Luftwaffe
Übung

Elephant Recovery 2024: Bergeübung für Großgerät

Elephant Recovery 2024: Bergeübung für Großgerät

Datum:
Ort:
Schortens
Lesedauer:
3 MIN

Ein Eurofighter landet am Flugplatz Jever, sein vorderes Fahrwerk hat sich nicht ausgefahren, wodurch er auf seiner Außenhaut über die Landebahn schlittert und zum Stehen kommt. Zum Glück nur ein Übungsszenario der Übung Elephant Recovery 2024, die im April stattgefunden hat.

Ein Kampfjet Tornado hängt an einem Kran.

Mit dem Bergekran wirkt es so, als könnte der ausgemusterte Tornado ohne Triebwerke wieder fliegen

Bundeswehr/Sina Bucher

In dem oben beschriebenen Fall wird nach den Rettungskräften der Bergetrupp alarmiert. Jeder militärische Flugplatz oder jede technische Gruppe einer fliegenden Einheit der Bundeswehr hat einen Bergetrupp, um für so einen Vorfall gewappnet zu sein. Bei der Übung Elephant Recovery bekommen diese Bergetrupps die Gelegenheit, sich auszutauschen und von den Erfahrungen der anderen zu lernen.

Aus der Praxis für die Praxis

Hauptmann Benjamin S.* hat die Übung geplant und bringt im wahrsten Sinne des Wortes die Erfahrung frisch auf die Übung. Im Jahr 2023 war er noch im Einsatz in Mali als Technischer Offizier eingesetzt, als dort ein Transportflugzeug bewegungsunfähig auf der Start- und Landebahn liegen blieb. Als Bergeoffizier seiner Einheit wusste er sofort, was zu tun ist. Mit seinem Team konnte er damals das Flugzeug in kürzester Zeit bergen. Diese praktische Erfahrung hat er mit in die Planung der Übung und der Stationen einbringen können, wovon nun die rund 150 Teilnehmenden der Übung profitieren.

Da nicht nur die Luftwaffe Großgerät hat, das gegebenenfalls geborgen werden muss, sind die Soldatinnen und Soldaten aus 18 Verbänden und Einheiten aus den Teilstreitkräften Heer, Marine und Luftwaffe an die Nordsee gereist, um sich fortzubilden. Unterstützt wurde die Übung durch die Expertinnen und Experten der mobilen Logistiktruppen, die sowohl mit ihren Fachkenntnissen als auch Kränen, Bergefahrzeugen und Schwerlasttransportern die Bergeübung ermöglichten.

Breite Auswahl an Übungsobjekten

So divers die Soldatinnen und Soldaten sind, so divers sind auch die Luftfahrzeuge, an denen sie üben können. Von schon außer Dienst gestelltem Fluggerät wie der Transall oder der Bell UH-1D über altbewährte Systeme wie dem Tornado, dem CH-53 oder dem Sea King bis hin zu den neueren Luftfahrzeugen wie dem Eurofighter und dem NHNATO-Helicopter-90 ist alles dabei. Gerade letztere müssen aufgrund ihres großen Anteils an Faserverbundstoffen besonders behandelt werden.

Die Luftfahrzeuge, die bei Elephant Recovery als Übungsobjekte dienen, sind alles ausgesonderte Exemplare. Triebwerke und Hochwertteile sind ausgebaut und die Maschinen explizit nur noch zur Ausbildung und Übung am Boden gedacht. Einzige Ausnahme ist der NHNATO-Helicopter-90. Er geht im Anschluss an die Übung zu seiner 300-Flugstunden-Inspektion und wird danach den Flugbetrieb wieder aufnehmen. Für die Übungsteilnehmenden ist das besonders wichtig, um auch ein Gefühl dafür zu bekommen, ein verunfalltes Luftfahrzeug so zu handhaben, dass es nach einer Reparatur wieder in den Flugbetrieb gehen kann.

Luftbild eines Hubschraubers NH-90, vor dem gerade eine Faltstraße ausgebracht wird

Um den Mehrzweckhubschrauber NHNATO-Helicopter-90 über die Wiese ziehen zu können, wird eine Faltstraße ausgebracht

Bundeswehr/Dominik Fischer

Improvisationstalent ist gefragt

Oberleutnant Leon R.* ist das erste Mal bei der Übung und an der Station Eurofighter eingesetzt. Seine Gruppe hat den Auftrag bekommen, den gelandeten Eurofighter mit dem defekten Fahrwerk zu bergen: „Es ist schön, wie die Kreativität mit diesen Szenarien angeregt wird. Im Alltag hat man nie die Goldrandlösung zur Verfügung, weshalb wir hier auf eine mögliche echte Bergung sehr gut vorbereitet werden.“ Oberleutnant R. hat mit seiner Gruppe den Kampfjet angehoben und die Front auf einem Plattenwagen abgelegt. So „aufgebockt“ bringen sie den Eurofighter anschließend zur Instandsetzung.

Hauptmann Benjamin S. ist zum Ende der Übung hochzufrieden: „Ich bin froh, dass so viele motivierte Bergecrews aus den fliegenden Verbänden an der Übung teilnehmen konnten und wir alle voneinander gelernt haben. Ich bin davon überzeugt, sollte einer der Teilnehmenden bei einer realen Bergung dabei sein, dass er sein hier gelerntes Wissen nutzen könnte, um ein verunfalltes Luftfahrzeug ohne weitere Schäden zu bergen.“

von Dominik Fischer