Streitkräftebasis

Politische Bildung: Theater präsentiert „Gier - Weimar, die erhitzte Republik“

Politische Bildung: Theater präsentiert „Gier - Weimar, die erhitzte Republik“

Datum:
Ort:
Hilden
Lesedauer:
4 MIN

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Am 9. und 10. Oktober präsentierte das Landeskommando NRWNordrhein-Westfalen das Theaterstück „Gier - Weimar, die erhitzte Repu­blik“. Das Theaterstück, welches im Rahmen einer politischen Bildung in der Waldkaserne gezeigt wurde, machte auf anschauliche Weise die Anfänge der ersten deutschen parlamentarischen Demokratie in den Jahren 1919 bis 1923 mit ihren Wirrnissen nacherlebbar.

Menschen aufgereiht

Michaela Noll (li.), Brigadegeneral Torsten Gerstorf (zw.v.re.), Oberstleutnant Michael Euler (re.) und der Präsident des Landtages NRWNordrhein-Westfalen, André Kuper (zw.v.re. hinterer Reihe) gemeinsam mit den Schauspielern.

Bundeswehr/Olaf Pieper

Am 9. und 10. Oktober präsentierte das Landeskommando NRWNordrhein-Westfalen das Theaterstück „Gier - Weimar, die erhitzte Repu­blik“. Das Theaterensemble Axensprung erzählte in seiner Aufführung die Geschichte von Menschen in widersprüchlichen Zeiten und von der Zerbrechlichkeit der Freiheit in der Weimarer Republik der frühen 20er Jahre. Das Theaterstück, welches im Rahmen einer politischen Bildung in der Waldkaserne Hilden gezeigt wurde, machte auf anschauliche Weise die Anfänge der ersten deutschen parlamentarischen Demokratie in den Jahren 1919 bis 1923 mit ihren Wirrnissen nacherlebbar. Es ließ die Zuschauer spüren, wie Menschen in Zeiten rasender Veränderung träumen, hoffen und handeln.

Die Veranstaltungen fanden unter besonderen Covid-19-Bedingungen statt und wurde von Soldaten der Streitkräfte Basis (SKBStreitkräftebasis) und hochkarätigen Ehrengästen besucht. Neben André Kuper (Präsident des Landtages NRWNordrhein-Westfalen) und Michaela Noll (Mitglied des Bundestages), besuchten unter anderem auch Friedrich G. Conzen (Bürgermeister der Stadt Düsseldorf) sowie Oliver Keymis (3. Vizepräsident des Landtages NRWNordrhein-Westfalen), Dietmar Panske (Mitglied des Landtages NRWNordrhein-Westfalen) sowie Claudia Schlottmann (Mitglied des Landtages NRWNordrhein-Westfalen) die Veranstaltung im großen Saal des Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr.

In seiner Begrüßungsansprache machte der Kommandeur des Landeskommandos NRWNordrhein-Westfalen, Brigadegeneral Torsten Gersdorf, deutlich, dass das Theaterstück Teil und Ausdruck eines neuen Ansatzes politischer Bildung sei, den man in der Bundeswehr gehen wolle.

„Mit solchen Stücken geht es auch darum, die deutsche Vergangenheit besser zu verstehen, um zu wissen, woher wir kommen. Um zu wissen, wenn sich Sachen in eine falsche Richtung entwickeln und wo das hinführen kann“, so Gersdorf. „Aber auch um zu zeigen, dass wir heute in dem besten Deutschland leben, das jemals auf deutschem Boden existiert hat und dass wir damit auch in die Zukunft investieren und jeder von uns seinen Beitrag leisten kann, diesen Zustand zu erhalten.

Ursprünglich sollte das Theaterstück im Rahmen des jährlich stattfindenden Hürtgenwaldmarsches gezeigt werden, welcher wegen der aktuellen Corona-Situation abgesagt werden musste. „Allerdings wollten wir die vor einem Jahr begonnene kulturelle Zusammenarbeit als verlässlicher Partner fortsetzten und so auch einen Beitrag zur Sicherung von kleinen Theatergruppen leisten“, betonte Gersdorf. Er bedankte sich zudem ausdrücklich beim Leiter des Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr, Oberstleutnant Michael Euler, der die Veranstaltung, trotz der besonderen Covid-19-Auflagen, in den Räumlichkeiten des Ausbildungsmusikkorps möglich gemacht hatte.

Theaterstück und die Protagonisten

Zwei Menschen im Gespräch

Oberst Detlev Konrad Adelmann (stellvertretender Kommandeur und Chef des Stabes LKdoNW) im Gespräch mit Friedrich G. Conzen (Bürgermeister der Stadt Düsseldorf).

