Sanitätsdienst

Militärische Ausbildungshilfe: zu Gast in Deutschland

Militärische Ausbildungshilfe: zu Gast in Deutschland

Datum:
Ort:
Dornstadt
Lesedauer:
4 MIN

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Nicht nur die Distanz von mehreren tausend Kilometern trennen Deutschland und Burkina Faso. Auch die Kultur oder die Art zu leben sind sehr unterschiedlich. In einem Interview spricht Frau Hauptmann Wend Lassida Nemata Dera über ihren einjährigen Aufenthalt in Deutschland und was sie besonders beeindruckt hat.

Soldatin im Schnee steht neben dem Regimentsstein des Sanitätsregiment 3

Hauptmann Wend Lassida Nemata Dera vor dem Regimentsstein im winterlichen Dornstadt

Bundeswehr/Sanitätsregiment 3

In ihrem Heimatland Burkina Faso soll Frau Hauptmann Dera zukünftig ein großes Militärkrankenhaus mit 300 Betten führen. Die Militärische Ausbildungshilfe der Bundeswehr unterstützt das Vorhaben. Die Sanitätsoffizierin aus Burkina Faso hospitierte in verschiedenen Bereichen am Bundeswehrkrankenhaus (BwKrhsBundeswehrkrankenhaus) Ulm und beim Sanitätsregiment 3 (SanRgtSanitätsregiment 3) in Dornstadt. So gewann sie zahlreiche Einblicke in die verschiedenen Verfahren und Abläufe.

Frau Hauptmann Dera, was war ihr erster Eindruck als sie in Deutschland ankamen?

Als ich im Januar am Flughafen in Deutschland ankam, war erst einmal alles fremd für mich - vor allem aber die Sprache. Am Flughafen habe ich dann deutsche Soldaten gesehen und mich an sie gewandt. Ich habe ihnen meine Papiere gezeigt und sie haben mir sofort sehr bereitwillig und freundlich geholfen. Das war für mich Kameradschaft auf internationaler Ebene.

Endlich im Hotel angekommen, musste ich mich in Quarantäne begeben. Was mir da besonders gut gefiel, war die tolle Organisation. Das Hotelpersonal war mir dabei behilflich alle erforderlichen Dokumente und Fragebogen bezüglich Einreiseformalitäten und Pandemiebestimmungen auszufüllen. Von dem Bundessprachenamt habe ich sogar direkt Lernmaterial bekommen, um mich für meine Zeit in Deutschland vorzubereiten. Somit kam für mich auch keine Langeweile in der Quarantäne auf.

Inwieweit hatte die Pandemielage Einfluss auf ihre Ausbildung und ihren Aufenthalt?

Bedingt durch die Einschränkungen der Pandemie, konnte ich die Zeit sehr intensiv nutzen, um die deutsche Sprache zu lernen. Ich habe viel gelesen und mir Nachrichtensendungen angeschaut. Hierdurch konnte ich meine sprachlichen Fähigkeiten sehr schnell auf- und ausbauen. Als ich im Sommer nach Ulm beziehungsweise Dornstadt kam und die Pandemielage sich wieder etwas entspannt hatte, konnte ich mich zum Glück wieder mehr meinen Hobbies widmen und mir Land, Leute und Kultur anschauen.

Was hat Ihnen an ihrer Ausbildung besonders gut gefallen?

Die Antwort fällt schwer – fachlich ist das Bundeswehrkrankenhaus Ulm besonders hervorzuheben. Hier konnte ich die meisten Erfahrungen für meine Aufgabe in meinem Heimatland mitnehmen. Aus militärischer und sanitätsdienstlicher Sicht war das SanRgtSanitätsregiment 3 auch hochinteressant. Besonders toll war, dass ich an der Ausbildungslehrübung (ALÜAusbildungslehrübung) teilnehmen und mir somit das gesamte Leistungsspektrum des deutschen Heeres anschauen durfte. In der Folge nahm ich dann noch an der Übung Donau-Samariter 2021 beim SanRgtSanitätsregiment 3 teil und erhielt tolle und sehr wertvolle Einblicke in das Rettungszentrum sowie das Forward Surgical Element.

Allem gemein ist, dass ich überall, zu jeder Zeit und von allen Beteiligten immer voll und ganz integriert wurde. Ich fühlte mich immer als Teil des Teams. Dementsprechend wurde mir auch immer wieder Verantwortung übertragen. Für mich war das auch ein Zeichen von Vertrauen, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Was hat sie während ihrer Zeit hier in Deutschland besonders beeindruckt?

Ich komme aus einem der ärmsten Länder dieser Erde. Besonders beeindruckt hat mich die kulturelle Vielfalt. Deutschland ist ein gutes Beispiel dafür, dass Tradition und Moderne Hand in Hand gehen können. Darüber hinaus gefällt mir sehr, wie die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz vorangetrieben werden. Es ist wichtig gerade in diesem Bereich etwas zu unternehmen. Für mich neu waren die Ausprägungen und Leistungen des deutschen Sozialsystems. Etwas Vergleichbares gibt es in meinem Heimatland nicht. Die Bürgerinnen und Bürger können sich glücklich schätzen, hier leben zu dürfen. Auch die Natur und die Landschaft haben mich sehr fasziniert. Ich war unter anderem am Bodensee und habe Höhlen auf der Schwäbischen Alb besucht. Hier habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Stalagmiten und Stalaktiten gesehen. In der Schule habe ich mich damals gefragt, wofür ich dieses Wissen je brauchen würde - jetzt weiß ich es.

Alles in allem war dieses Jahr in Deutschland, für mich persönlich betrachtet, ein großer Gewinn. Ich durfte viele sehr hilfsbereite und sehr anständige, freundliche Menschen kennenlernen, die mich integriert und ihr Wissen mit mir geteilt haben. Das war eine tolle Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin. Besonders bedanken möchte ich mich bei Herrn Oberstarzt Dr. Ingo Weisel, der mir die Ausbildung ermöglicht hat und auch bei meinem Ausbildungscoach Herrn Hauptmann Alexander Spieth, sowie seiner Frau. Die beiden haben mich sehr herzlich aufgenommen und waren hier wie eine Familie für mich. Sie haben mir Land, Leute, Kultur und Kulinarisches nähergebracht und waren immer für mich da.

Eine Soldatin und zwei Soldaten stehen nebeneinander und blicken in die Kamera

Oberstarzt Dr. Ingo Weisel, Hauptmann Wend Lassida Nemata Dera, Hauptmann Alexander Spieth

Bundeswehr/Sanitätsregiment 3
Was nehmen sie aus ihrem Aufenthalt in Deutschland mit nach Burkina Faso?

Dienstlich - sehr wertvolle Erfahrungen und viele Optimierungsansätze für mein Krankenhaus und den Sanitätsdienst der burkinischen Armee.

Privat - ebenfalls sehr wertvolle Erfahrungen, ein erweitertes Freundesnetzwerk und ein schwäbisches Kochbuch, denn Maultaschen in allen möglichen Variationen zählen mittlerweile zu meinen Lieblingsgerichten.

von Alexander Spieth

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