Streitkräftebasis

Resilienz – Fähigkeit, Krisen zu bewältigen!

Resilienz – Fähigkeit, Krisen zu bewältigen!

Datum:
Ort:
Ulm
Lesedauer:
4 MIN

Das Multinationale Kommando Ulm führt regelmäßig Konferenzen zu aktuellen Themen der zivil-militärischen Kooperation (CIMICCivil Military Co-Operation) durch.

Personen sitzen in einem Raum und hören einem Redner zu.

Über 80 Teilnehmer ziviler und militärische Organisationen aus aller Welt trafen sich zur Resilienzkonferenz in der Nähe von Ulm

Bundeswehr/Gina Seegert

In seinen Begrüßungsworten betonte Generalleutnant Jürgen Knappe, Befehlshaber des Multinationalen Kommandos Operative Führung („Ulmer Kommando“) und des Joint Support and Enabling Command (JSECJoint Support and Enabling Command) der NATO die Bedeutung von Resilienz als einer zentralen Variablen für die Planung und Durchführung militärischer Operationen. Insbesondere im rückwärtigen Raum sei dies wichtig. Im Sprachgebrauch der NATO bezeichnet Resilienz die Widerstandsfähigkeit einer Gesellschaft gegenüber schwerwiegenden Schadensereignissen wie Naturkatastrophen oder bewaffneten Angriffen sowie ihre Fähigkeit zum schnellen Wiedererstarken in deren Folge.
Hat Resilienz schon im Multinationalen Kommando Operative Führung (MN KdoOpFü) mit Blick auf dessen Landes-, EUEuropäische Union- und NATO-Aufgaben eine wichtige Rolle gespielt, so hat ihre Bedeutung durch die Aufstellung des „JSECJoint Support and Enabling Command“ weiter zugenommen. Zur erfolgreichen Erfüllung seiner Aufgaben, der Koordinierung und Befähigung der NATO zur Durchführung von Einsätzen in Mitteleuropa auf dem Gebiet souveräner Staaten, verfolgt das JSECJoint Support and Enabling Command auch die Zielsetzung, diese Staaten auf ihre Aufgabe vorzubereiten sowie die Resilienz und Bereitschaft von Zivilorganisationen zu stärken. In seinem Kommentar wies Generalleutnant Jürgen Knappe vor den Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmern auf die Bedeutung des regelmäßigen Umgangs mit der Zivilbevölkerung hin.

Nur zusammen kann man Krisen bewältigen

Zwei Soldaten und eine Zivilistin sitzen an einem Tisch

Zivilisten und Soldaten ziehen an einem Strang

Bundeswehr/Gina Seegert

Aus diesem Grund war die von den Abteilungen CJ9 des JSECJoint Support and Enabling Command und des Ulmer Kommandos Ende 2019 in Ulm gemeinsam durchgeführte Konferenz zum Thema „Umgang mit der Zivilbevölkerung“ nicht nur eine wichtige Veranstaltung für die beiden Kommandos, sondern ebenso für den Gesamtbereich der NATO, der EUEuropäische Union und alle relevanten Zivilbeteiligten. Die Konferenzteilnehmenden hatten sich zum Ziel gesetzt, ein tieferes Verständnis des Konzepts der Resilienz und ihrer Bedeutung für die verschiedenen Interessengruppen zu gewinnen sowie einen perspektivischen Austausch in einem breit gefächerten Dialogumfeld voranzutreiben. Die beiden in Ulm ansässigen Kommandos bieten vor dem Hintergrund einer bereits lang existierenden und fest etablierten Konferenzreihe zum Thema „Umgang mit der Zivilbevölkerung“ eine ideale Plattform für diese Art von Austausch. 
Auf der Liste von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus den verschiedensten Bereichen befanden sich u. a. Vertreterinnen und Vertreter der NATO-Kommando- und -Streitkräftestruktur, Schlüsselpersonal transnationaler und internationaler Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen sowie der Privatwirtschaft. Diese Zusammensetzung entsprach somit einer großen Bandbreite von Interessengruppen im zivil-militärischen Bereich, die sich mit Resilienz und ziviler Vorsorge befassen.

