Sanitätsdienst

Der Weg zum Kompaniefeldwebel

Der Weg zum Kompaniefeldwebel

Datum:
Ort:
Weißenfels
Lesedauer:
2 MIN

Besondere Dienstposten innerhalb der Bundeswehr erfordern fächerübergreifende Erfahrung und Menschenkenntnis. Sowohl im Inland als auch bei den Auslandseinsätzen ist er unverzichtbar: der Kompaniefeldwebel.

Geflochtene goldgelbe Schulterschnur am rechten Arm der Uniform

Typisch für den Kompaniefeldwebel: die geflochtene goldgelbe Schulterschnur am rechten Arm

Bundeswehr/Paulina Englowski

Die ersten Schritte

Auch für Oberstabsfeldwebel Thomas Schenke war der Fall der Mauer nicht nur ein besonderes Ereignis, sondern ein tiefer Einschnitt in seiner militärischen Laufbahn. Vor dem Fall der Mauer wurde Schenke im Jahre 1984 zur Unteroffizierschule nach Delitzsch versetzt. Weiter ging es 1985 nach Halle, wo er bereits im darauffolgenden Jahr Kompaniefeldwebel wurde. Erstmalig in der Uniform der Bundeswehr ging es für ihn als Kompanietruppführer der Stabskompanie des Instandsetzungsregimentes 13 an seinen neuen und bis heute noch aktuellen Standort in Weißenfels.

In den anschließenden Jahren folgte eine Vielzahl an Auslandseinsätzen, bei denen er schon als ‚Spieß‘ fungierte. Kunduz (Afghanistan), Gao (Mali), aber auch Verwendungen bei der SFORStabilisation Force (Bosnien) und KFORKosovo Force (Kosovo) stehen auf seiner langen Liste. Aufgrund seiner immensen Erfahrung aus diesen Verwendungen, seiner hervorragenden Kompetenzen und seiner beispielgebenden Persönlichkeit wurde er am 1. Oktober 2017 Kompaniefeldwebel des Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung in Weißenfels.

Zielführende Referenzen

„Mein letzter Wunsch als Berufssoldat vor der Pension war es, Kompaniefeldwebel des Stabsquartiers zu werden.“ Die Dienstposten der „Spieße“ sind mit Personal zu besetzen, das den fachlichen und charakterlichen Anforderungen nicht nur bestmöglich entspricht, sondern als unabdingbare Schlüsselqualifikationen im Bereich der Menschenführung und sozialen Kompetenz besonders befähigt ist. Das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr führt daher regelmäßig eine Bestenauslese durch und entscheidet im Rahmen eines umfangreichen Auswahlverfahrens über die Tauglichkeit des Bewerbers für diese herausgehobene Verwendung, die meist mit dem Spitzendienstgrad der Dienstgradgruppe der Unteroffiziere mit Portepee einhergeht. Eine große Rolle spielen dabei unter anderem Erfahrung, frühere Verwendungen und sämtliche Beurteilungen der Person.

Spieß sitzt an seinem Schreibtisch

Oberstabsfeldwebel Thomas Schenke gibt einen Einblick in seine täglichen und allgegenwärtigen Aufgaben

Bundeswehr/Paulina Englowski

Die Vielfältigkeit

Seit knapp drei Jahren ist Oberstabsfeldwebel Thomas Schenke Kompaniefeldwebel: „Ein ‘Spieß‘, der mit Herz und Blut diesen Dienstposten ausübt, fühlt sich für seine Soldaten vollumfänglich verantwortlich.“ Das Führen des Unteroffizierkorps und der Mannschaftsdienstgrade des Kommandos wird noch durch zahlreiche Aufgaben im Innendienst, über Meldewesen und Personalangelegenheiten, bis hin zu Baumaßnahmen ergänzt. Aufgrund der Vielzahl an Tätigkeitsbereichen innerhalb der Einheit ist der Kompaniefeldwebel unentbehrlich.

Ebenso unentbehrlich ist er auch in den Auslandseinsätzen. Analog zu den Aufgaben im Inland kommen hier spezielle Planungen der Versorgung und Verpflegung, ebenso wie die Begleitung und Ausrüstung der Soldatinnen und Soldaten hinzu. Zu dieser großen Verantwortung gerade im Einsatz erinnert sich Schenke: „Vor allem Afghanistan in den Jahren 2006 bis 2012 war durch die permanenten Anschläge und Angriffe auf das Lager eine enorme Herausforderung und psychische Belastung für uns alle.“ Deshalb ist auch die Betreuung der Soldatinnen und Soldaten von großer Bedeutung.

Um die zwischenmenschlichen Beziehungen zu pflegen, „haben wir oftmals persönliche Gespräche geführt oder ein Barbecue mit den Amerikanern gemacht.“ Auch den Transport der gefallenen Soldaten zurück nach Deutschland musste er als Kompaniefeldwebel vorbereiten und durchführen. Im Jahr 2008, nach einem schweren Anschlag, bei dem drei deutsche Soldaten getötet wurden, war auch er in Afghanistan. Bei diesen außergewöhnlichen Umständen braucht es besondere Fähigkeiten in Menschenführung und Organisation. Einen Ausgleich zu seinen beruflichen Herausforderungen findet er in seinem Privatleben.

von Paulina Englowski und Maximilian Deiwick 

3 Fragen an Oberstabsfeldwebel Thomas Schenke

Der Spieß steht vor dem Gebäude mit dem Schild Stabsquartier
Bundeswehr/Paulina Englowski

Innerhalb der Bundeswehr lastet eine große Verantwortung auf Ihren Schultern, doch sind diese Erfahrungen auch im zivilen Leben integrierbar?

Der Spieß steht vor dem Gebäude mit dem Schild Stabsquartier

Bis letztes Jahr war ich Trainer der Frauenhandballmannschaft des Langenbogener SV. Der sportliche Erfolg ist vor allem auch auf die Disziplin zurückzuführen, die man unter anderem aus dem Militär mitbringt.

Was haben Sie nach solch einer ereignisreichen Dienstzeit noch für die Zukunft geplant?

Der Spieß steht vor dem Gebäude mit dem Schild Stabsquartier

Worauf ich mich zukünftig konzentriere, ist mein Dienstzeitende 2024. Wenn das erreicht ist, war ich 40 Jahre lang Soldat. Ansonsten bin ich diesbezüglich relativ spontan. Ich denke, dass mein Hauptaugenmerk erst einmal vorrangig auf meinem Enkelkind liegt.

Und was werden Sie aus Ihrer soldatischen Zeit mitnehmen?

Der Spieß steht vor dem Gebäude mit dem Schild Stabsquartier

Nach so einer langen Zeit nimmt man natürlich alle Höhen mit, aber auch die Tiefen prägten mich. Wenn ich es letztendlich zusammenfasse, war das mein Arbeitsleben und ich bin nach wie vor zufrieden, mit dem was ich täglich mache. Was mich aber besonders stolz macht, ist, dass ich vor allem vielen jungen Menschen einen Weg ebnen und mit meiner Erfahrung die Augen öffnen konnte. Noch heute bekomme ich Anrufe von den ehemaligen Kameradinnen und Kameraden, denn mein Anspruch war und ist es immer noch, meine Sicht der Dinge anderen mitzugeben.

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