Transkription Funkkreis – Podcast der Bundeswehr #79

Transkription Funkkreis – Podcast der Bundeswehr #79

Lesedauer:
16 MIN

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Funkkreis – Podcast der Bundeswehr

Sprecher: Amina Vieth, Nadine, Marlin (Name zum Schutz der Soldaten nicht vollständig)

Amina Vieth: Die Luftbildauswertung ist enorm wichtig – für Auslandseinsätze, die Mission und auch für die Amtshilfe. Was die Arbeit so besonders macht, wie man Luftbildauswerter wird und wie die psychischen Belastungen dabei sind, das erklären uns heute Nadine und Marlin. Mein Name ist Amina Vieth. Ich bin aus der Redaktion der Bundeswehr. Und ich heiße im Funkkreis willkommen Nadine und Marlin. Hallo.

Nadine: Hallo.

Marlin: Hallo.

AV: Gleich mal vorab, falls sich jemand wundert, warum ich Sie nur mit Vornamen anspreche: Das hat mit dem Datenschutz zu tun, weil Luftbildauswertung ein sehr sensibles Thema ist. Können Sie uns schon einmal ganz kurz einen Einblick geben, was das eigentlich genau ist, wo genau Sie da eingesetzt sind?

M: Also, die Luftbildauswertung ist ein großer Bestandteil der Bundeswehr, um eine gewisse Aufklärung von gewissen Informationen dem Auftraggeber bereitzustellen.

AV: Wofür brauchen wir diese Informationen in der Bundeswehr?

M: Die Informationen, die wir daraus gewinnen, sind ganz unterschiedlich für die Bundeswehr. Unter anderem brauchen wir die natürlich, um gewisse Vorgaben auszuwerten. Und anhand dieser Auswertungsergebnisse werden dann irgendwo Entscheidungen getroffen, wie dann weiter verfahren wird.

AV: Das ist jetzt natürlich alles ein bisschen theoretisch. Ohne dass ich das jetzt gemein meine. Aber man stellt sich beim Thema Luftbildauswertung ja durchaus schon mal einen Hollywoodfilm vor, wo ganz viele Leute – uniformiert, nicht uniformiert – in einem großen Raum sitzen, der abgeriegelt ist. Und dann schaut man auf einen Bildschirm oder ein Radar und dann werden dort Missionen oder Ähnliches besprochen. Kann ich mir das bei Ihnen auch so vorstellen? Oder können Sie uns da – insoweit möglich – einen Einblick geben, wie der Alltag bei Ihnen abläuft?

M: Auf jeden Fall, das kann ich definitiv tun. Das ist gar nicht mal so verkehrt, sich das Hollywood-Beispiel vor Augen zu führen. Nicht mit ganz so viel Science-Fiction begleitet. Aber wir arbeiten auch in kleinen Teams zusammen. Teamwork ist ganz wichtig bei uns. Der Arbeitsalltag sieht quasi so aus, dass wir die Missionen, die wir bekommen, im Vorfeld planen. Da arbeiten wir Hand in Hand mit den Piloten, als Beispiel. Als greifbares Beispiel nenne ich mal eine Brücke, die wir dann auswerten. Da kann man dann hervorragend sehen, ob das eine normale oder eine klappbare Brücke ist. Das sind Aufgaben, die wir begleiten.

AV: Für was genau werden Sie angefordert? Ich stelle mir vor, dass gerade in Einsätzen wie Afghanistan und Mali… Sind Sie da vor Ort oder findet das alles aus Deutschland statt?

M: Also in Afghanistan speziell sind wir vor Ort (Anm. d. Red.: Wegen des Abzuges aus Afghanistan mittlerweile nicht mehr.) Da arbeiten wir mit der Heron-Drohne, die ja auch bekannt ist. Da sind wir mit einem kleinen Team vor Ort und arbeiten da dann Hand in Hand. In der Mali-Auswertung ist es so, dass wir einen Teil vor Ort machen. Und der Rest wird dann vor Ort hier in Deutschland ausgewertet. Das ist die UNUnited Nations-Vorgabe, die wir haben. Und so arbeiten wir dann.

