Sanitätsdienst

Neues Sonderabzeichen im Sanitätsdienst

Neues Sonderabzeichen im Sanitätsdienst

Datum:
Ort:
Feldkirchen

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Der Pilotlehrgang „Sondertraining-Taktische Verwundetenversorgung“ (S-TVVSondertraining Taktische Verwundetenversorgung) ist im Sanitätslehrregiment „Niederbayern“ in Feldkirchen gestartet. Hier müssen die Teilnehmenden ihre infanteristischen, notfallmedizinischen und einsatzspezifischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Ihr Ziel ist das gleichnamige Sonderabzeichen.

Zwei Soldaten in Uniform behandeln medizinisch eine Übungspuppe.

Unter Beobachtung eines Arztes und dem Ausbilderteam wird eine Tracheotomie, auch Luftröhrenschnitt genannt, durchgeführt

Bundeswehr/Michael Laymann

Alles wird ruhig, die Aufmerksamkeit des Ausbilderteams ist auf den Protagonisten gerichtet. Dieser kniet mit seiner schweren Schutzweste vor dem Patientensimulator. Seine Waffe drückt in die Kniekehlen. Mit voller Konzentration setzt er einen präzisen Schnitt an der Luftröhre des 120.000 Dollar Simulators.

Handgriffe müssen sitzen

Solche Simulationen gehören zur Tagesordnung der Trainingsteilnehmer. Schnelle und unerwartete Situationswechsel zwingen die Protagonisten zum dynamischen Reagieren und Agieren. Schließlich bleibt in einer realen Situation kaum Zeit zum Nachdenken, ob im urbanen oder natürlichen Gelände, die notfallmedizinischen Handgriffe müssen sitzen.

Matthias Querbach, Hauptmann
„Wir wollten für den Sanitätsdienst ein Abzeichen schaffen, welches die Wertschätzung und Anerkennung für besonders leistungsfähige Soldatinnen und Soldaten widerspiegelt.“

Diese müssen neben der medizinisch fachlichen Expertise auch über die infanteristische und allgemeinmilitärische Erfahrung verfügen.

Der Bergführer aus dem Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr ist einer der geistigen Väter der konzeptionellen Erarbeitung des Sonderabzeichens Taktische Verwundetenversorgung. Hauptmann Querbach weiß, dass hier deutlich mehr verlangt wird und die Messlatte bewusst so hoch liegt.

Einmal pro Jahr ein Durchgang

Derzeit ist laut Querbach nur ein Durchlauf pro Jahr geplant, der sich über drei Wochen erstreckt. Um überhaupt an dem Lehrgang teilnehmen zu können, sind mit Absicht hohe Teilnahmevorrausetzungen verbunden. Beispielsweise ist es unabdingbar, dass die Trainingsteilnehmenden eine notfallmedizinische Qualifikation besitzen. Dazu kommen eine hohe körperliche und geistige Fitness, Dienst- und vor allem Einsatzerfahrung sowie ein fundiertes infanteristisches Know-how.

Im Eilmarsch durch die Eingangsprüfungen

Zwei Hände, die etwas in einen Rucksack packen.

Viele Rettungsmittel erzeugen auch viel Gewicht. Ein Soldat befüllt einen Notfallrucksack mit der sanitätsdienstlichen Ausstattung.

Bundeswehr/Michael Laymann

Der erste Tag unterscheidet sich für die zehn Teilnehmenden nicht von anderen Lehrgängen: Anmeldung im Geschäftszimmer und Beziehen der Stuben, um dann im Marschschritt zur ersten Ausbildungseinheit zu verlegen. Jetzt müssen sie zeigen, dass sie den Anforderungen des Lehrgangs gewachsen sind. Der erste Abschnitt startet mit dem Notfallrucksack. Diesen und dessen Inhalt müssen sie aus dem Effeff benennen und erläutern können.

Ausdauer und Waffenkenntnis gefragt

Anschließend empfangen sie ihre Waffen, verpacken in ihren Rucksack 15 Kilogramm Ausrüstung und stehen 15 Minuten später leicht schnaufend am Sportplatz. Dies war lediglich der Auftakt für einen erholungsarmen Nachmittag. Die erste Hürde wartet bereits in Form eines 3.000 Meter Gepäcklaufes im Feldanzug. Maximal 19 Minuten haben sie dafür Zeit. Kaum zu Atem gekommen müssen Fingerfertigkeiten bewiesen werden. In vier Minuten gilt es die Pistole P8 und das Gewehr G36 zu zerlegen und zusammenzusetzen.

Ein Soldat liegt auf einer Matte und baut an einer Waffe.

Trotz Erschöpfung müssen auch noch so kleine Handgriffe beim Zerlegen der Waffe sitzen

Bundeswehr/Michael Laymann

Dabei dürfen wesentliche Aspekte, wie die Sicherheitsbestimmungen, nicht außer Acht gelassen werden. Zum Abschluss des ersten Tages gibt es noch eine Bewährungsprüfung für die grauen Zellen. In einem schriftlichen Test werden sowohl infanteristische als auch medizinische Themen abgefragt. Für viele ist dieses Training genau die Herausforderung, die sie sich schon lange gewünscht haben. 

An die eigenen körperlichen Grenzen kommen

Die Morgendämmerung ist noch nicht abgeschlossen und der erste Kaffeebecher kaum geleert, da geht es schon in einem Konvoi zur Hindernisbahn. Hier stehen die Soldaten vor der Aufgabe, die Hindernisse mit persönlicher Ausrüstung innerhalb von zwei Minuten und 15 Sekunden zu überwinden. Das dumpfe Geräusch von der Landung der Stiefel auf dem Kies ist hörbar. Die tief ins Erdreich einfasste Stellung ist das letzte Hindernis. Mit dem Sprung aus dieser endet die Hindernisbahn für die Soldaten.

Soldat gleitet am Boden unter ein Hindernis durch

Das Überwinden von Hindernissen mit Ausrüstung unter Zeitdruck gehört zu den schwierigsten Aufgaben

Bundeswehr/Michael Laymann

Der Soldat atmet schwer. Schweiß läuft über die Stirn. Ob er die vorgegebene Zeit geschafft hat, wird er allerdings erst nach dem Eingangstest erfahren. Doch jetzt geht es erst einmal zum nahegelegen Truppenübungsplatz. Hier werden bis zum späten Abend grundlegende Fähigkeiten im Gelände geprüft. Die Ausbilder wollen sehen, wie sich die Teilnehmer im Gelände bewegen und ob der Umgang mit Karte und Kompass sitzt.

Reihen lichten sich

Mit dem dritten Tag liegt der Eingangstest hinter den Teilnehmern und die Zahl der Teilnehmer hat sich gelichtet. Während ein Drittel der Soldaten ihre Heimreise antritt, beginnt nun das eigentliche Sondertraining. „Dieses soll der Elite der Sanität zeigen, dass sie auch wirklich zur Elite gehört“, so ein Ausbilder mit Blick auf das Sonderabzeichen und die Teilnahme am Training.

Zwei Wochen harte Arbeit für das große Ziel

Die Teilnehmenden haben jetzt zwei Wochen Zeit, eine Vielzahl von Fertigkeiten zu erlernen beziehungsweise zu vertiefen. Das Spektrum reicht dabei vom Abseilen und Überwinden von unzugänglichen Hindernissen bis zum Versorgen eines Patienten unter Beschuss. Das ganze Training mündet in einer 72-Stunden-Übung, an deren erfolgreichem Ende für den einen oder anderen Teilnehmer das Sonderabzeichen stehen kann.



von Marcel Ernst

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