Sanitätsdienst

Ein Veterinär im BundeswehrZentralkrankenhaus

Ein Veterinär im BundeswehrZentralkrankenhaus

Datum:
Ort:
Koblenz
Lesedauer:
3 MIN

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Leutnant Sanitätsoffizieranwärter (SanOA) Noah Wegmann studiert im achten Semester Veterinärmedizin bei der Bundeswehr. Im August 2020 hatte der angehende Tiermediziner die außergewöhnliche Möglichkeit, sich für drei Wochen im BundeswehrZentralkrankenhaus in Koblenz um menschliche Patienten zu kümmern. Ein Erfahrungsbericht.

Ein Mann sitzt vor einem Monitor und hält ein medizinisches Handgerät an den Bauch eines liegenden Patienten

Für den angehenden Tierarzt gab es trotz Parallelen zur Veterinärmedizin in verschiedenen diagnostischen Bereichen neue Perspektiven, wie hier bei der Sonografie

Bundeswehr / Wegmann

Es ist halb sieben. Ich stelle mein Fahrrad ab, setze meine Maske auf und betrete den Haupteingang des BundeswehrZentralkrankenhauses in Koblenz. Das Klinikum hat mehrere Stockwerke und mehrere Kliniken mit noch mehr Abteilungen. Hier müssen hunderte Patientinnen und Patienten ein Bett finden können. Ebenso viele sind hier beschäftigt; genauso wie ich für die nächsten drei Wochen. Das Ungewöhnliche daran? Ich bin Student der Veterinärmedizin.

Ich bin Leutnant (SanOA) Noah Wegmann und hatte die Möglichkeit, vom 12. bis zum 28. August 2020 einige Erfahrungen in der Humanmedizin zu sammeln. Unter der Leitung von Oberstarzt Professor Dr. Robert Schwab, dem Leiter der Klinik II für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, sollte ich auf der Station 32W für Viszeralchirurgie eingesetzt werden. Motiviert hierzu wurde ich durch den guten Kontakt zu den humanmedizinischen SanOAs und meinen Erfahrungen aus verschiedenen Notfallübungen. Mein Interesse wurde durch die hohe Patientenzahl, den medizinischen Standard und die vielfältigen Möglichkeiten im BundeswehrZentralkrankenhaus geweckt.

Schnelle Integration ins Team

Gesagt, getan. Die Umstellung von den kaum verbal artikulierenden pelzigen Vierbeinern zu teils sehr gesprächigen Zweibeinern ist eine Herausforderung, zumindest in den ersten Tagen. Doch das Klinikpersonal nahm mich von Anfang an, wenn auch unter gelegentlichem Schmunzeln, als vollwertiges Mitglied der Klinik auf; genau wie die Patientinnen und Patienten. Dies erlaubte mir schnell einige Fingerfertigkeiten zu erlernen. So durfte ich bereits in der ersten Woche im Operationssaal (OP) assistieren, Blut entnehmen und bei der postoperativen Versorgung meinen Platz im Dienstalltag finden.

Wissensaustausch und Parallelen

In den folgenden zwei Wochen gab es genügend Möglichkeiten, diese Tätigkeiten noch zu üben und schlussendlich einige zufriedenstellende Resultate zu erzielen. Beim Austausch mit dem Personal und den anderen Famulanten merkte ich schnell, dass auch die Lehre im Krankenhaus nie ruht. Zur gegenseitigen Erheiterung trug bei, dass ich durch mein bereits fortgeschrittenes Studium auch in der Lage war, den Wissensstand der Anderen zu erweitern. So fand immer ein reger Austausch statt.

Viele Handgriffe waren mir auch nicht gänzlich fremd. Die Parallelen in der Sonografie und im OP waren klar erkennbar und deshalb umso interessanter, da mir hier eine ganz andere Perspektive aufgezeigt wurde. Diese Erfahrungen werde ich hoffentlich in Zukunft auch bei meinen tierischen Patienten direkt in die Tat umsetzen können.

Beeindruckende Klinikorganisation

Dagegen hat mich die Größe und der Umfang des Krankenhauses und der daraus resultierende organisatorische Aufwand anfangs durchaus etwas verwirrt. Man kann sich nicht nur im Gebäude verlaufen, auch die Kommunikation zwischen den Ärztinnen und Ärzten der einzelnen Abteilungen kann auf den ersten Blick etwas undurchsichtig erscheinen. Mit fortgeschrittener Zeit konnte ich aber durchaus sagen, wenn natürlich auch nur oberflächlich, dass die Kommunikation sehr gut koordiniert und sehr gewissenhaft stattfindet.

Wehmutiger Abschied

Leutnant Sanitätsoffizieranwärter Wegmann flankiert von einer Ärztin und drei Ärzten

Leutnant (SanOA) Noah Wegmann (m.) sammelte als angehender Veterinärmediziner im BundeswehrZentralkrankenhaus Koblenz Erfahrungen in der Humanmedizin

Bundeswehr / Wegmann

Am Ende der drei Wochen blickte ich fast wehmütig auf die Zeit im Krankenhaus zurück. Der hohe Standard der Medizin, die daraus entstehenden Möglichkeiten, die kompetenten Kolleginnen und Kollegen und die herzensfrohen Patientinnen und Patienten am Tage der Entlassung reizten mich schon sehr. Dennoch freute ich mich am Ende der drei Wochen auch schon wieder auf meine tierischen Patienten. Nichtsdestotrotz war die Zeit mehr als sinnvoll investiert. Nicht nur der Einblick in die Humanmedizin allein, sondern insbesondere das Erlernte und Erlebte haben diese Zeit, gerade für mich als Tiermediziner, sehr wertvoll werden lassen.

Schlussendlich kann ich nur jedem, der sich darauf einlassen möchte, nahelegen, diesen Blick über den Tellerrand zu wagen. Ich möchte mich an dieser Stelle noch bei Oberstarzt Prof. Dr. Schwab und der gesamten Klinik für die Möglichkeit und die lehrreichen Stunden bedanken.

von Noah Wegmann

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