Kommando Spezialkräfte

Sanitätsspezialzug – die Rettungsspezialisten vom Kommando Spezialkräfte

Das Kommando Spezialkräfte verfügt über einen Sanitätsspezialzug mit besonders befähigtem Personal. Diese Rettungsspezialisten folgen den Kommandosoldaten in alle Klimazonen. Sie operieren in kleinen Teams und sind auf schwere Fälle vorbereitet. Sogar eine intensivmedizinische Betreuung können sie unter Feldbedingungen längere Zeit sicherstellen.

Ein KSK-Soldat kniet neben einem verletzten Soldaten vor einem zerstörten Auto. Dahinter Soldaten und ein Hubschrauber am Boden.

Die Lebensretter

Medizinisch versiert, körperlich topfit und sehr fokussiert. Wer als Rettungsspezialist zum Kommando Spezialkräfte will, muss einen harten Auswahltest bestehen und die richtige innere Einstellung mitbringen.  

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  • Zwei bewaffnete KSK-Soldaten stehen vor einem Hubschauber.
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    Der Auftrag

    Wenn die Angehörigen des Kommandos Spezialkräfte (KSKKommando Spezialkräfte) in den Einsatz gehen, muss eine funktionierende Rettungskette gewährleistet sein. Das erste Glied dieser Kette bilden beim KSKKommando Spezialkräfte sogenannte Besonders Befähigte Unterstützungskräfte (BBUBesonders Befähigte Unterstützungskräfte) aus den Reihen des Sanitätsspezialzuges. Die Angehörigen des Sanitätsspezialzuges sind bestens ausgebildete, einsatzerfahrene Ärztinnen und Ärzte sowie Notfallsanitäterinnen und -sanitäter. Ohne sie finden Operationen des KSKKommando Spezialkräfte in der Regel nicht statt.

    Der Sanitätsspezialzug folgt den Kommandosoldaten auf Abruf bis nahe an die unmittelbare Kampfzone und, wenn es sein muss, auch weiter. Verwundete werden also im Ernstfall unter erheblicher Eigengefährdung der BBUBesonders Befähigte Unterstützungskräfte übernommen. Nur so können sie die Kommandosoldaten möglichst schnell wieder für ihren eigentlichen Auftrag freimachen.

    Die Angehörigen des Sanitätsspezialzuges operieren entweder zu viert im Beweglichen Arzttrupp (BATBeweglicher Arzttrupp) mit Einsatzärztin und -arzt oder zu dritt als Rettungstrupp. Dank ihrer Ausbildung sind sie in der Lage, weltweit in allen Klimazonen zu operieren. Nach der ersten Versorgung im Felde gilt es, die Verwundeten möglichst schnell an das nächste Glied der Rettungskette zu übergeben – das Einsatzchirurgenteam SOSTSpecial Operations Surgical Team (Special Operations Surgical Team).

  • Ein KSK-Soldaten seilt sich aus einem Hubschauber auf das Dach eines Gebäudes ab.
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    Folgefähigkeit

    Um den Kommandosoldaten in ihre Einsätze folgen zu können, wird von den Angehörigen des Sanitätsspezialzuges Flexibilität und Vielseitigkeit gefordert. Neben fachlicher Exzellenz und körperlicher Fitness ist die mentale Einstellung zum Beruf von großer Bedeutung. Kandidatinnen und Kandidaten müssen sich darüber im Klaren sein, dass der Job physisch und psychisch deutlich fordernder als eine durchschnittliche Verwendung im Sanitätsdienst ist.

    Abgesetzt operierende Spezialeinheiten können nicht ohne Weiteres Nachschub oder Verstärkung erhalten. Das limitiert die Möglichkeiten im Einsatz und fordert besonderen Einfallsreichtum und Routine bei medizinischen Maßnahmen. Außerdem werden die Rettungsspezialisten des KSKKommando Spezialkräfte in den verschiedensten Verbringungsarten geschult. Schnelles Anlanden mit oder Abseilen vom Hubschrauber gehören dazu. Perspektivisch soll das Personal auch befähigt werden, der Truppe im Freifallverfahren am Lenkschirm zu folgen.

    Um geeigneten Nachwuchs auszuwählen, müssen sich Interessierte einem Potenzialfeststellungsverfahren stellen, das in Teilen dem für Kommandosoldaten entspricht. Das Verfahren dauert eine Woche und schließt unter anderem eine Durchschlageübung im Schwarzwald mit ein. Dabei werden die Kandidaten auf Herz und Nieren geprüft.

