Quadriga 2024

Gegenangriff über die Wern

Gegenangriff über die Wern

Datum:
Ort:
Hammelburg
Lesedauer:
3 MIN

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„Wir greifen an. Zwei Grenadierkompanien nebeneinander und mit einer Panzerkompanie im Schwerpunkt folgend, um so die Voraussetzung für das Einkesseln der feindlichen Kräfte an der Wern zu schaffen“, erklärt der Bataillonskommandeur Oberstleutnant Sven Erich Scharnitzki seinen Entschluss. Das Panzergrenadierbataillon 212 kämpft in einer computergestützten Übung, sie ist Teil der Übung Quadriga 2024.

Vorn Papierhütchen mit militärischen Symbolen auf einer Lagekarte, im Hintergrund Soldaten

60 Soldaten des Panzergrenadierbataillons 212 üben unter Führung ihres Kommandeurs, Oberstleutnant Sven Erich Scharnitzki Anfang Februar am Ausbildungsstützpunkt SIRA in Hammelburg

Bundeswehr/Martin Glinker

Mit der simulierten Rahmenübung, kurz SIRA, beginnt für die Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ die Großübung Quadriga. Bis in den April hinein werden mehr als 3.000 Soldatinnen und Soldaten unter Führung der Brigade für ihren Auftrag Landes- und Bündnisverteidigung üben. Anfang Februar starten dafür 60 Kameradinnen und Kameraden des Augustdorfer Panzergrenadierbataillons im unterfränkischen Hammelburg.

„Üben, Fehler machen und aus diesen Fehlern lernen, ohne dass sie Blut kosten“, so beschreibt Oberstleutnant Tobias D. den Mehrwert dieser mit Computern simulierten Übung. Er ist seit 2020 Leiter des Hammelburger SIRA-Stützpunktes an der Infanterieschule. Mit immer neuen, kreativen Ideen und einem gut abgestimmten Zusammenspiel aus klassischen Führungsmitteln, verbunden mit digitalen Lösungen, versteht er es, jeden Bataillonsstab inklusive aller Soldatinnen und Soldaten zu fordern. Im Kern geht es bei SIRA für die Übungstruppe darum, die Lage militärisch korrekt zu beurteilen, den Entscheidungsfindungsprozess zu durchlaufen, die Planung und Befehlsgebung für die Operation zu erstellen und schließlich die Operation im laufenden Gefecht zu führen.

Auf die richtige Taktik kommt es an

Der Bataillonskommandeur schaut mit einem Headset konzentriert geradeaus.

Bei SIRA bewegen sich keine Panzer oder Scharfschützen. Die Teilnehmenden müssen den Auftrag der Brigade korrekt auswerten und darauf basierend einen zweckmäßigen Entschluss treffen, um dann die eigenen Kräfte bestmöglich einzusetzen.

Bundeswehr/Martin Glinker

„Das Panzergrenadierbataillon 212 war 17 Mal im Einsatz und stellte dabei unter anderem das letzte Kontingent in Afghanistan. Dementsprechend ist es gar nicht so leicht, die Soldaten, die zum Teil vor einem Jahr noch in der Einsatzvorbereitung für Mali waren, nun gedanklich voll und ganz auf den veränderten, originären Auftrag Landes- und Bündnisverteidigung einzustellen“, erklärt Kommandeur Scharnitzki. Der 43-Jährige führt die Augustdorfer Grenadiere seit 2022. Bereits im November vergangenen Jahres übte er mit seinem Verband in einem SIRA-Durchgang, damals an der Panzertruppenschule in Munster. „SIRA ist absolut gewinnbringend. Auch wegen des stetigen Personalwechsels auf entscheidenden Dienstposten ist es enorm wichtig, Abläufe und Entscheidungsprozesse immer wieder zu trainieren. Für einen Teil meiner Soldaten ist es jetzt bereits eine Wiederholungsausbildung und die neu zu uns versetzten Kameraden lernen hier sofort, worauf es ankommt. Es waren fordernde Tage, aber wir machen hier wieder einen deutlichen Schritt nach vorn. SIRA kann man gar nicht genug schätzen“, so Scharnitzki.

Einzelne Phasen werden analysiert und ausgewertet

Ein Soldat steht mit einem Klemmbrett in einem Raum zwischen Monitoren.

