NATO Response Force

VJTFVery High Readiness Joint Task Force 2023: Bundeswehr führt erstmals Hauptquartier für Spezialkräftemissionen

VJTFVery High Readiness Joint Task Force 2023: Bundeswehr führt erstmals Hauptquartier für Spezialkräftemissionen

Datum:
Ort:
Potsdam
Lesedauer:
3 MIN

Die Bundeswehr ist 2023 erstmals Rahmennation des Spezialkräftehauptquartiers der VJTFVery High Readiness Joint Task Force , der Speerspitze der NATO Response Force. Das Special Operations Component Command (SOCC) plant und führt Spezialoperationen im gesamten Aktionsraum der NATO. Sein Kernstab wurde nun für diese Aufgabe zertifiziert.

Ein Soldat sitzt mit seinem Diensthund an der offenen Tür im Hubschrauber während des Fluges.

Zu Land, zu Wasser und in der Luft: Spezialoperationen decken ein breites Aufgabenfeld ab. Hauptquartiere und Führungsstäbe werden dabei immer missionsbezogen zusammengestellt und auf den jeweiligen Auftrag abgestimmt. (Symbolfoto)

Bundeswehr/KSK

Die Bundeswehr ist wesentlicher Truppensteller der NATO Response Force 2022 bis 2024. Bis zu 16.700 deutsche Soldatinnen und Soldaten sind für die schnelle Eingreiftruppe der Allianz geplant. In der Very High Readiness Joint Task Force (VJTFVery High Readiness Joint Task Force ) – der Speerspitze der NATO Response Force, die innerhalb weniger Tage verlegt werden kann – übernimmt die Bundeswehr 2023 die Führung des SOCC. 

Ein solches Special Operations Component Command ist ein multinationales Hauptquartier, das um eine verantwortliche Führungs- beziehungsweise Rahmennation gebildet wird. Ein SOCC plant und führt NATO-Spezialoperationen im gesamten Einsatzgebiet der NATO bei Übungen und Einsätzen.

Spezialkräftehauptquartiere immer missionsbezogen 

SOCC werden immer missionsbezogen zusammengestellt und auf die spezifischen Rahmenbedingungen des jeweiligen Auftrags zugeschnitten. In der Bundeswehr ist dafür die Abteilung Spezialoperationen im Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Schwielowsee bei Potsdam zuständig. Auch für das SOCC der VJTFVery High Readiness Joint Task Force 2023 stellt die Abteilung SpezOp den Kernstab, der von Expertinnen und Experten aus 16 Nationen verstärkt wird. Das voll aufgestellte Kommando umfasst rund 200 Soldatinnen und Soldaten, davon rund die Hälfte Bundeswehrangehörige.  

„Das Special Operations Component Command ist besonders gekennzeichnet durch das Zusammenbringen von Spezialkräften verschiedener Nationen. Denn die dort zusammengeführten unterschiedlichen Perspektiven, Denkansätze und die jeweils eigene kulturelle Sozialisation stellen einen immensen Mehrwert für die gemeinsame Auftragserfüllung dar“, erklärt Flottillenadmiral Stephan Plath, der als Direktor Spezialkräfte der Bundeswehr teilstreitkräfteübergreifend für alle Einsätze der Spezialkräfte verantwortlich ist. 

Falls die VJTFVery High Readiness Joint Task Force aktiviert wird, plant und führt das multinationale SOCC Spezialoperationen im gesamten Aufgabenspektrum der NATO. Plath sagt: „Spezialkräfte der Bundeswehr sind in der Lage, sich einem jeweils individuellen Einsatzszenario anzupassen. Diese Adaptionsfähigkeit werden wir zukünftig noch weiter ausbauen, um Entscheidungsträgern deutlich machen zu können, wann wo welche Formen der Bedrohung entstehen können und welche Lösungsansätze denkbar sind.“ 

Denkbare Operationen wären beispielweise Military Assistance oder Special Reconnaissance. Zu letzterem zählt unter anderem die verdeckte Aufklärung in einem Einsatzgebiet, die nicht durch klassische Streitkräfte erfolgen kann, etwa hinter feindlichen Linien. Zu Military Assistance zählen im Wesentlichen die Ausbildung und Beratung verbündeter Spezialkräfte.

Zwei Soldaten laufen auf einen Hubschrauber zu.

Ausbildungsmissionen im internationalen Krisen- und Konfliktmanagement zählen zu den Kernaufträgen von Spezialkräften. Sie sollen die Spezialkräfte verbündeten Nationen dazu befähigen, die heimische Bevölkerung wirksam zu schützen. (Symbolfoto)

Bundeswehr/Maximilian Schulz
Ein Soldat trägt das Wappen der Abteilung Spezialoperationen am Ärmel seiner Uniform.

Ärmerlabzeichen der Abteilung Spezialoperationen im Einsatzführungskommando in Schwielowsee

Bundeswehr/Marc Tessensohn

Immer NATO-zertifiziert

Die Abteilung Spezialoperationen im Einsatzführungskommando ist auch für Übungskoordination und Evaluierung beziehungsweise Zertifizierung der unterstellten Spezialkräfte zuständig. Denn alle gegenüber der NATO angezeigten Hauptquartiere, Führungsstäbe und Einsatzkräfte sind immer entlang der NATO-Vorgaben für die NATO Response Force zu zertifizieren, auch Spezialkräfte. So wird sichergestellt, dass die gemeldeten Streitkräfte in der Lage sind, die zugewiesene Aufgabe auch wirklich zu erfüllen. 

Das deutsch geführte SOCC musste seine Einsatzbereitschaft während der Übung Steadfast Jupiter unter Beweis stellen. Zwei Wochen lang übten rund 200 Soldatinnen und Soldaten aus allen teilnehmenden Nationen unter den kritischen Augen eines von der NATO-entsandten Prüfteams. Dabei standen insbesondere Prozesse und Verfahren der Operationsplanung und -führung im Blickfeld. Auch die sanitätsdienstliche Versorgung sowie die verdeckte Verlegung und Unterbringung im Einsatzgebiet bis hin zur militärischen Sicherheit sind Aspekte, die weiterentwickelt wurden. 

Das Ergebnis: Das SOCC hat bewiesen, dass es im Ernstfall in der Lage ist, wirksame Spezialoperationen für die Allianz effizient zu planen und zu führen. Flottillenadmiral Plath betont: „Spezialkräfte der Bundeswehr verfolgen Lösungen mit möglichst umfassendem Effekt, um ein Ziel zu erreichen. Durch diese Vorgehensweise haben wir uns gegenüber unseren Verbündeten einen Status als verlässlicher Partner erarbeitet.“

Zukunftsorientierte Fähigkeitsentwicklung

Und die Entwicklung bleibt hier nicht stehen: Die für die VJTFVery High Readiness Joint Task Force entwickelten Fähigkeiten werden auch nach 2023 ausgebaut. Ziel ist ein verstetigtes SOCC mit einem aufwuchsfähigen Kernstab für Spezialoperationen im Einsatzführungskommando, der bei Bedarf schnell einsatzbereit ist. Denn die Bundeswehr muss in der Lage sein, multinationale Spezialoperationen in jedem Bedrohungsszenario zu planen und zu führen.

von Simona Boyer

Mehr zum Thema