Bundeswehr/René Amende

Unterstützt von großflächigen Hintergrundprojektionen und den Einsatz von Video- und Bildmaterial wurde die Inszenierung für die Gäste eindringlich erlebbar. Die Besucher erlebten eine Zeitreise, bei der sie hautnah dabei waren. Anhand der verschiedenen Lebens­um­stände der Charaktere wurden im Laufe der 90-minü­ti­gen Vorstellung auch Themen wie Wohnungs­not und Anti­se­mi­tis­mus anschau­lich gemacht. Die Bühnenfigur Martha Knies ist mit ihren drei Kindern auf der Flucht vor ihrem rechtsradikalen Ehemann Rudolf in eine winzige Wohnung im sogenannten „Gängeviertel“ gezogen. Sie hat sich mittlerweile der KPD angeschlossen, die ihr ein Studium an der Kunstgewerbeschule ermöglicht. Sie verliebt sich in ihre Mitstudentin Lucy Lewin und kommt über sie in Kontakt zu einem Kreis von Freunden, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Lucy Lewin, Nichte eines bekannten Berliner Mäzens moderner Kunst, lernt Martha beim Studium kennen. Lucy verehrt Lavinia Schulz, eine radikale Hamburger Avantgarde-Künstlerin. Da sie Politik geradezu verabscheut, prallen die Wertesysteme der beiden Frauen mehr und mehr aufeinander.

Der Bauingenieur und überzeugte Anhänger der Republik, Paul Schätzing, wurde im Krieg schwer am Gesicht verwundet. Martha bewahrt ihn vor einer tiefen Depression und bringt ihn dazu, bei Oberbaudirektor Schumacher vorzusprechen. Dieser arbeitet gerade an den Plänen für den Abriss des südlichen Gängeviertels, um dort ein neues Kontorhausquartier aufzubauen. Schätzing liebt und verehrt Martha. Da jedoch genau ihr Viertel abgerissen werden soll, gerät er in einen massiven Gewissenskonflikt.

Karl Otto („Karlo“) Rettmann tritt als Musiker und Entertainer in den großen Etablissements der Stadt auf. Martha lernt ihn bei einem Auftritt im „Floratheater“ – kennen, dass allerdings kurz darauf, wie viele Tanzlokale und Kneipen in dieser Krisenzeit, schließen muss. Freikorpsmann der ersten Stunde, Rudolf Knies, kämpft nach dem Krieg für die Freikorps im Baltikum weiter und nimmt am Kapp-Putsch teil. Wird nach dessen Scheitern außer Dienst gestellt. Knies schließt sich der geheimen „Organisation Consul“, einer rechtsradikalen Terrororganisation an, die es auf vermeintliche Verräter an der „deutschen Sache“ abgesehen hat. Zu den Opfern gehören der Unterzeichner des Waffenstillstandsabkommens Erzberger und Außenminister Rathenau. Ziel ist die Destabilisierung der Republik.

In die sich verwebenden Handlungsstränge der Protagonisten treten zudem reale historische Personen wie Matthias Erzberger, Walter Rathenau und der Hamburger Oberbaudirektor Fritz Schumacher. Zum Ensemble gehören Grün­der Oliver Hermann, Autor und Regis­seur Erik Schäff­ler, Posau­nist Markus Voigt, Mignon Remé und Ange­lina Kamp.

Frage- und Antwortrunde

Zuschauer schauen von hinten auf eine Bühne

Die Theateraufführung fand unter Covid-19-Bestimmungen statt.

Bundeswehr/Olaf Pieper

Jeweils im Anschluss an die Theaterstücke gab es für die Besucher die Möglichkeit, direkt mit den Schauspielern ins Gespräch zu kommen. Zahlreiche Fragen und Wortmeldungen spiegelten dabei das große Interesse der Zuschauer wider. Die Gäste zeigten sich durchweg sehr beeindruckt von dem packenden Theaterstück. Dies zeigte sich auch in zahlreichen Kommentaren und Einträgen im Gästebuch: „Großartig“, „Ein hervorragendes Theaterstück“, „Spektakulär“, „Ein beeindruckender Nachmittag“, „Eine Inspiration, sich mehr Gedanken zu machen“, „Ein sehr aufrüttelnder Abend“, „Das Stück war sehr ergreifend“ oder „Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen“, war darin zu lesen.

  • Schauspieler sitzen auf der Bühne

    Im Anschluss an das Theaterstück gab es die Möglichkeit, mit den Schauspielern ins Gespräch zu kommen.

    Bundeswehr/Olaf Pieper
  • Eine Zivilistin und zwei Soldaten vor einer Wand

    Oberstleutnant Michael Euler (Leiter des Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr), Michaela Noll (MdBMitglied des Deutschen Bundestages) und Brigadegeneral Torsten Gerstorf. (v.l.)

    Bundeswehr/Olaf Pieper
  • Drei Männer sprechen miteinander

    André Kuper (Präsident des Landtages NRWNordrhein-Westfalen) im Gespräch mit den Schauspielern.

    Bundeswehr/Olaf Pieper
von Olaf Pieper  E-Mail schreiben

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