Im Frieden auf Katastrophen vorbereitet sein

Ein Zivilist hält einen Vortrag

Der Repräsentant des Logistikunternehmens DHL erläutert das Resilienzkonzept seines Unternehmens

Bundeswehr/Gina Seegert

Der stellvertretende Befehlshaber des Ulmer Kommandos, der ungarische Generalmajor Sandór Fucsku, betonte die Bedeutung von Resilienz als wichtigen Aspekt im Bereich „Umgang mit der Zivilbevölkerung“ in Friedenszeiten und bei der Zusammenarbeit in Krisenzeiten. Die Einbeziehung aller relevanten Interessengruppen und die Harmonisierung ihrer jeweiligen Aktivitäten ist im Krisenfall für den Einsatzerfolg von höchster Priorität. Die Vorbereitung und Festschreibung dieser Aufgabe müssen daher schon im Frieden geschehen. Dazu hat die Konferenz wesentlich beigetragen.
In ihrem Verständnis von Resilienz hat die NATO sieben Grundforderungen verankert. Die Aufrechterhaltung der Regierungsgewalt und kritischer Versorgungsleistungen muss sichergestellt werden, es müssen Notfallpläne für die Aufrechterhaltung der Energieversorgung vorhanden sein, und Migrationsbewegungen müssen wirkungsvoll gesteuert werden. Darüber hinaus ist eine störungsfreie Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser sicherzustellen. Das zivile Gesundheitswesen muss leistungsfähig und belastbar sein. Zivile Kommunikations- und Transportsysteme sind darauf einzustellen, militärische Bewegungen der NATO zu unterstützen. Während der Konferenz wurde die Notwendigkeit erkannt, zusätzliche Resilienz orientierte Perspektiven als Reaktion auf potenzielle Katastrophenfälle zu schaffen und das Potenzial zur Schadensbegrenzung weiter auszuloten.

Von der Industrie lernen

Die Vertreter des NATO Center#en of#en Excellence for Crisis Management and Disaster Response (Kompetenzzentrum der NATO für Krisenbewältigung und Katastrophenhilfe) und der norwegischen Abteilung für Zivilschutz gingen ausführlich darauf ein, dass die Schaffung und Stärkung von Resilienz in nationaler Verantwortung lägen. Als Beispiel für die Umsetzung dieser Forderung in ein System führten sie das bulgarische System für nationales Krisenmanagement und sein norwegisches Pendant an.
Der Logistikdienstleister DHL gewährte Einblick in das Resilienzmanagement von Privat- und Industrieunternehmen. In einer globalisierten Welt, die auf den Austausch von Waren angewiesen ist, haben Unternehmen ihre Lieferketten stark fragmentiert. Diese Teilketten sind gleichermaßen anfällig für mögliche Störungen und müssen daher engmaschig überwacht werden, um schnell reagieren zu können. Als Experte in diesem Bereich beleuchtete DHL das Thema „Lieferketten“ aus der Sicht der Privatwirtschaft und leistete so einen wertvollen Beitrag zur Konferenz. 
Die Konferenz zum Thema „Umgang mit der Zivilbevölkerung“ zeigte deutlich, dass der Dialog fortgesetzt werden muss und das Konzept „Resilienz“ weiterer Analyse bedarf. Es handelt sich dabei um ein querschnittliches Themengebiet, bei dem alle relevanten Beteiligten der zivilen Organisationen und des Militärs im Sinne eines erweiterten vernetzten Sicherheitsansatzes (Comprehensive Approach) an einem Strang ziehen müssen.

von Dr. Bernd Niedermann / Marcus Schaller  E-Mail schreiben

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