Software für Fallschirmspringer prämiert

Software für Fallschirmspringer prämiert

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Heidemarie Schmid macht mit ihrer Software Fallschirmsprünge sicherer. Dafür wird die Oberregierungsrätin mit der Sonderprämie des Kontinuierlichen Verbesserungsprogramms ausgezeichnet.

Was wünscht sich der Fallschirmspringer, bevor er sich im freien Fall Richtung Erde stürzt? Einen guten Flug und eine sichere Landung. Oberregierungsrätin Heidemarie Schmid lässt diese Wünsche für die Fallschirmjäger der Bundeswehr in Erfüllung gehen: Mit einer selbst entwickelten Software zur Berechnung des optimalen Absprungpunktes.

Für ihre kreative Leistung erhält Schmid am Mittwoch in Berlin die Sonderprämie des Kontinuierlichen Verbesserungsprogrammes der Bundeswehr in Höhe von 10.000 Euro. Eine Urkunde und die Glückwünsche von Staatssekretär Gerd Hoofe gibt es obendrauf.

Soldat beim Absprung aus dem Flugzeug

Glück ab!: Eine neue Software macht Fallschirmspringen sicherer.

Bundeswehr/Jana Neumann

Sicher ist sicher – auch im Sprungdienst

Heidemarie Schmid ist Leiterin der Geoinformationsberatungsstelle am Ausbildungsstützpunkt Luftlande und Lufttransport in Altenstadt. Die Meteorologin kam 2002 zur Bundeswehr. Sie unterrichtete lange am Zentrum für Geoinformationswesen, bevor sie den Chefposten in Altenstadt übernahm.

Mit ihrem Team wertet sie Klima- und Wetterdaten aus und erstellt die Flugwetterberatung für die Soldaten, die zum Sprungdienst antreten. „Ich schaue, ob die Sicherheit in der Luft gewährleistet ist.“ Windstärke und Windrichtung, Bewölkung, Flugzeit und Flughöhe – viele Variablen müssen berücksichtigt werden, damit die Fallschirmjäger da landen, wo sie sollen.

„Einfach drauflos programmiert“

Schmids Flugwetterberatung bildet auch die Basis für die Berechnung der optimalen Absprungpunkte, um im Gleitflug ans Ziel zu gelangen. Die Fallschirmjäger hatten diese Berechnung bislang selbst gemacht – in mühevoller, zeitraubender Handarbeit. „Das hielt ich im Zeitalter der digitalen Technik für nicht mehr zeitgemäß“, sagt Schmid.

Es müsse doch möglich sein, das vom Computer erledigen zu lassen. „Also habe ich mich an meinen Programmierkurs aus der achten Klasse erinnert und einfach drauflos programmiert.“

Hoofe gibt Heidemarie Schmid die Hand

Handschlag: Staatssekretär Hoofe beglückwünscht Heidemarie Schmid.

Bundeswehr/Uwe Grauwinkel

Schnellere und genauere Berechnungen

Vier Monate später war die erste Version fertig. Schmid taufte ihr Programm in Anlehnung an ihren Vornamen „HEIDISEvaluated Intelligent Drop Infiltration System“ – „HAHO/HALOHigh Altitude Low Opening Evaluated Intelligent Drop Infiltration System“. Wird die Software mit Daten aus den Wetterdiensten gefüttert, ermittelt sie automatisch die beste Sprungposition entlang der Flugroute und überträgt sie auf die digitalen Karten der Soldaten.

Alles in allem braucht das computergestützte Berechnungsverfahren zwei bis drei Minuten, bis es ein Ergebnis ausspuckt – zuvor hatten die Soldaten oft eine Stunde über den Zahlen gebrütet. „Durch die aktuelleren Daten kann schnell auf Veränderungen der Lage reagiert werden. Das bedeutet mehr Genauigkeit und mehr Sicherheit für die Fallschirmspringer.“

In der Praxis bewährt

Seit August letzten Jahres hat Schmid ihr Programm um mehrere tausend Zeilen Code erweitert. Sie war zweimal in den USA, um das Programm praktisch zu testen. Ehrensache, dass sie die Software beim Kontinuierlichen Verbesserungsprogramm vorschlug.

Die Experten lobten den Vorschlag in höchsten Tönen. HEIDISEvaluated Intelligent Drop Infiltration System sei von „herausragender Bedeutung“, die Software entspreche „allen hohen Anforderungen an die Vorbereitung, Durchführung und Umsetzung des militärischen Fallschirmsprungdienstes.“ Schmids Entwicklung reduziere somit „die Gefahr für Leib und Leben der Fallschirmspringer deutlich“, hieß es.

Mehr Lob geht nicht, doch Schmid bleibt bescheiden: „Ich habe das nicht für den Preis gemacht, sondern weil mich das einfach interessiert hat.“ Na dann: Glück ab!

Gruppenbild von Hoofe und den Preisträgern

Gruppenbild: Die Preisträger wurden ins Verteidigungsministerium eingeladen.

Bundeswehr/Uwe Grauwinkel

Weitere Preise und ein Pokal

Neben Heidemarie Schmid wurden auch zwei Beamte des Marinearsenals Wilhelmshaven ausgezeichnet. Klaus Tammen und Hans-Dieter Offer strichen die Höchstprämie für einen Vorschlag ein, der die Instandsetzung von Fregatten des Typs F124 im Schwimmdock wesentlich erleichtert. Mario Grun und Armin Kreutzer von der Wehrtechnischen Dienststelle 41 in Trier bekamen eine Prämie in Höhe von 9.700 Euro zugesprochen. Sie hatten vorgeschlagen, handelsübliche Festplatten für die Zwecke der Bundeswehr zu modifizieren, anstatt teure Spezialfestplatten für die Datenspeicherung anzuschaffen.

Neben diesen Einzelvorschlägen wurden auch die Sieger des KVPKontinuierliches Verbesserungsprogramm der Bundeswehr-Pokals der Dienststellen im Bendlerblock geehrt. Das Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Zweibrücken und das Systemzentrum 25 in Erndtebrück hatten zwischen Mitte Oktober und Ende April die meisten KVPKontinuierliches Verbesserungsprogramm der Bundeswehr-Vorschläge eingereicht. Insgesamt hatten sich 325 Dienststellen mit 1.616 Vorschlägen am zweiten Durchgang des Wettbewerbs beteiligt – rund 50 Prozent mehr als im Vorjahr.

KVPKontinuierliches Verbesserungsprogramm der Bundeswehr – besser geht immer

Das KVPKontinuierliches Verbesserungsprogramm der Bundeswehr wurde aufgesetzt, um durch den aktiven Beitrag von Bundeswehrangehörigen Verbesserungen anzustoßen. Vorschläge können unter kvpvorschlageinreichen@bundeswehr.org eingereicht werden, das Vorschlagsformular findet sich auf www.kvp.bundeswehr.de oder im Intranet unter http://kvp.svc. Besonders gelungene Vorschläge werden mit Geldprämien bis zu 25.000 Euro honoriert.

von Timo Kather

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