AV: Das heißt, dass Sie schon eine sehr spezielle kleine Einheit sind? Oder sind das hunderte Luftbildauswerterinnen und Luftbildauswerter? Wie kann ich mir das vorstellen?

M: Also die Spezialisierung in der Luftbildauswertung ist hier in Jagel. Wir haben hier eine große Staffel. Groß bedeutet, dass wir insgesamt um die 200 bis 250 Soldaten sind hier. Da sind natürlich nicht nur Luftbildauswerter dabei, sondern auch noch andere Unterstützungskräfte. Aber so grob 250 Soldaten sind wir hier in Jagel.

AV: Und Soldatinnen nehme ich an, oder?

M: Ja! Da passe ich den Ball mal direkt zu meiner Frau rüber. Da kann sie ein bisschen mehr zu erzählen.

N: Ja, also der weibliche Anteil in der Staffel ist relativ hoch tatsächlich. Das kommt daher, dass man eine abgeschlossene Berufsausbildung haben muss. Und die muss von der Bundeswehr anerkannt werden. Entweder hat man schon eine und steigt mit höherem Dienstgrad ein oder man bekommt eine im Rahmen der ZAW – der zivilen Aus- und Weiterbildung. Die geht dann meistens 21 Monate. Und dann kommt man in die Staffel.

AV: Können Sie uns kurz beschreiben, wie das bei Ihnen war? Wie sind Sie denn überhaupt auf die Idee gekommen: Ja, ich will Luftbildauswerterin werden.

N: Ich selbst bin Soldatenkind. Dementsprechend bin ich mit Soldaten groß geworden. Zu Beginn, als ich gesagt habe, dass ich Soldatin werden möchte, kamen verschiedene Varianten hoch, was ich machen könnte. Darunter fiel zum Beispiel auch die Luftbildauswertung. Der Begriff selbst sagte mir schon was, weil mein Mann dort schon eingesetzt war. Deshalb habe ich halt gesagt: Ja, mache ich.

AV: Das müssen wir vielleicht auch mal kurz thematisieren, das haben wir eben noch nicht gemacht. Wir müssen also mal kurz sagen, dass Sie beide nämlich verheiratet sind. Und wie Sie eben schon angedeutet haben, entstand das nicht durch die Bundeswehr, sondern Sie kannten sich schon vorher.

N: Genau. Mein Mann und ich sind dieses Jahr schon zehn Jahre zusammen.

AV: Wow. Glückwunsch!

N: Wir haben uns quasi schon in Jugendjahren kennengelernt. Und jetzt arbeiten wir auch zusammen.

AV: Das heißt, dass Sie sich ja schon eine ganze Weile kennen. Dann haben Sie ja Eindrücke gewinnen können, was der Job so mit sich bringt. Aber Sie dürfen wahrscheinlich erst seitdem Sie beide in diesem Feld tätig sind, Zuhause darüber sprechen. Oder?

N: Genau. Ich hatte ja nur ganz grobe Einblicke. Ich wusste, er wertet irgendwelche Bilder aus. Genaueres konnte er mir auch nicht sagen. Das fand ich halt trotzdem interessant, als er dann von den Flugzeugen und Schiffen angefangen hatte. Und dann hat sich das ergeben.

AV: Das veranschaulicht ja auch noch einmal, wie sensibel die Daten sind. Sie unterliegen natürlich dem Dienstgeheimnis. Korrigieren Sie mich, wenn ich da jetzt etwas Falsches sagen sollte. Und das ist natürlich so, weil das sehr… Um da noch einmal darauf zurückzukommen: Sie fliegen ja mit, so gesehen. Auch wenn Sie nicht mit im Flugzeug sind. Oder stelle ich mir das jetzt falsch vor?

