viele Unterwasser-Scooter und die nutzen wir dann auch.

BG:
Stimmt es eigentlich, dass ihr auch aus den Torpedoschächten in den U-Booten raustauchen lernen müsst?

K:
Weiß nicht, was dafür für ...

BG:
... Mythen existieren?

K:
Mythen existieren, aber es gibt Möglichkeiten, dass wir aus dem U-Boot aussteigen können, ja.

BG:
Okay. Okay. Wie ist es mit Waffen? Ihr habt, habe ich gelesen, 30 verschiedene Waffen in eurer Waffenkammer. Ich fand es sehr nebulös. Sagte mir so gar nichts. Ich erhoffe mir jetzt Aufklärung von dir.

K:
Waffen haben wir eine Menge, das stimmt schon. Ob es jetzt 30 sind oder 40 verschiedene, weiß ich nicht. Aber es gibt auf jeden Fall, wie auch in anderen Einheiten, MGs, Scharfschützengewehre, Kurzwaffen, Pistolen, Langwaffen verschiedener Art. Ich kann jetzt auch da nicht ins Detail gehen, weil da ganz viele verschiedene Sachen auch lagern. Aber ich kann halt sagen, dass für jeden Einsatz Sachen da sind, die man halt nutzt und auch explizit halt dann nur für den Einsatz nutzen kann.
Also, ich sage mal, wenn ich jetzt irgendwo auf ein Schiff gehe zum Beispiel, kann ich nicht eine lange Waffe mitnehmen, weil die Räume viel kleiner sind, als wenn ich jetzt von A nach B irgendwo im Wald laufe. Da wird dann natürlich geguckt, und da wird dann eventuell eine andere Waffe genommen als wie gesagt auf dem Schiff.

BG:
Ja. Trainiert ihr eigentlich mit befreundeten Nationen zusammen und schießt auch mal mit deren Waffen und die mit euren? Also, so diese Interoperabilität, macht ihr solche Sachen auch?

K:
Ja, wir sind viel international unterwegs. Wir arbeiten mit ganz vielen internationalen Einheiten zusammen und wenn sich dann die Möglichkeit ergibt, natürlich nimmt man auch mal sich diese Waffe, lässt sich einweisen und schießt auch mal mit der Waffe, um einfach mal die Waffen kennenzulernen und auch mal geschossen zu haben, um einfach sein Repertoire zu erweitern, wenn es mal notwendig sein sollte.

BG:
Kannst du mir bitte mal so ein bisschen skizzieren, was alles zu euren Aufgaben gehört?

K:
Also, die Hauptaufgabe der Spezialkräfte, das ist eigentlich die direct action. Was sich dahinter verbirgt, sind halt sowas wie Geiselbefreiung oder irgendwo hingehen, ins Gebäude rein, dort halt jemanden entweder befreien oder halt auch gefangen nehmen. Dann Spezialaufklärung, also irgendwo hingehen, auch möglich hinter feindlichen Linien, dort Aufklärung betreiben. Welche Personen befinden sich wo? Was ist in welchen Gebäuden, welche Routen gibt es von A nach B? Solche Dinge.

BG:
Das macht ihr dann in Zivil wahrscheinlich, damit ihr nicht erkannt werdet.

K:
Genau, in Zivil oder halt auch in anderer Ausrüstung, je nachdem für welchen Auftrag wir da ausgewählt wurden. Und dann, als drittes, wäre dann noch die Ausbildung befreundeter Einheiten, also die Military Assistance nennt sich das auf Englisch, und da bilden wir halt befreundete Einheiten aus. Im Landkampf, im Tauchen, wenn es möglich ist. Das sind so die Hauptaufträge.

BG:
Kannst du so ein bisschen was über vergangene typische Einsatzsituationen erzählen?

K:
Also, ich habe jetzt zweimal Afghanistan mitgemacht, dann war ich im Kampf gegen die Piraterie beteiligt. Ins Detail gehen möchte ich da nicht, aber hauptsächlich waren wir auf der Fregatte eingeschifft und haben von der Fregatte aus, wenn die in See stand, haben wir da operiert, haben, sag ich mal, diese kleinen Speedboote oder halt “Dhau” haben die sich genannt, diese kleinen Fischerboote haben wir dann kontrolliert und haben halt geschaut, ob wir da irgendwo eventuell Piraten ausmachen können, um die dann dingfest zu machen.

BG:
Wie schnell seid ihr abrufbar? Also, notice to move, das Thema, wie schnell müsst ihr raus, wenn ein Auftrag kommt?

