Heer
Für andere da sein

„Mein Leben hat sich total verändert“

„Mein Leben hat sich total verändert“

Datum:
Ort:
Munster
Lesedauer:
4 MIN

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„Nach dem Telefonat hatte ich Tränen in den Augen und noch heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an diesen Moment zurückdenke.“ Luna-Celine Pasenau ist erst 22 Jahre alt, ihre militärische Heimat ist die Panzertruppenschule im niedersächsischen Munster. Wenn sie heute über ihre Stammzellenspende erzählt, spürt man, dass diese Spende mit der jungen Hauptgefreiten etwas gemacht hat.

Eine Soldatin lehnt in der Morgensonne an einem kleinen Geländefahrzeug.

Luna-Celine Pasenau ist militärisch in Munster an der Panzertruppenschule zu Hause. Sie will Unteroffizierin mit Portepee werden.

Bundeswehr/Luna-Celine Pasenau

„Ich bin Soldatin geworden, weil ich einen Job machen möchte, der nicht herkömmlich ist und die eine oder andere Herausforderung für einen parat hat“, beschreibt die leidenschaftliche Volleyballerin. Die Uniform trägt sie seit Beginn ihrer Grundausbildung im Juni 2019. Und schon jetzt weiß sie, dass sie mehr möchte. „Ich möchte weiter Karriere als Soldatin machen. Meinen Antrag auf Laufbahnwechsel zum Unteroffizier mit Portepee, also Feldwebel, habe ich bereits gestellt.“ Auch liege die Uniform irgendwie in der Familie, Opa und Onkels würden auch Uniformen tragen, fügt sie mit einem Lächeln an.

Grundsatz: Für andere da sein

Spazierengehen, Freunde treffen, Familie und der Sport geben ihr Halt. Für andere da zu sein, diesen Grundsatz lebt sie nicht nur für ihre Liebsten, sondern auch über den familiären Kreis und ihre Heimat Walsrode hinweg. „Seit meinem 18. Lebensjahr gehe ich regelmäßig zum Blutspenden. Es ist einfach ein gutes Gefühl, etwas für seine Mitmenschen zu tun“, beschreibt sie. „Und ich habe mich schon vor meiner Entscheidung für die Bundeswehr bei der Stammzellenspenderdatei registrieren lassen. Beides hat nichts miteinander zu tun. Im Februar 2018 gab es in Walsrode einen Aufruf zu einer Registrierungsaktion. Ein Feuerwehrmann der freiwilligen Feuerwehr war an Blutkrebs erkrankt. Meine Mama und ich haben nicht lange überlegt, viele meiner Freundinnen machten es dann auch.“ Ängste und Zweifel habe es nicht gegeben. Das bisschen Rumgewische mit dem Wattestäbchen im Mund sei überhaupt nichts Wildes. „Uns war wichtig zu helfen, wenn das so einfach geht.“

Es verging einige Zeit bis eines Tages das Telefon in ihrer Tasche klingelte. Dieses Klingeln sollte das Leben von ihr verändern. „Ich dachte zuerst, das wäre wieder einer dieser Fake-Anrufe.“ Am 6. April dieses Jahres kam er dann, der Anruf: Sie sei für eine Stammzellspende in die nähere Auswahl gekommen, sagte man ihr. „Ich war total aufgeregt, habe direkt meine Mutter angerufen und ihr erstmal alles erzählt.“

Im Mai wurde der Soldatin das erste Mal Blut abgenommen und weitere Maßnahmen getroffen, um die junge Frau auf die bevorstehende Stammzellentnahme vorzubereiten. Der Termin der Spende war bereits im Juni. „Mit dem Ergebnis der Voruntersuchung bekam ich dann auch meinen ersten Rückschlag. Die niedrigen Eisenwerte würden eine Spende unmöglich machen, hieß es damals.“ Doch das sollte für die Soldaten nicht das Ende der Geschichte sein. Nach einer sechswöchigen Eisenkur stand der nächste Termin im August fest.

Aller guten Dinge sind drei

Eine Soldatin sitzt angeschlossen an Maschinen auf einem Patientenstuhl im Krankenhaus.

Bei der peripheren Stammzellspende werden in einem geschlossenen Kreislauf die Stammzellen extrahiert

Bundeswehr/Luna-Celine Pasenau

Auch dieser Termin wurde verschoben, dieses Mal vonseiten der DKMS. „Für mich stand fest, wie lange das auch dauert, das ziehe ich durch“, erinnert sie sich. Dann war es so weit. Luna-Celine bereitete sich auf die periphere Stammzellspende vor. Fünf Tage vor der Spende verabreichen sich die Spender selbst ein Medikament, das die Stammzellproduktion anregt und diese ins Blut schwemmt. „Ich kannte dieses subkutan Spritzen, also das Spritzen in das weiche Gewebe unter die Haut, von meiner Großmutter. Aber das bei sich selbst machen, da wird einem echt mulmig.“ Die erste Spritze sei noch in Ordnung gewesen, aber dann verliere man schnell die Lust. Der Antrieb sei dann nur noch, das Helfen wollen, blickt sie zurück. „Die letzte Spritze am Tag der Spende war dann echt befreiend.“ Um 09.13 Uhr hing die Soldatin an der Maschine, die die Stammzellen aus ihrem Blut extrahiert. Vier Stunden später war es geschafft. „Ich war so unfassbar stolz, das gemacht zu haben.“ An den Kaffee, am Tag der Abreise, in der Sonne vor dem Hauptbahnhof, erinnere sie sich noch immer, das fühle sich auch heute noch, sehr gut an.

Gesünder leben

Eine Soldatin lehnt mit verschränkten Armen an einem großen Militärfahrzeug.

Die Erfahrungen der Stammzellenspende geben der jungen Hauptgefreiten einen anderen Blickwinkel auf ihr Leben

Bundeswehr/Luna-Celine Pasenau

„Klar interessiert es einen, was mit der Spende geschieht. Dabei war mir der Fakt, wer nun die Stammzellen gespendet bekommt, eigentlich egal. Aber doch so tief in mir drin hatte ich gehofft, einem kleinen Mädchen zu helfen, das ihr Leben noch vor sich hat.“ Die DKMS vermittelt bei laufender Genesung des Empfängers und beidseitigem Einverständnis schrittweise zwischen dem Spender und Empfänger. „Den Moment am Telefon mit der Dame von der DKMS werde ich nie vergessen.“ Sie sagte, ein jugendliches Mädchen aus der Türkei habe die Stammzellen von Luna-Celine erhalten. „Ich war überwältigt und habe am Telefon geweint, wie ich das gehört habe. Das war so intensiv.“ Und mehr noch: „Ich weiß heute, die Spende hat meine Lebenseinstellung komplett geändert. Vorher habe ich geraucht, viel sogar. Aber seit der Spende bin ich rauchfrei und lebe gesünder. Ich mache regelmäßiger Sport, ich ernähre mich gesünder und bin viel fröhlicher.“

von René Hinz

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