M: Nee, das ist tatsächlich richtig so. Also wir haben quasi die Möglichkeit, wenn wir im Einsatz sind, mit der Drohne die ganze Zeit live dabei zu sein, wenn die Drohne in der Luft ist. Und wenn wir mit unserem Aufklärungsbehälter unter dem Tornado beispielsweise fliegen, wenn wir Aufklärungsziele in Deutschland auswerten, dann ist es, dass wir bis zu einer gewissen Reichweite auch live mit dabei sein können und die Daten auf jeden Fall schon vor der Landung abgreifen können.

AV: Das heißt, Sie sind dann nicht nur im Ausland aktiv – Afghanistan, Mali –,  sondern auch im Inland. Was guckt man sich denn da so an? Sind das Probeflüge für die Ausbildung oder sind das auch richtig Daten, die von Nutzen sein sollen, weil die Daten für etwas Bestimmtes relevant sind?

M: Ganz konkret kann man sagen, dass wir im Inland auch in der Amtshilfe eingesetzt sind. In letzter Vergangenheit bei dem Moorbrand in Meppen zum Beispiel. Da ist es natürlich mit unserem Equipment, das wir haben, sehr, sehr einfach, große Distanzen zu überbrücken. Mit Infrarot-Aufnahmen können wir dann Brandherde hervorragend auswerten und dann der Feuerwehr am Boden besser die Brandherde zuweisen. Ansonsten ist es so, dass wir viel, viel Ausbildung haben. Wir haben ständig Weiterbildungen. Daher ist es wichtig für enorm wichtig, dass wir Flugstunden mit dem Tornado haben. Dass die dann Aufklärungsziele für uns erfliegen und wir diese dann am Boden auswerten können.

AV: Es ist gut, dass Sie das mit der Amtshilfe noch erklärt haben. Denn aktuell denkt jeder bei dem Thema Amtshilfe an die Corona-Pandemiebekämpfung. Und dann stellt man sich erst einmal die Frage: Was hat die Luftbildauswertung damit zu tun? Aber natürlich, wenn es solche Naturkatastrophen wie Hochwasser und Brände gibt, dann dienen Sie natürlich auch dort. Und leisten einen sehr wichtigen Auftrag, um bei der Eindämmung zu helfen.

M: Sie haben speziell jetzt noch ein Hochwasser angesprochen. Da ist es dann natürlich auch so, dass wir mit unserem Flugzeug die Deichanlagen abfliegen können und dann relativ zeitnah und im Vorfeld einschätzen können, wie ein Damm verstärkt werden muss und das können wir den Kräften dann auch mitteilen.

AV: Es ist wunderbar, dass all diese Sachen möglich sind und die Bundeswehr bereit ist, in diesen Fällen zu helfen, diese Möglichkeiten hat und so spezialisierte Leute wie Sie.
Spezialisierungen – das hat einer von Ihnen eben schon einmal angesprochen. Luftbildauswerter finde ich persönlich schon sehr speziell. Ich komme auch gar nicht aus dem Bereich Luftwaffe oder so etwas. Wie ist das denn innerhalb ihrer Tätigkeit noch einmal aufgeteilt?

N: Als Luftbildauswerter wertet man nach 19 Kategorien aus. Innerhalb dieser Kategorien werden verschiedene Spektren abgedeckt. Zum Beispiel Typenkunde, das heißt Schiffe, Panzer, Flugzeuge. Und dann gibt es noch die Infrastruktur. Wie ist eine Industrieanlage aufgebaut, wie sind die Straßen, welche Wege führen rein, welche Wegen führen raus? Luftbildauswerter werden in allen Kategorien ausgebildet. Später können Sie sich auf einen bestimmten Bereich spezialisieren. Ich persönlich bin eher so der Infrastrukturtyp. Weil ich einfach sage: Typenkunde liegt mir nicht. Dafür liegt mir mehr die Infrastruktur.

AV: Von einer Industrieanlage beispielsweise oder einem Viertel?

N: Auch wenn man sich eine Stadt anschaut. Wie sind die Wege zur Stadt hin? Wie kommt man aus der Stadt wieder raus? Wie sind die Straßen, die Eisenbahngleise? Also alles, was mit Infrastruktur zu tun hat.

