Sanitätsdienst

Neue App: Chatten mit dem Pflegepersonal

Neue App: Chatten mit dem Pflegepersonal

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Im Bundeswehrkrankenhaus Berlin ist die erste Testphase mit einer PflegeApp beendet. Ein halbes Jahr lang konnten Patientinnen und Patienten via Tablet und Smartphone mit dem Pflegepersonal kommunizieren. Für alle Beteiligten eine ganz neue Erfahrung im Stationsalltag und am Ende ein voller Erfolg.

Eine Krankenschwester hält ein Smartphone in der rechten Hand und erklärt einem männlichen Patienten den Umgang mit dem Tablet.

Kurz nach der Aufnahme weist Hauptfeldwebel Manja Liebrenz ihren Patienten in die PflegeApp ein

Die rote Notfalllampe blinkt über der Zimmertür. Eilig steuert die Stationsschwester das Zimmer an. Sie kennt den Stress zwischen Patientenglocke und Pflege am Patienten. Irgendjemand klingelt immer, aber nicht immer ist es ein Notfall.

Hauptfeldwebel Manja Liebrenz blickt auf eine 15-jährige Erfahrung in der Urologie des Bundeswehrkrankenhauses Berlin (BwKrhsBundeswehrkrankenhaus Berlin) zurück. Sie und ihr Team testeten über fünf Monate die neue PflegeApp, die speziell auf die Bedürfnisse der Patienten der Urologie angepasst wurde.

Spürbare Entlastung bestätigt sich

„Jeder Patient bei uns, der in der Lage ist die App zu bedienen, war beteiligt“, berichtet die ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin. Die Patienten seien sehr zufrieden, denn das Pflegepersonal kann umgehend auf digitale Anfragen reagieren und sich auf die Situation einstellen. „Natürlich merken wir die Zeit- und auch Wegeersparnis, wenn der Patient uns schon per App mitteilen kann, was er benötigt.“

Im Testzeitraum wurden Daten von 724 Patientenanfragen und insgesamt zehn Pflegekräften erhoben. Bemerkenswert ist die Bewertung der Pflegekräfte: Sie empfehlen ganz klar diese App weiter zu nutzen. Pro Anfrage wurde im Schnitt ein Zeitgewinn von vier Minuten dokumentiert. Pro Schicht konnten im Mittel sogar Wegstrecken von 533 Metern eingespart werden. Wichtiger ist aber die Meinung der Patienten und des Pflegepersonals.

Wie bei vielen Neuerungen gab es auch hier im Team unterschiedliche Bewertungen. „Von überaus begeistert bis „brauche ich nicht“ war alles dabei“, so Hauptfeldwebel Liebrenz. Im Großen und Ganzen seien die Kollegen mit der App sehr zufrieden. Verbesserungsvorschläge gibt es dennoch: Eine stabile WLAN-Verbindung sei zwingend notwendig, denn die technischen Verbindungsprobleme erschweren den Umgang mit der App. „Die Patienten verlassen sich darauf, dass ihre Chatanfrage umgehend beim Stationspersonal ankommt.“, resümiert die 41-Jährige ihre Erfahrungen während der Testphase.

Einfache Nutzung, intuitive Bedienbarkeit und die verbesserte Kommunikation sind oft genannte Gründe, die App als sinnstiftende und einfach verständliche Ergänzung zur Patientenklingel zu sehen.

Wie alles begann

Initiiert durch den Cyber Innovation Hub (CIHBwCyber Innovation Hub der Bundeswehr) unter der Projektleitung von Major Gerhard Borchardt (Zentrum für Softwarekompetenz der Bundeswehr (ZSwKBw)) und ITInformationstechnik-Experte Christian Wendland (CIHBwCyber Innovation Hub der Bundeswehr) wurde zusammen mit der Pflegedienstleitung des BwKrhsBundeswehrkrankenhaus Berlin die Idee der PflegeApp umgesetzt. Diese soll die gezielte Kommunikation zwischen Patienten und Pflegepersonal vereinfachen. 24 handelsübliche Tablets für die Patientinnen und Patienten sowie vier Smartphones für das Stationspersonal stellte der CIHBwCyber Innovation Hub der Bundeswehr, seit 1. Januar als Abteilung in der BWI GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung (ITInformationstechnik-Dienstleister der Bundeswehr) verortet, bereit.

