Nach Corona-Pause: Militärhistorisches Museum öffnet mit neuer Sonderausstellung

Nach Corona-Pause: Militärhistorisches Museum öffnet mit neuer Sonderausstellung

Datum:
Ort:
Dresden
Lesedauer:
3 MIN

Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden meldet sich aus der Corona-Pause mit einem Paukenschlag zurück. Ab dem 7. Juni 2021 kann nicht nur die Dauerausstellung wieder besucht werden. Zur gleichen Zeit wird auch die neue Sonderausstellung „Hitlers Elitetruppe? Mythos Fallschirmjäger“ eröffnet.

Außenansicht von einem historischen Gebäude mit einem keilförmigen Neubau

Der vom weltberühmten USUnited States-Architekten Daniel Libeskind gestaltete Keil durchschneidet das Hauptgebäude des Militärhistorischen Museums. Er verweist auf die Brüche in der deutschen Militärgeschichte und thematisiert die Bombardierung Dresdens 1945.

MHM/Nick Hufton

Kulturgeschichte von Gewalt und Krieg

Wie eine Pfeilspitze durchschneidet der markante Keil des amerikanischen Architekten Daniel Libeskind das historische Arsenalgebäude in der Dresdner Albertstadt, das das Militärhistorische Museum der Bundeswehr, kurz MHM, beherbergt. Außen wie innen setzt das Museum Akzente. Doch bedingt durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie musste es für mehrere Monate schließen. Ab dem 7. Juni 2021 kann es nun wieder erforscht werden. Als Dienststelle der Bundeswehr, geleitet durch einen Oberst und promovierten Historiker, ist das MHM der wissenschaftlichen Darstellung geschichtlicher Fakten verpflichtet.

Wer das MHM schon einmal besucht hat, erkennt auf den ersten Blick, dass es sich bei ihm um keine Ruhmeshalle handelt. Stattdessen nimmt es Besucher und Besucherinnen in seiner Dauerausstellung mit auf eine kulturgeschichtliche Reise durch über 700 Jahre deutsche Militärgeschichte im europäischen Kontext. Dabei stehen der Mensch und die Frage nach den Ursachen und Folgen von Krieg und Gewalt im Mittelpunkt der Betrachtung. Auf einer Fläche von rund 10.000 Quadratmetern erzählen 10.000 Ausstellungsstücke teils sehr bewegende, individuelle Geschichten vom Mittelalter bis in die Gegenwart.

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Im Video stellt sich das Militärhistorische Museum (MHM) der Bundeswehr in Dresden vor. Außergewöhnliche Perspektiven auf über 700 Jahre Militärgeschichte erwarten Besucher und Besucherinnen. Das MHM gehört zu den bedeutendsten Geschichtsmuseen …

Sonderausstellung über Fallschirmjäger der Wehrmacht

Mit regelmäßigen Sonderausstellungen richtet das MHM seinen Fokus auf ausgewählte militärgeschichtliche Themen. Mit ihnen sollen tradierte Geschichtsbilder als solche bewusst gemacht, aufgebrochen und auch kontrovers diskutiert werden. So auch jetzt: Die ebenfalls zum 7. Juni 2021 öffnende neue Sonderausstellung „Hitlers Elitetruppe? Mythos Fallschirmjäger“ geht noch bis Januar 2022 den Wurzeln einer Truppengattung auf den Grund, die auch in den Armeen vieler anderer Länder einen Sonderstatus hat.

Um die Fallschirmjäger der deutschen Wehrmacht ranken sich viele Mythen. Großteils begründete diese die feinausgeklügelte Propaganda-Maschinerie eines Reichsministers Joseph Goebbels. Doch noch bis heute stehen bei manch militärgeschichtlich Interessierten die Eroberung Kretas durch eine Luftlandung 1941 und die zu einem „Sieg“ umgedeutete Abwehrschlacht am Monte Cassino 1944 für die vermeintlich unvergleichbare militärische Leistungs- und Durchhaltefähigkeit der damaligen deutschen Fallschirmjäger.

Durch die Auswertung bisher unzugänglicher Quellen kommt der Kurator der Ausstellung, Magnus Pahl, allerdings zu dem Schluss, „dass die Schlachten von Kreta und am Monte Cassino neu zu bewerten sind“. Die Ausstellung zeigt zudem auf, dass die Elitetruppe dem nationalsozialistischen Regime politisch besonders nahe stand und in Kriegsverbrechen verstrickt war. Ein Fakt, der nach 1945 gerne „vergessen“ wurde.

Ausstellungsplakat mit dem Text „Hitlers Elitetruppe? Mythos Fallschirmjäger“

22 Plakate sind der Kern der neuen Sonderausstellung. In Dresden werden sie ergänzt von einer Vielzahl historischer Objekte, Dokumente und Fotografien. Der Großteil der Ausstellungsstücke wird dabei erstmalig einem großen Publikum zugänglich gemacht.

MHM/Alpha Stock/Alamy Stock Foto/akg-images/arkivi

Die neue Sonderausstellung richtet ihren Blick schließlich auch auf das Nachwirken der Mythen um Kreta und Monte Cassino nach 1945. Die 1955 gegründete Bundeswehr verstand sich nicht als „Nachfolgerin“ der Wehrmacht, sondern als eine völlig neue Armee in einer noch jungen Demokratie. So gibt es auch keine Traditionslinie zwischen der Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht und der Bundeswehr.

In den Anfangsjahren der Bundeswehr sind jedoch auf Führungspositionen Überschneidungen zwischen der alten und neuen Fallschirmjägertruppe unübersehbar. Dabei stellt sich die Frage, wurden möglicherweise althergebrachte Denk- und Verhaltensweisen unreflektiert in die neue Truppe übernommen? Zu diesem Themenaspekt lägen noch keine abschließenden Forschungen vor. Die Ausstellung und der dazugehörige Begleitband wolle den Besuchenden hierfür jedoch „erste Deutungsangebote“ bieten.

von Fabian Friedl

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