AV: Das klingt auf jeden Fall sehr interessant. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass das Einfluss auf das Privatleben hat, wenn man durch Straßenzüge geht. Dass man dann genauer hinguckt, sich vor dem geistigen Auge ein Straßenbild oder ein Straßennetz entwirft. Oder bin ich da völlig aufm falschen Dampfer jetzt?

N: Also, nach meinem einen Modul, wo wir dann zum Beispiel die Brücken durchgenommen haben und ich dann vom Lehrgang wieder heimgefahren bin, hatten wir überall so schöne Brücken. Und da hat man schon geguckt: Was ist das jetzt für eine Brücke? Was könnte sie für Gewicht aushalten? Wie ist die Konstruktion? Aber nach einer Zeit blendet man das aus. Aber man geht schon mit offeneren Augen durch die Welt.

AV: Das ist ja auch gar nicht schlecht. Das kann einem im privaten Leben auch nicht schaden.

M: Definitiv. Da kann ich noch sagen: Es ist wirklich so, wenn man noch weiter in der Materie steckt, dann lernt man definitiv, damit zu leben. Wenn ich zum Beispiel mit meiner Frau unterwegs bin, dann spricht man mal kurz darüber. Aber es dann so: Alles klar, das ist eine Brücke. Da fahren wir jetzt mit Auto drüber und alles ist gut.

AV: Was ist denn Ihr Spezialgebiet, wenn Sie das überhaupt verraten dürfen?

M: Ja, das kann ich ruhig sagen. Ich bin quasi das Gegenstück zu meiner Frau. Ich bin der Typ Typenkunde. Ich nenne es jetzt mal Fanatiker. Bei mir ist es wirklich so, dass ich mir kleinste Details von egal welchen Fahrzeugen einpräge und erkenne sie dann daran. In der Infrastruktur bin ich ganz normal ausgebildet worden, wie meine Frau schon sagte, ist es jedem Luftbildauswerter natürlich vorbehalten, dass er das können muss. Aber ich habe mehr Spaß daran, die Typenkunde zu erkennen, um mich da dann ausleben zu können.

AV: Also da reden wir jetzt wirklich über Panzer, Flugzeuge, militärische Fahrzeuge, Großgerät, oder was genau?

M: Genau. Richtig.

AV: Sie leben unter einem Dach und jetzt haben Sie denselben Arbeitgeber, die Bundeswehr. Redet man da zu Hause viel über die Arbeit oder versucht man, einen Cut zu machen?

M: Im Normalfall kann man sagen, man spricht da nicht wirklich drüber. Wir haben ja im Dienst die Möglichkeit, da wir zusammenarbeiten, da Vieles zu besprechen. Aber sicherlich, wenn mal etwas extrem Exorbitantes passieren sollte, dann haben wir – also ich und meine Frau – schon die Möglichkeit, darüber zu sprechen. Natürlich nur unter vier Augen, weil wir halt der Geheimhaltung unterliegen. Aber ist ein großer Vorteil, den wir auch darin sehen.

AV: Wenn Sie exorbitant sagen, da denke ich auch gleich daran – ich sagte ja eben, wenn man sich das ein hollywoodmäßig vorstellt, wie im Spielfilm – dass man direkt dabei, gerade bei einer Mission oder im Auslandseinsatz. Auch wenn man weit weg ist, nicht der Pilot ist oder unten den Bodentruppen angehört, dass es dennoch sehr belastend sein kann, was man dort sieht.

M: Das kann ich auf jeden Fall insoweit sagen: Ja, wir sehen wirklich alles, was am Boden passiert. Viel weiter kann ich darauf nicht eingehen.

AV: Sie waren auch schon im Auslandseinsatz?

M: Ja. Ich war in Afghanistan im Einsatz. Und ich arbeite regelmäßig auch in der Auswertung, die wir für Mali machen.

AV: Und bei der Frau, also bei Ihrer Frau, bei Nadine, dauert es noch ein bisschen bis zum ersten Einsatz. Sie sind ja noch nicht ganz so lange dabei.

