Streitkräftebasis

Partnernationen stärken EUEuropäische Union-Expertise des Ulmer Kommandos

Partnernationen stärken EUEuropäische Union-Expertise des Ulmer Kommandos

Datum:
Ort:
Ulm
Lesedauer:
3 MIN

Anfang Januar 2021 nimmt das Ulmer Kommando eine neue Gliederung ein, um die EUEuropäische Union-Expertise in Ulm in der Rolle als militärstrategisches Hauptquartier weiter zu festigen. Die am Kommando beteiligten Nationen haben diesen Weg bestätigt und neue multinationale Dienstposten besetzt. Österreich wird zukünftig den stellvertretenden Befehlshaber stellen.

Generalleutnant Jürgen Knappe ist Befehlshaber des Ulmer Kommandos und erklärt den Vertretern der Nationen die neue Struktur.

Der Befehlshaber des MN KdoOpFü / MN JHQ Ulm, Generalleutnant Jürgen Knappe während des Plenary Committee Meetings.

Bundeswehr/Gina Seegert

„Das Ulmer Kommando ist einmalig. Wir haben mehrfach bewiesen, dass wir die Führung multinationaler und teilstreitkraftgemeinsamer Einsätze beherrschen“, betonte Generalleutnant Jürgen Knappe, Befehlshaber des MN KdoOpFü gegenüber den am Ulmer Kommando beteiligten Nationen am 8. Dezember im Plenary Committee Meeting.

„Auch in Zukunft werden wir unsere jahrelang aufgebaute Expertise in eine gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik Europas einbringen und – wenn notwendig – politische Vorgaben in militärstrategisches Handeln umsetzen. Ich freue mich sehr, dass uns unsere Partnernationen hierbei unterstützen und die Zukunft gemeinsam mit uns gestalten wollen“, bedankte sich Knappe.

Neue Schwerpunkte für das Ulmer Kommando

Die Vertreter der am Ulmer Kommando beteiligten Nationen diskutieren im Konferenzsaal und über Video miteinander.

Einmal jährlich treffen sich die 16 am Ulmer Kommando beteiligten Nationen, 2020 Corona-bedingt auch über Videokonferenz.

Bundeswehr/Gina Seegert

Das Multinationale Kommando Operative Führung (MN KdoOpFü) steht seit 2005 für Einsätze der Europäischen Union als Hauptquartier bereit und wird auch in Zukunft ein wesentlicher Beitrag Deutschlands zur gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EUEuropäische Union sein: Zum einen als von Deutschland gestellte, höchste militärische Planungs- und Führungsinstanz („EUEuropäische Union Operation Headquarters (OHQ)“), Zum anderen wird das Ulmer Kommando die Aufstellung des militärischen Planungs- und Durchführungsstabs der EUEuropäische Union in Brüssel durch die Gestellung von Expertise und Fähigkeiten unterstützen. Aktuell hält sich das Ulmer Kommando außerdem als das bevorzugte militärstrategische Hauptquartier („preferred OHQ“) für die durch Deutschland geführte EUEuropäische Union-Battlegroup 2020-2 (EUBGEuropean Union Battlegroup 2020-2) bereit.

Mit einem modular aufgebauten „Planning Capability Package“ wird Ulm einen wesentlichen, sofort verfügbaren Beitrag zur Weiterentwicklung der militärischen Planungs- und Führungsfähigkeit der EUEuropäische Union leisten, um insbesondere die Anfangsphase einer anlaufenden Mission schnell zu beherrschen. Damit kann auch gezielt der integrierte Ansatz und die Zusammenarbeit mit der zivilen Planungs- und Führungsfähigkeit gefördert werden.

Zusätzlich zur OHQ-Aufgabe stellt das Ulmer Kommando auch in Zukunft den integrierten Kernstab eines sogenannten Joint Logistic and Support Group Headquarters (JLSG HQHeadquarters). Dieses verlegbare Hautquartier auf taktischer Ebene plant und steuert vor Ort die Verlegung in ein Einsatzgebiet sowie die Folgeversorgung von Streitkräften sowohl der NATO als auch der EUEuropäische Union.