K:
Aus meiner persönlichen Situation kann ich sagen, ich war zu Ostern im Urlaub. Dann wurde ich angerufen, und ich hätte dann innerhalb von 24 Stunden hier sein sollen. Also, es kann jederzeit angerufen werden, und es kann jederzeit losgehen. Also, das ist so meine Erfahrung.

BG:
Ist das eine Belastung?

K:
Ich weiß nicht, ob es für mich oder für uns eine Belastung ist, aber für die Familie denke ich mal schon. Weil die Familien natürlich im Hintergrund immer so dieses „muss er jetzt weg, muss er nicht weg” haben. Vor allen Dingen in dieser heutigen Situation, wo es überall auf der Welt brennt, ist das glaube ich für die Familie eine höhere Belastung als für uns selber.
Weil man selber kennt es ja nicht anders und lebt damit. Aber wenn dann der Anruf kommt und man los soll oder müsste, dann denke ich mal, ist das dann schon eine Belastung, eine Zerreißprobe für das Familiengefüge.

BG:
Kommen wir noch mal zurück zur physischen Fitness. Sport spielt einen großen Stellenwert, aber wahrscheinlich nicht den größten. Du hast ja schon gesagt, es ist der Kopf, der Wille. Wie viele Stunden am Tag trainieren die Soldaten in der Regel? Und was kann man tun, damit der Kopf mitmacht? Also, man kann den Kopf ja auch trainieren.

K:
Also, ich kann das nicht pauschalisieren. Ich denke mal, der eine oder andere macht viel Sport und mehr Sport als der andere. Wir haben ja Leute, die hier Triathleten sind, die auch bei so Sachen wie Ironman in Hawaii schon teilgenommen haben. Die legen natürlich einen ganz anderen Stellenwert oder legen den Sport auf eine andere Stufe als manch anderer.
Wichtig ist aus meiner Sicht, dass man immer sich so fit hält, dass man seinen Auftrag erledigen kann. Und dazu gehört natürlich auch ... ja ... Kopftraining ist die eine Sache. Aber ich denke mal, dadurch, dass man so eine kleine Einheit ist und viel, sage ich mal, mit den Kameraden auch Zeit verbringt, ist für mich immer gewesen Kopftraining der Umgang mit den anderen, die Gespräche mit den anderen. Und somit hat man den Kopf halt für seine hauptsächlichen Sachen frei, weil man wusste okay, die anderen denken genauso.

BG:
Du hast das Team eben schon mehrfach angesprochen. Also wie wichtig das Team ist. Während ihr die Leute ausbildet, nach welchen Kriterien könnt ihr bewerten, dieser Mensch passt zu uns, den möchten wir in unseren Teams haben? Also, was muss jemand mitbringen, damit ihr das Gefühl habt, auf den kann man sich verlassen? Also, der ist wirklich, der ist nicht nur teamfähig, sondern der bringt das Team weiter.

K:
Schwierig aus meiner Sicht. Dadurch, dass man aber natürlich die Schüler täglich sieht, und auch täglich mehr als die normale Dienstzeit meistens, kann man irgendwann so ein bisschen sehen: Okay, in welche Richtung gehen die Jungs? Wenn ich natürlich jemanden habe, der, sage ich mal, wenn Arbeit ansteht, sich immer irgendwas sucht und irgendwo anders hingeht und irgendwas macht, wo er nicht großartig arbeiten muss,
das sieht man über die Zeit. Dann kann man natürlich sagen, okay, irgendwo passt das nicht. Was halt dazu kommt, man kann die Leute unter Druck setzen mit der ständigen Belastung und dann teilweise sieht man auch, wie die Leute unter Belastung arbeiten und dann verlieren sie oftmals auch ihr Gesicht und zeigen dann ihr wahres Gesicht. Wenn sie sich denn verstellen.
Für die Kompanie brauchen wir Teamplayer, das heißt jeder fasst mit an, egal welcher Dienstgrad, welche Stellung. Das ist uns in der Ausbildung, und sollte später auch, völlig egal sein, weil, ohne Unterbau oder ohne Teamfähigkeit wird man hier nichts.

BG:
Ich glaube schon, da ist sehr viel Herzblut dabei. Also, einmal Kampfschwimmer, immer Kampfschwimmer - oder sehe ich das falsch?

K:
Bei 99 Prozent würde ich das befürworten, ja.

BG:
Sehr schön! Vielen Dank, Konni, für dieses Gespräch. Fand das jetzt sehr interessant und ich bin ziemlich sicher, dass unsere Zuhörerinnen und Zuhörer das genauso sehen. Danke dir.

K:
Sehr gern!

BG:
Das war der heutige Podcast aus Eckernförde. Machen Sie’s gut und bis zum nächsten Mal. Tschüss!