N: Genau, ich bin erst seit 2017 dabei. Die Fachausbildung dauert neun Monate, wenn man Glück hat und alles in einem Durchgang hat. Bei mir kam jetzt die Corona-Pandemie dazwischen. Deswegen muss ich jetzt die Lehrgangstermine nehmen, die ich noch bekomme. Mir persönlich fehlt jetzt noch ein Modul, auf das ich jetzt warte. Wenn das dann durch ist, kommt noch der Feldwebellehrgang 3, den jeder Soldat absolvieren muss. Und danach bin ich dann offiziell fertig ausgebildet.

AV: Feldwebellehrgang ist ein gutes Stichwort. Wir haben nämlich noch gar nicht darüber gesprochen, über welche Laufbahn wir hier eigentlich reden?

M: Also meine Frau und ich sind in der Feldwebellaufbahn eingestellt bei der Bundeswehr. Das ist die mittlere Laufbahn, wenn man so will. Es gibt in der Luftbildauswertung auch tatsächlich nur die Feldwebellaufbahn und quasi die Fachoffiziere und Truppenoffiziere. Alles darunter ist nicht für die Luftbildauswertung vorgesehen.

AV: Wenn ich jetzt sagen würde: Ich möchte auch Luftbildauswerter werden bzw. Luftbildauswerterin. Wie würde ich das angehen? Oder was würden Sie jemandem raten, der das für sich in Betracht zieht?

M: In erster Linie muss man sich im Klaren darüber sein, ob man wirklich zur Bundeswehr gehen möchte. Sagen wir mal, diese Entscheidung muss im Vorfeld getroffen werden. Und wo man sich hundertprozentig drüber klar sein muss, wenn man Luftbildauswerter werden möchte, dann ist es definitiv so, dass man in den Einsatz gehen wird. Da gibt es auch kein Pardon oder Entschuldigung vor. Da ist es dann definitiv so, dass man vor Ort sein wird, wenn man jetzt mal Afghanistan als Beispiel nimmt. Ansonsten eine gewisse Offenheit für Neues, ist sehr wichtig mitzubringen.

AV: Und wahrscheinlich auch eine gewisse Ausdauer. Ich stelle mir das sehr fordernd vor, für die Augen, für das Gehirn. Weil sie ja permanent total fokussiert sein müssen. Oder haben Sie dann alle halbe Stunde zehn Minuten Pause oder sowas?

M: Nein, das ist definitiv nicht so. Es ist definitiv Fakt, dass man gerade auch im Einsatz viele, viele Stunden konzentriert am Arbeiten ist. Wenn man seine Schicht dann irgendwann beendet hat, also wir arbeiten in einem Schichtsystem, dass man dann den Akku aufgebraucht hat und den ein wenig mal wieder aufladen muss.

AV: Was haben Sie für Techniken, um sich davon auch mal zu lösen und zu befreien? Das ist ja auch eine sitzende Tätigkeit. Das ist ja nicht so, dass Sie da auf dem Laufband noch nebenher rennen. Was macht man da in der Freizeit, um auch mal ein bisschen runterzukommen?

M: Ich persönlich bin sportlich sehr aktiv. Ich spiele Football und gehe zusätzlich noch ins Fitnessstudio. Da finde ich dann meinen Ausgleich.

N: Ich bin das komplette Gegenteil. Ich hatte auch vorher Sport gemacht, aber jetzt bin ich eher für die Nintendo-Switch-Profi, hätte ich jetzt gesagt. Einfach ein Farmspiel reinmachen, meine Farm bewässern und bepflanzen. Dann schalte ich komplett ab.

AV: Können Sie denn für unsere Hörerinnen und Hörer sagen, warum das für Sie der beste Job ist?