Für den Einsatz aufwachsen und ausbilden

Generalleutnant Jürgen Knappe freut sich über die Beteiligung der Nationen und aller Teilstreitkräfte am Ulmer Kommando

Stellv. Befehlshaber Generalmajor Sandor Fucsku (Ungarn) und Befehlshaber Generalleutnant Jürgen Knappe und (beide MN KdoOpFü), Kapitän z.S. Dieter Krebs (KdoSKB) und Abteilungsleiter Personal Oberst i.G. Martin Reitmaier (MN KdoOpFü) (v.l.n.r.)

Bundeswehr/Gina Seegert

Als Rahmennation stellt Deutschland mit dem MN KdoOpFü unverändert eine nationale Dienststelle, in der die Dienstposten der multinationalen Angehörigen ebenso struktureller Bestandteil sind, wie die der Bundeswehrangehörigen aller Teilstreitkräfte. Die multinationale Zusammenarbeit der aktuell 16 am Kommando beteiligten Nationen ist in Verträgen („Technical Arrangement“) im Detail vereinbart. Die Arbeitssprache ist – der Einsatzausrichtung folgend – Englisch.

Zukünftig werden 27 Dienstposten multinational mit Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus anderen EUEuropäische Union- und Partnerstaaten besetzt werden. Diese werden sich – neben der Command Group – im „EUEuropäische Union HQHeadquarters Directorate“ einbringen können. Dieses umfasst die Aufgabenfelder Integration und Training, Ressourcen, Aufklärung, Einsatzführung, Planung, Logistik und Finanzen.

Österreich stellt den stellvertretenden Befehlshaber

Ich freue mich, dass Österreich seinen Anteil am Ulmer Kommando stärkt und zukünftig den stellvertretenden Befehlshaber stellen wird“, sagte Oberst im Generalstab Klaus Roch. Für den österreichischen Leiter der militärischen Planung auf der strategischen und operativen Ebene in der Abteilung CJ5 werde sich das Kommando allerdings stärker als bisher auf die personelle Verstärkung durch Deutschland und die EUEuropäische Union-Mitgliedsstaaten abstützen müssen.

„Für das EUEuropäische Union OHQ und das JLSG HQHeadquarters werden wir einen Nukleus, also die Anfangsbefähigung bereithalten. Schwerpunkte liegen dabei auf der Analyse, auf ersten Planungen und auf der schnellen Erkundung im Einsatzraum. Bei Übungen des gesamten Hauptquartiers oder bei einer Einsatz-Aktivierung durch die EUEuropäische Union sind wir jedoch auf personellen Aufwuchs angewiesen“, so Roch weiter.

In Ulm zu Gast im Herzen Europas

Um Verstärkungskräfte optimal für ihre Aufgaben vorzubereiten und zu trainieren, erarbeitet das Kommando derzeit ein eigenes „Augmentation“-Konzept. Dieses beinhaltet auch ein Angebot zur Teilnahme an regelmäßige praxisorientierten Schulungen und Übungen, in denen Soldatinnen und Soldaten aller EUEuropäische Union-Mitgliedsstaaten die komplexe Arbeit auf militärstrategischer Ebene kennenlernen und üben können. Gemeinsames Verständnis, Denken, Planen und Handeln wird somit gestärkt

Als Rahmennation gewährleistet Deutschland dazu die bestmöglichen Bedingungen in einer der attraktivsten Garnisonsstädte Deutschlands. Das sogenannte „Base Support Directorate“ stellt für den gesamten Standort eine hochmoderne Infrastruktur, Familienbetreuung für die multinationalen Angehörigen, Lagerhaltung, ITInformationstechnik, Transport sowie medizinische Versorgung, aber auch die Bereitstellung eines stationären und eines verlegbaren Gefechtsstandes für das JLSG HQHeadquarters.

von Alexander Schilling  E-Mail schreiben

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