Erfahrungen: Wenn Eltern in den Einsatz gehen

Erfahrungen: Wenn Eltern in den Einsatz gehen

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Soldaten sind nicht nur Soldaten. Sie sind auch Söhne und Töchter, Väter und Mütter. Gerade letzteres kann zur Herausforderung werden, wenn ein Auslandseinsatz ansteht.

Soldat sitzt mit seiner Frau und seinem Kind auf einer Bank im Garten

Zeit für sich: Gemeinsam im Garten zu sitzen, ist für Familie Z. nicht selbstverständlich.

Bundeswehr/Michael Sommer

Ein Freitagnachmittag im bayerischen Wölsenberg. Fröhliches Kinderlachen ist über den Gartenzaun des schnuckeligen weißen Hauses ganz am Ende des kleinen Ortes zu hören. Das Lachen einer Dreijährigen. „Papa!“, ruft Abygail lautstark und rennt ungestüm auf Mario Z. zu. Dann liegt sie ihrem Vater auch schon im Arm. Ganz normale Szenen einer Familie. Und doch sind sie bei Familie Z. selten.

Denn: Der 37-Jährige ist Soldat, stationiert im oberpfälzischen Pfreimd. In den vergangenen zehn Jahren war der Stabsunteroffizier oft weg: auf Übungen, auf Lehrgängen und im Ausland. Dreimal Kosovo, einmal Afghanistan – das waren seine letzten Einsätze. Vier Monate fernab der Heimat – eine echte Belastungsprobe für die ganze Familie.

Offenheit ist oberstes Gebot

Mutter mit ihrem Kind auf dem Schoß hält ein Handy in der Hand

Fest eingeplant: Tägliches Skypen hilft über die Trennung hinweg.

Bundeswehr/Michael Sommer

„Wir gehen mit der Situation ganz offen um“, erzählt Susanne Z. wenig später bei einer Tasse Kaffee. Im Flur des Hauses stehen die Familienregeln in schwarzen Lettern an der Wand: „Miteinander lachen, sich gegenseitig helfen, Spaß haben und ehrlich sein.“

Das gilt auch in Bezug auf die Arbeit des Familienvaters. „Sobald wir von einem Einsatz erfahren, reden wir gleich mit den Kindern darüber“, so die Eltern. Die Kinder, das sind die 15-jährige Kimberley, der neunjährige Robin und Nesthäkchen Abygail. Sie kennen es nicht anders, sind so aufgewachsen. „Wir haben ihnen erklärt, dass es eben anderswo Kinder gibt, die da leben, wo Krieg ist, und denen es gar nicht gut geht. Damit sie keine Angst mehr haben müssen, geht der Papa in diese Länder, um sie zu beschützen.“

Neben vielen Gesprächen nutzt die Familie auch Bücher und Filme, um dem Nachwuchs die Arbeit des Vaters im Ausland nahezubringen. „Als die Kinder noch kleiner waren, haben wir ihnen ‚Mein Papa ist Soldat‘ vorgelesen“, so die Dreifach-Mama. „Da ist alles gut erklärt. Unsere Kinder wissen, wie das Lager aussieht. Sie kennen den riesigen Zaun um das Camp herum, damit ist der Papa für sie geschützt.“

Die Schulen, der Kindergarten und alle, die der Familie nahestehen, werden ebenfalls über den kommenden Auslandseinsatz informiert. So ist sichergestellt, dass mögliche Veränderungen im Verhalten schnell bemerkt werden.

Unterstützung bundesweit und rund um die Uhr

Soldat umarmt seine Tochter

Gutes Team: Vater und Tochter haben schon so manchen Einsatz „gemeinsam“ gemeistert.

Bundeswehr/Michael Sommer

Ein großer Vorteil nach Meinung von Familie Z. ist, dass man als Angehöriger eines Soldaten nie allein gelassen wird. Die Familienbetreuungszentren der Bundeswehr sind flächendeckend in ganz Deutschland zu finden und rund um die Uhr erreichbar. Egal, ob es um organisatorische, psychologische oder rechtliche Fragen wie das Schreiben eines Testaments, einer Patientenverfügung oder auch um das zeitweise Abgeben des Sorgerechts geht.

„Vor dem ersten Auslandseinsatz meines Mannes haben wir an einem Vorbereitungswochenende für Familien teilgenommen“, erzählt Susanne Z. „Das hat uns sehr geholfen. Zum einen gab es viele wertvolle Informationen, zum anderen haben wir Gleichgesinnte kennengelernt, die in derselben Situation waren wie wir.“

Von diesem Netzwerk profitiert die 35-Jährige, die mittlerweile selbst bei der „Initiative Solidarität mit Soldaten und ihren Familien“ aktiv ist, heute noch. Bei den Kindern haben sich zum Teil sogar Freundschaften entwickelt.

Per Skype beinahe daheim

„Unsere Kinder wissen, dass sie immer zu Papa kommen können, auch wenn er ein paar tausend Kilometer entfernt ist“, sagt Susanne Z. Um den Kontakt über die Distanz aufrechtzuerhalten, ist während des Auslandeinsatzes eine halbe Stunde am Abend für die Familie reserviert. Da wird geskypt. „So bin ich immer präsent und erfahre alles“, lacht der Stabsunteroffizier. Zu Geburtstagen oder an Weihnachten werden natürlich Geschenke geschickt.

Kommt Mario Z. nach den vier Monaten wieder, holen ihn alle gemeinsam vom Flughafen ab. Dann ist Familienzeit angesagt: Papa Mario dann erstmal Ehefrau Susanne und den drei Kindern – ganz exklusiv und ganz ohne Uniform.

von Nicole Schmitt

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