M: Ja, definitiv. Bei mir war der riesige Traum im Vorfeld, als ich mich entschieden hatte, zur Bundeswehr zu gehen: Ich möchte Pilot werden. Ich wollte ursprünglich Kampfjetpilot werden. Das hat aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Dann habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, am Flugzeug so dicht wir möglich dabei zu sein. Und letztendlich bin ich dann über ein kurzes Praktikum zur Luftbildauswertung gekommen und habe dann festgestellt: Ey, du sitzt zwar nicht im Flugzeug, aber du fliegst live mit. Und du bestimmst quasi im Nachhinein oder im Vorfeld mit, was für Luftbildauswertungsergebnisse produziert werden müssen. So bin ich dann zur Luftbildauswertung gestoßen. Und habe für mich entdeckt, dass das absolut mein Traum ist. Man muss sich ständig weiterbilden. Und die Herausforderungen, die einem täglich bei diesem Beruf gestellt werden, machen mir unheimlich viel Spaß.

AV: Das klingt auf jeden Fall sehr gut. Und wie Sie schon sagten: Sie sind dann zwar nicht im Flieger, aber direkt am Flieger. Und Sie stehen dann während des Fluges im Kontakt mit der Pilotin oder dem Piloten. Oder?

M: Genau. Richtig.

AV: Worüber wir eben auch noch nicht explizit gesprochen hatten, dass Sie schon vor dem Flug involviert sind. Weil Sie ja sagen müssen, was genau Sie brauchen und aus welchen Perspektiven.

M: Genau. Richtig. Es ist so, dass wir im Vorfeld uns mit dem Piloten und dem Co-Piloten zusammensetzen, wenn wir jetzt vom Tornado ausgehen. Wir sprechen dann gewisse Parameter mit ihnen durch. Wie sie fliegen müssen, damit wir die bestmöglichen Ergebnisse bekommen oder Ergebnisse auswerten können. Nehmen wir mal wieder die Brücke, was ich vorhin schon einmal angesprochen hatte. In dem Fall ist es wichtig, dass man mehrere Perspektivwechsel hat – einmal von der Seite, einmal von oben drüber, verschiedene Höhen zum Teil, dass das dann abgelichtet wird. Damit das Produkt, das dann abgegeben wird, die bestmöglichen Bilder geben kann.

AV: Das Produkt besteht aber wahrscheinlich nicht nur aus Bildern. Sie müssen wahrscheinlich umfangreiche Texte dazu schreiben.

M: Genau. Also die Bilder, das ist ein Misch aus einzelnen Bildern. Wir nennen das Annotation. Wir schreiben was dazu, markieren Sachen auf den Bildern, die uns aufgefallen sind, die wir gesehen haben. Und dann je nach Auftragslage ist das unterschiedlich, was wir dazu sagen.

AV: Vielen Dank für die Ausführungen.
Und Nadine, jetzt hat Ihr Ehemann schon so viel gesagt. Aber ich denke, Sie haben bestimmt auch noch etwas zu ergänzen, warum es für Sie der schönste Job ist.

N: Für mich ist das ein total toller Job, weil er so vielseitig ist. Es wechselt immer. Man kann gucken, wenn man sich die Bilder anschaut: Wie sah der Hafen vor 20 Jahren aus? Wie sieht er jetzt aus? Wie entwickelt sich alles weiter? Eindrücke von den Schiffen, von den Fahrzeugen. Das ist immer ein stetiger Wandel, den man da miterlebt. Dann merkt man auch, wie faszinierend das ist, wie die Technik immer schneller vorankommt.

AV: Da habe ich auf jeden Fall eine ganze Menge gelernt heute. Und unsere Hörerinnen und Hörer vermutlich auch. Auf jeden Fall wissen wir jetzt viel mehr über ein Feld, das vermutlich einigen vorher noch nicht gar nicht bekannt war, dass es das bei uns gibt. Und welche Bedeutung das eigentlich für unsere Soldatinnen und Soldaten, für die gesamte Bundeswehr hat. Nadine und Marlin, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben, bei uns im Funkkreis heute dabei zu sein.

N&M: Sehr gerne.

AV: Und Ihnen vielen Dank, dass Sie diese Woche wieder eingeschaltet haben. Den nächsten Podcast gibt es wie gewohnt in einer Woche. Meine Name ist Amina Vieth. Ich melde mich ab aus dem Funkkreis.

von Amina Vieth

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