Lügner enttarnen: MADMilitärischer Abschirmdienst und Psychologen erklären, wie es geht

Lügner enttarnen: MADMilitärischer Abschirmdienst und Psychologen erklären, wie es geht

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Steht einem die Lüge ins Gesicht geschrieben? Woran erkenne ich, ob ich angelogen werde? Gibt es ein perfektes Persönlichkeitsprofil als Spion oder Spionin? Diese Fragen beantworten Psychologin Michaela Pfundmair und Psychologe Stephan Lau im Funkkreis. Außerdem berichtet ein Major des Militärischen Abschirmdienstes über seinen Auftrag im Einsatz.

Logo "Funkkreis" und Text "Lügen enttarnen", dahinter Polygonmuster und ein Mann sitzend an einem Tisch
Die Nachrichtendienste haben in Kooperation mit der Hochschule des Bundes und der Universität der Bundeswehr in München einen Studiengang konzipiert, um ihren Nachwuchs seit 2019 akademisch ans Spionieren heranzuführen
Audio-Transkription

Die amerikanischen Serien „Mindhunter“ und „Lie to Me“ haben zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauern gezeigt, welche Techniken es angeblich gibt, um die Psyche von Menschen zu durchdringen und ihr Verhalten zu analysieren. Doch wie viel hat die Fiktion mit der Arbeit der deutschen Nachrichtendienste wirklich zu tun?

Die drei deutschen Nachrichtendienste – das Bundesamt für Verfassungsschutz, der Bundesnachrichtendienst und das Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst (BAMADBundesamt für den Militärischen Abschirmdienst) – haben in Kooperation mit der Hochschule des Bundes und der Universität der Bundeswehr in München einen Studiengang ins Leben gerufen, der ihren Nachwuchs akademisch an die Kunst des Spionierens heranführt. MISS Master in Intelligence and Security Studies heißt dieser Studiengang, Master in Intelligence and Security Studies.

Oberleutnant Lara Weyland begrüßt im Podcast zwei Psychologiedozenten des Fachbereiches Nachrichtendienste und einen Praktiker des BAMADBundesamt für den Militärischen Abschirmdienst, der selbst MISS Master in Intelligence and Security Studies-Absolvent ist. Sie sprechen im Funkkreis über Alltagstheorien und entkräften dabei das eine oder andere Hollywood-Klischee. Die Folge ist ein Ausschnitt aus einem längeren Interview zum Thema.

Wie erkenne ich eine Lüge?

Schnelles Reden, den Blick abwenden, nervöses Nägelkauen: Sind dies Indikatoren, dass gerade eine Lügnerin oder ein Lügner vor mir sitzt? Psychologin Michaela Pfundmair und Psychologe Stephan Lau nähern sich wissenschaftlich dem Thema der Lügenerkennung an und verweisen dabei auf einige Studien und Bücher. Der dritte Gast im Funkkreis ist Major Tom*, Mitarbeiter im Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst und als solcher vor allem im Nahen Osten aktiv. Er sagt: „Wir haben unsere individuellen Techniken, die wir anwenden. Zum Lügenerkennen gehört auch ein Vertrauensverhältnis. Das muss ich erstmal aufbauen, um dann zu beurteilen, wie sich möglicherweise eine Quelle verhält, die lügt.“ 

Es komme auch vor, dass jemand nicht bewusst falsche Aussagen treffe. Dieses Phänomen bezeichnet man als „kognitive Verzerrung“. Die Aussage von Informanten könne somit subjektiv wahr sein, aber objektiv falsch. Man könne also in der Überzeugung von etwas sein, dass sich faktisch so nicht abgespielt habe. Michaela Pfundmair sagt, es handele sich dabei um Scheinerinnerungen, um Fehler in der Wahrnehmung, im Erinnern, Denken und Urteilen. Als nebenberufliche Glaubhaftigkeitsbegutachterin vor Gericht hat sie das ein oder andere spannende Fallbeispiel auf Lager, das zeigt, welchen Fehlschlüssen und Gedankenfehlern man im Alltag unterliegt.

Stephan Lau erklärt, wieso nonverbale Verhaltensweisen nicht aussagekräftig zur Lügenanalyse seien: „Die Nonverbalität ist nur eine Datenquelle von vielen, die man zur Beurteilung heranziehen muss.“ Was jedoch ein Lügenindiz sein könnte, erfahren Sie in dieser Folge Funkkreis.

Welche Befragungsmethoden sind am geeignetsten?

Der Podcast macht deutlich, dass Wissenschaft und Praxis manchmal nicht dicht beieinanderliegen. Theoretische Techniken, um die Psyche von Menschen zu durchdringen und ihr Verhalten zu analysieren, funktionieren in der Praxis öfter nicht. Major Tom* erklärt, dass er damals in seiner nachrichtendienstlichen Ausbildung beim BAMADBundesamt für den Militärischen Abschirmdienst im Deuten und Analysieren von Nonverbalität ausgebildet wurde. Er sagt: „Es ist aber auch so, dass wir uns als Behörde weiterentwickeln und uns für die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse öffnen. Aus diesem Grund wurde mir auch ermöglicht, den Master in Intelligence and Security Studies zu studieren.“ So könne er selbst beurteilen, welche theoretischen Inhalte in der Praxis funktionieren.

Major Tom* nennt eine seit Jahren etablierte Technik des Militärischen Abschirmdienstes, um Befragungen durchzuführen: Das „Kognitive Interview“. Eine Methode, die den Befragten unterstützen soll, Erinnerungen abzurufen. Dass dazu mehr gehört, als offene Fragen zu stellen, wird von Pfundmair und Lau ausführlich erklärt. Sie weisen darauf hin, dass eine empathische Aufmerksamkeit von Befragenden für die Informationsgewinnung essenziell ist und erklären, wie man das am besten anstellt. Kleinigkeiten wie das Angleichen der Stimme und der Mimik an Gesprächspartnerin und Gesprächspartner können dabei bahnbrechende Gesprächsöffner sein und das Abgreifen von möglichst vielen Informationen ermöglichen.

Man muss auch immer den Zweck der Befragung sehen“, führt Major Tom* an. „Wenn es um einen reinen Nachrichtenhändler geht, dann ist es nicht relevant, Beziehungspflege mittels Empathie und Aufmerksamkeit zu betreiben. Er bietet sich ja praktisch selbst an und will reden, hat also eine intrinsische Motivation.“

Wie die Aufgabenfelder des BAMADBundesamt für den Militärischen Abschirmdienst im Einsatz aussehen, erklärt Major Tom* ebenfalls und lässt auch mal durchblicken, dass der Spagat zwischen Geheimhaltung und Transparenz im privaten Familienleben schwierig sein kann. Er als BAMADBundesamt für den Militärischen Abschirmdienst-Mitarbeiter fahre da eine strikte „Trennungspolitik“. Wenn Sie wissen wollen, was er damit meint, dann hören Sie in die Folge Funkkreis rein.

*Name zum Identitätsschutz nicht genannt.

von Lara Weyland

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.