Sanitätsdienst

Flugmedizin der Bundeswehr – Jederzeit weltweit

Flugmedizin der Bundeswehr – Jederzeit weltweit

Datum:
Ort:
Köln-Wahn

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Ob ein Anschlag im Hinterland von Afghanistan mit mehreren schwerverletzten Soldatinnen und Soldaten oder eine humanitäre Katastrophe, bei der Zivilisten lebensgefährlich verletzt werden - Die Flugbereitschaft des Bundeministeriums der Verteidigung (BMVgBundesministerium der Verteidigung) am Flughafen Köln-Bonn mit ihrem flugmedizinischen Personal ist jederzeit weltweit einsetzbar.

Morgens sieben Uhr geht Oberfeldarzt Matthias Kohl an seinen Schreibtisch. Er wird heute fünf Piloten auf ihre Tauglichkeit prüfen und, wie jeden Tag, ein paar erkrankte Soldatinnen und Soldaten behandeln. Zu seinen Routineaufgaben gehören die jährlichen Tauglichkeitsuntersuchungen von rund 600 Personen die in Flugzeugen der Bundeswehr ihren Dienst leisten. Aber auch kranke Soldatinnen und Soldaten aus der Umgebung fallen in seinen Verantwortungsbereich.

Ein Mann mit Glatze und drei-Tage-Vollbart sitzt im Fliegerkombi an einem Schreibtisch mit PC

Oberfeldarzt Matthias Kohl an seinem Arbeitsplatz

Bundeswehr/Stephan Ink

Jenseits von Normalität

Das war es aber auch schon mit der Normalität. Denn Oberfeldarzt Kohl ist einer von fünf speziell geschulten Fliegerärzten der Flugbereitschaft des BMVgBundesministerium der Verteidigung am militärischen Flughafen Köln-Wahn. Wenn es zu einem Flugunfall am Boden kommt, zählt jede Minute. Dann fährt er oder einer seiner Kollegen mit einem der insgesamt vier Notfallsanitäter auf das Flugfeld und ist für die medizinische Erstversorgung zuständig. Doch sein Einsatzbereich endet nicht am Flughafenzaun.

Der Medical Director - die Spinne im Netz

Immer eine Woche am Stück sind in den medizinischen Einrichtungen der Bundeswehr bundesweit insgesamt 17 Rettungsassistenten beziehungsweise Notfallsanitäter, ein Medizingerätetechniker, mindestens zwei Ärzte, je nach Einsatz auch bis zu fünf, und ein bis zwei Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin in Rufbereitschaft für die Aeromedical Evacuation (AE).

Sie werden dann alarmiert, wenn Verwundete in Krisengebieten per Lufttransport nach Deutschland gebracht werden sollen. Bei Alarmierung koordiniert der Medical Director alle weiteren Schritte:

„Zu 95 Prozent macht das ein Fliegerarzt der Flugbereitschaft“,

sagt Kohl. Dabei prüft der Medical Director die gemeldete Anzahl der Verletzten und die Art der Verletzungen. Anschließend alarmiert er das weitere medizinische Personal.

Schnellstmöglich, jedoch nach spätestens 24 Stunden ist ein besonders ausgestatteter Airbus A310 MRTTMulti Role Tanker Transport mit der gesamten Crew auf dem Weg in das Einsatzland. Bis zu 44 liegende, davon 6 Intensivpatienten, können gleichzeitig transportiert und in der Luft versorgt werden. Die medizinische Ausstattung ist vergleichbar mit der in einer Intensivstation. Im äußersten Notfall wäre sogar ein operativer Eingriff möglich.

Sicherheit für Patienten und Besatzung

Der A310 MRTTMulti Role Tanker Transport hat keine Abwehrmöglichkeiten gegen Beschuss. Deshalb steuert er nur sichere Flughäfen an. Landen – Tanken – Ground handling: Im sogenannten „Tail to Tail“-Verfahren positioniert sich der A310 so, dass die Patienten den kürzesten Weg zwischen ihm und dem im Einsatzland genutzten Transportmittel haben. Der Medical Director übernimmt jeden Patienten einzeln vom Arzt im Krisengebiet.

Dann teilt er seine Crew ein und ist auf dem gesamten Rückflug nach Deutschland für einen reibungslosen Ablauf verantwortlich. Besonderheiten ergeben sich beim Lufttransport durch die geringere Sauerstoffsättigung und den geringeren Luftdruck. 70 000 Liter Sauerstoff befinden sich regulär an Bord, um alle Patienten im Notfall zehn Stunden lang zu versorgen. Ein weiterer Aspekt ist die Flugsicherheit.

Ruhig und professionell

„Keiner will, dass bei Turbulenzen Spritzen und Skalpelle durch den Raum fliegen“, meint der Oberfeldarzt. In der Luft ist es dann erstaunlich ruhig. Es wird ruhig und professionell kommuniziert. Jeder weiß, was er während dem Flug zu tun hat.

Ein Soldat steht im Laderaum eines Flugzeugs und arbeitet an medizinischem Gerät.

Der Medizingerätetechniker prüft die Patiententransporteinheit auf Funktionstüchtigkeit

Bundeswehr/Stephan Ink

Bei der Landung in Deutschland stehen am Flughafen bereits Rettungswagen für den weiteren Abtransport in die naheliegenden Krankenhäuser bereit. Der Medical Director koordiniert die Patientenübergabe und sorgt mit seiner medizinischen Crew für ein zügiges Ausladen der Patienten. Aber auch Pressevertreter oder Angehörige können den Medical Director nach der Landung noch einmal fordern. In der Zeit während der Informationsbedarf gestillt wird, wird der Airbus schon wieder für einen möglichen nächsten Einsatz vorbereitet.

von Andre Kanzler

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