Mit Knowhow für klinische Kommunikation unterstützte ein Münchener Startup die Testphase. „Alle ITInformationstechnik-Komponenten wurden durch das Startup vorkonfiguriert und administriert, sodass die Erprobung auf der Station unmittelbar beginnen konnte“, berichtet Borchardt. „Zunächst wurden als Grundlage für die individuelle Einrichtung der App-Inhalte Expertengespräche mit dem Pflegedienstpersonal geführt. Um eine störungsfreie Kommunikation der beiden Endgerätetypen und damit zwischen Patient und Pflegedienstpersonal sicherzustellen, wurden handelsübliche LTE-Router und Repeater sowie Mobilfunkkarten eingesetzt“, beschreibt Borchardt die technische Umsetzung weiter.

Knifflige Herausforderungen

Ein männlicher Patient liegt im Krankenhausbett und schaut sich ein Tablet an

Nicht nur eine Spielerei. Die PflegeApp spart kostbare Zeit und ist ein Gewinn für die Patientinnen und Patienten sowie für das Pflegepersonal

Bundeswehr / Thilo Pulpanek

Für eine ausfallfreie Kommunikation stellten die infrastrukturellen Gegebenheiten des BwKrhsBundeswehrkrankenhaus Berlin eine zusätzliche Herausforderung dar. Im Besonderen die baulich sehr verwinkelte Lage der Abteilung Urologie sorgte für „rauchende Köpfe“. Borchardt dazu: „Letztlich erfolgte eine konstruktiv kritische, sehr zeitaufwändige datenschutzrechtliche und informationssicherheitsrelevante Betrachtung.“ Das sei ein wichtiger Aspekt im Umgang mit sensiblen Patientendaten und dem Datenfluss bei der Kommunikation zwischen Pflegedienstpersonal und Patienten.

Resultierend aus den überaus positiv beantworteten Patientenfragebögen und Rückmeldungen des Pflegepersonals empfiehlt der Cyber Innovation Hub (CIHBwCyber Innovation Hub der Bundeswehr) nun eine flächendeckende Beschaffung in der Bundeswehr.

„Der Kommandeur und Ärztliche Direktor des Bundeswehrkrankenhauses Berlin,  Generalarzt Prof. Dr. Horst-Peter Becker, betonte sein besonderes Interesse daran, den Betrieb der App in seinem Haus aufrechtzuerhalten“, weiß Borchardt. Zudem würde ein Einsatz der PflegeApp im Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie betrachtet.

Alle Beteiligten - vom Initiator CIHBwCyber Innovation Hub der Bundeswehr über Nutzer sowie vorgesetzten Dienststellen - sehen in diesem ITInformationstechnik-Vorhaben eine zeitliche Entlastung mit mehr Zufriedenheit im Dienstalltag des Krankenhauspersonals. „Mit der flächendeckenden Integration eines speziell auf den Bedarf der jeweiligen Station eines Bundeswehrkrankenhauses angepassten PflegeApp-Systems wären unsere Pflegekräfte zielgerichtet entlastet und gewinnbringend unterstützt“, so das Fazit der Projektleiter. In einem sogenannten erweiterten Abschlussbericht werde nun das weitere Potential der App für den Sanitätsdienst der Bundeswehr fachlich bewertet und abgeschätzt.

Kooperation von Spezialisten

Das Zentrum für Softwarekompetenz der Bundeswehr stellt dem CIHBwCyber Innovation Hub der Bundeswehr, im Rahmen einer mehrjährigen Kooperation, für ausgewählte Innovationsvorhaben mit Softwarebezug, Personal bei, etwa als Projektleiter. „Persönlich wünschenswert ist für die Projektleitung, dass sich die PflegeApp im Bereich der klinischen Patientenbetreuung etabliert“, erklärt Borchardt seine gewonnenen Erkenntnisse und die überaus professionelle Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal des BwKrhsBundeswehrkrankenhaus Berlin. „Das medizinische Personal der Urologie möchte zukünftig sehr gerne die PflegeApp nutzen und diese Arbeitserleichterung nicht mehr missen“, hält auch Manja Liebrenz ihre Erfahrung fest.

von Bianca Jordan

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