  • Mehrere KSK-Soldaten versorgen einen am Boden liegenden verwundeten Soldaten im Gelände.
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    Rettungsspezialisten mit NATONorth Atlantic Treaty Organization-Zertifikat

    Die Fähigkeiten des Sanitätsspezialzuges orientieren sich an den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Vorgaben für das Sanitätspersonal bei Spezialkräften. Das Akronym NSOMTNATO Special Operations Medical Technician steht für NATONorth Atlantic Treaty Organization Special Operations Medical Technician und codiert eine umfangreiche standardisierte Ausbildung mit anschließender Zertifizierung nach den Vorschriften der Allianz.

    Die NSOMTNATO Special Operations Medical Technician beim KSKKommando Spezialkräfte werden in der Regel als Rettungsspezialisten bezeichnet, wobei ihre Ausbildung die Zertifizierungsvorgaben der NATONorth Atlantic Treaty Organization sogar noch übertrifft. Die Rettungsspezialisten sind Portepee-Unteroffizierinnen und -offiziere, die bereits bis Notfallsanitäter ausgebildet sind, wenn sie in die weiterführende Ausbildung beim KSKKommando Spezialkräfte einsteigen.

    Ihre Basisausbildung umfasst einerseits einen militärfachlichen Anteil mit taktischen Elementen. Hier lernen die angehenden NSOMTNATO Special Operations Medical Technician zum Beispiel, wie Verwundete aus schwer zugänglichen Orten zu retten sind oder wie sich Sanitätspersonal unter Feuer des Gegners bewegt. Der medizinfachliche Teil gliedert sich in Praktika und theoretischen Unterricht. Dabei steht unter anderem der erweiterte Einsatz von Medikamenten im Fokus. Insgesamt dauert die Ausbildung rund ein Jahr.

  • Zwei KSK-Soldaten versorgen in einem Gebäude einen am Boden liegenden Soldaten mit einer schweren Beinverletzung.
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    Realitätsnahe Ausbildung

    Train as you fight. Dieser Grundgedanke zieht sich durch die gesamte Ausbildung beim KSKKommando Spezialkräfte. Für die Sanitätskräfte gilt da nichts anderes. Übungsszenare des Sanitätsspezialzuges werden daher nicht vom bestmöglichen Szenario her entwickelt, sondern eher vom GAU. Herausforderung geht vor Bequemlichkeit.

    Bei seinen Übungen kooperiert das KSKKommando Spezialkräfte – wie viele andere europäische Spezialkräfte auch – seit Jahren mit einer britischen Firma, die überwiegend körperlich versehrte Schauspieler beschäftigt. Diese Personen haben Gliedmaßen meist durch Unfälle und mitunter auch als Truppe im Einsatz verloren. Der Einsatz dieser sehr erfahrenen Darsteller bringt auch hartgesottenes Sanitätspersonal an seine Grenzen. Denn die erlittenen Verletzungen lassen sich in der Übung viel realistischer darstellen, was den Stresspegel für die Truppe anhebt.

    Die Schauspieler werden vor der Übung mitunter auch mit speziellem Kunstgewebe präpariert, an dem sich sogar Schnitte mit dem Skalpell durchführen lassen. Oft unterstützen zivile Beobachter die Übungen mit tragbaren Monitoren, mit denen sich die Vitalfunktionen eines Patienten darstellen und manipulieren lassen. Die fachliche Auswertung kann so unmittelbar vor Ort erfolgen.

  • Ein KSK-Soldat bedient ein mobiles Gerät während der Versorgung eines verwundeten Soldaten.
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    Prolonged Field Care

    Ziel der taktischen Verwundetenversorgung ist stets eine schnelle Übergabe an adäquat ausgestattete Behandlungseinrichtungen. Wenn aber Spezialkräfte in unzugänglichen Gebieten operieren oder die taktische Situation es erfordert, müssen Verwundete auch unter schwierigen Bedingungen einige Zeit versorgt werden können.

    Die sogenannte Prolonged Field Care bedeutet im Grunde Intensivmedizin unter widrigen Umständen und stellt höchste Anforderungen an die fachliche Kompetenz der NSOMTNATO Special Operations Medical Technician. Tatsächlich werden die Angehörigen des Sanitätsspezialzuges dazu ausgebildet, Verwundete unter primitiven Feldbedingungen bis zu 72 Stunden am Leben zu halten. Neben der Pflege durch die NSOMTNATO Special Operations Medical Technician im Schichtsystem wird auch der schonende Transport des Verwundeten geübt.

    Zur technischen Ausstattung für die Prolonged Field Care gehören neben Ultraschallgeräten unter anderem mobile Überwachungsmonitore sowie tragbare Beatmungsgeräte und Sauerstoffkonzentratoren. Außerdem sind die Rettungsspezialisten befähigt, als Ultima Ratio direkt Bluttransfusionen von Mensch zu Mensch vorzunehmen.

    von Markus Tiedke