Die Auswertungs- und Dokumentationszentrale: Bei SIRA kosten Fehler noch kein Blut.

Bundeswehr/Martin Glinker

Auf das Zusammenspiel der unterschiedlichen Ebenen – Kompanie bis Kommandeur – kommt es Oberstleutnant Gunnar W. besonders an. Der Leiter der Abteilung Militärische Ausbildungsunterstützung der Brigade ist in dieser Übung verantwortlich für die Evaluation, also die Auswertung der Ergebnisse der Übungstruppe. Seine Aufgabe geht dabei jedoch deutlich über die bloße Bewertung in zweckmäßig oder unzweckmäßig hinaus. Mit seiner Erfahrung als Taktik- und Logistiklehrer wie auch Inspektionschef an der Offizierschule des Heeres zeigt er immer wieder auf, welche Prozesse gut passen und wo unter Berücksichtigung von Kräften, Raum, Zeit und Informationen andere Entscheidungen eher zum Erfolg geführt hätten. In kurzen Zwischenbesprechungen reflektiert er gemeinsam mit den taktischen Führern einzelne Phasen, um aus Ableitungen Erkenntnisse für das weitere Vorgehen zu gewinnen. „SIRA ist eine enorm hilfreiche, da realistische Ausbildung in Echtzeit. Zudem ist sie kostengünstig, da dafür kein Großgerät und keine Soldaten im Gelände bewegt werden müssen. Damit ist es die ideale Vorbereitung auf eine anschließende Volltruppenübung des Verbandes mit allen Soldaten und schwerem Gerät auf dem Übungsplatz“, resümiert der Oberstleutnant.

Für die Panzergrenadierbrigade 37 steht während Quadriga 2024 nun zunächst ein weiterer Durchgang im SIRA-Stützpunkt Hammelburg an. Im März wartet aber bereits die nächste Volltruppenübung auf sie und ihre multinationalen Kameradinnen und Kameraden. Dann gehen mehrere Verbände unter Führung von Brigadegeneral Alexander Krone in eine multinationale Verlegeübung samt amphibischem Gewässerübergang über die Elbe. Anschließend werden die mehr als 3.000 Soldatinnen und Soldaten mit ihren über 200 Fahrzeugen weiter in das Gefechtsübungszentrum in der Letzlinger Heide zu einer umfassenden Gefechtsübung samt Kampf in urbanem Gelände in der Übungsstadt Schnöggersburg marschieren.

Das Panzergrenadierbataillon 212 im SIRA-Durchgang 

  • Blick in einen gedimmt beleuchteten Raum, in dem mehrere Soldaten vor Bildschirmen sitzen.

    Der Gefechtsstand des Bataillons: Hier laufen alle für die Operationsführung nötigen Fäden zusammen. Von hier aus wird Verbindung gehalten; zum Kommandeur, zu den Kampfkompanien und zu den Kampf- und Einsatzunterstützungseinheiten.

    Bundeswehr/Martin Glinker
  • Ein Lkw mit olivgrüner Plane ist mit einem Tarnnetz überspannt, davor ein Wappenschild.

    Das Panzergrenadierbataillon 212 hat das neue Gefechtsstandskonzept umgesetzt. Es müssen keine Zelte mehr auf- und abgebaut werden. Der Gefechtsstand ist schnell beweglich auf mehreren Lkws verbaut, in 30 Minuten ist alles einsatzbereit.

    Bundeswehr/Renzo Di Leo
  • Zwei Soldaten sitzen an einem Tisch nebeneinander, vor ihnen eine Lagekarte mit Stiften.

    Simulation: Der Kommandeur (r.) führt sein Bataillon aus der TOCTactical operation cell, der Tactical Operation Cell, heraus. Im realen Gefecht würde der Panzergrenadier auf seinem Schützenpanzer Puma sitzen. Bei SIRA wird die Führungseinrichtung nachempfunden.

    Bundeswehr/Martin Glinker
  • Vier Soldaten sitzen in einem großen Raum mit vielen Bildschirmen konzentriert bei der Arbeit.

    Leitung, Auswertung und Dokumentation: Immer wieder werden neue Herausforderungen für die Übenden generiert. Änderungen etwa von Feind, Wetter, Taktik und weiteren Faktoren erzwingen stets eine Reaktion.

    Bundeswehr/Martin Glinker
von Renzo Di Leo

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