Botschaften formulieren, Menschen motivieren: Das macht ein Redenschreiber des Heeres
Botschaften formulieren, Menschen motivieren: Das macht ein Redenschreiber des Heeres
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die Arbeit eines Redenschreibers erfordert neben sprachlichem Geschick auch Finesse und strategisches Denken. Oberstleutnant Sven H. war mehr als zehn Jahre Protokolloffizier beim Wachbataillon. Heute hilft ihm seine Erfahrung aus der militärischen Welt, überzeugende Reden für den Kommandeur des Feldheeres der Bundeswehr zu schreiben.
Die Verwendung als Redenschreiber kam für Oberstleutnant Sven H.* überraschend, denn mit dem Schreiben hatte er bis zu diesem Zeitpunkt nur wenig zu tun. Zwar hatte der 48-Jährige als Offizier wissenschaftlich schreiben gelernt und auch militärische Befehle zu verfassen, aber kreativ gearbeitet hatte er noch nie. Dafür konnte er viel Erfahrung im Protokolldienst sammeln.
Aus Liebe zum Protokolldienst wurde er Offizier
Schon während seines Wehrdienstes 1995 diente Sven H. beim Wachbataillon in Siegburg bei Bonn. Bereits damals war er fasziniert vom Protokolldienst. „Ich wollte unbedingt dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl eine Ehrenformation melden“, erinnert er sich. Um sich diesen Traum zu erfüllen, wurde er Offizier und studierte Erziehungswissenschaften an der Universität der Bundeswehr in München. „Leider war Helmut Kohl nach meinem Studium nicht mehr im Amt“, so H. „Aber dafür durfte ich der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel und anderen wichtigen Politikerinnen und Politikern eine Formation melden.“
Der Oberstleutnant war Protokollsoldat aus Leidenschaft. Zehn Jahre diente er im Wachbataillon in Berlin, bevor er als Berufssoldat in mehreren Auslandsverwendungen in Polen, Kabul und Singapur diente. In dieser Zeit unterstützte er die NATO dabei, das Ausbildungskonzept der ISAFInternational Security Assistance Force (International Security Assistance Force) zur Mission Resolut Support neu zu gestalten und absolvierte ein internationales Masterstudium in Strategischen Studien.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitete er bis 2022 wieder beim Wachbataillon in Berlin, diesmal als stellvertretender Kommandeur, bis zu seiner Versetzung ins Kommando Heer nach Straußberg. Plötzlich sollte er für den Kommandeur des
Schreiben im Namen des Generals
Im Stab von Generalleutnant Harald Gante schreibt Oberstleutnant Sven H. aber nicht nur Reden und Artikel. Zu seinen Aufgaben gehört es auch, Präsentationen aus den verschiedenen Referaten im Kommando Heer auszuwerten und für geplante Vorträge des Generals zu recherchieren.
Sein Beruf ähnelt ein wenig dem einer Presseberaterin oder eines Journalisten in einem Verlag. „Ich schreibe im Namen des Generals einen ersten Entwurf und er korrigiert oder ergänzt dann die von mir geschriebenen Artikel“, erklärt der Oberstleutnant. „Das Gleiche mache ich auch bei Vorträgen oder sonstiger, nach außen oder nach innen gerichteter Kommunikation.“ Als Redenschreiber sei er ein Experte für die kommunikative Repräsentation seines Generals und trage damit auch viel Verantwortung, so H. „Ich kann einem Drei-Sterne-General im Deutschen Heer im Prinzip die Worte in den Mund legen. Welcher Oberstleutnant kann das schon?“
Bald ist die Zeit im Kommando Heer für Oberstleutnant H. aber vorbei: Der nächste Verwendungswechsel steht an. Wohin genau, ist noch nicht abzusehen. Wenn sich der Oberstleutnant aber einen Dienstposten wünschen könnte, dann wäre das auf jeden Fall wieder einer in Berlin: mit Prunk und Protokoll. „Mein Laufbahnziel ist ein Dienstposten im Leitungsstab Protokoll im Bundesministerium der Verteidigung“, so H. Seine Aufgabe dort wäre dann Protokolldienst auf höchster Ebene.
*Name zum Schutz abgekürzt.
Die Ausbildung zum Protokolloffizier in der Bundeswehr
Lehrgang | Inhalt | Dauer | Ort |
---|---|---|---|
Protokollgrundausbildung mit Führerweiterbildung für Offiziere | Kennenlernen des Infanteriegriffs mit dem Karabiner K98k, Marschieren, Wenden und Bewegen in Formationen, Üben des Kommandierens von Einsätzen | 2 Monate | Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung |
Verwendung als Zugführer oder Kompanieeinsatzoffizier | Dienstplanung und Einsatz eines Infanterie- und Protokollzuges oder Unterstützung der Kompanieführung | 1 – 2 Jahre | Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung |
Verwendung als Protokolloffizier | Planung von Protokolleinsätzen zusammen mit dem Protokoll im BMVgBundesministerium der Verteidigung, Beratung des Bataillonskommandeurs in protokollarischen Fragen, Kontrolle und Durchführung von protokollarischer Ausbildung auf Bataillonsebene | 1 – 2 Jahre | Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung, Bundesministerium der Verteidigung, Bundeskanzleramt, Schloss Bellevue, weitere Orte |
3 Fragen an Oberstleutnant Sven H.
![Eine Porträtaufnahme von Oberstleutnant Homann](https://www.bundeswehr.de/resource/image/5780292/landscape_ratio16x9/200/113/6adb6e0042ca37095a9c2bbd36fdedbb/A2CDF09C55E4A656E60C7B416C5DEC9D/portraitaufnahme-otl-h-.jpg)
Was ist bei Ihrer jetzigen Tätigkeit wichtig?
![Eine Porträtaufnahme von Oberstleutnant Homann](https://www.bundeswehr.de/resource/image/5780292/portrait_ratio1x1/40/40/5b2e95ce403d8bd2822211ce5c916c23/68863268D9B24529B3E4D3F9C8C97CC4/portraitaufnahme-otl-h-.jpg)
Der Redenschreiber muss ganz schnell davon wegkommen, das, was er oder sie schreibt, als Eigenprodukt zu sehen. Man schafft mit der Arbeit als Redenschreiber oft nur eine Grundlage für die finalen Texte. Das heißt, wenn eine fertige Rede nur noch zu einem Fünftel das widerspiegelt, was man vorgeschrieben hat, darf man sich nicht ärgern. Das letzte Wort hat immer der General.
Und wie ist es beim Protokolldienst?
![Eine Porträtaufnahme von Oberstleutnant Homann](https://www.bundeswehr.de/resource/image/5780292/portrait_ratio1x1/40/40/5b2e95ce403d8bd2822211ce5c916c23/68863268D9B24529B3E4D3F9C8C97CC4/portraitaufnahme-otl-h-.jpg)
Für das Protokoll muss man Formalitäten mögen und lieben. Man verbringt viel Zeit an roten Teppichen auf Rollfeldern, bei Staatsempfängen vor dem Kanzleramt und bei Großen Zapfenstreichen im Bendlerblock. Schließlich ist das einer der Hauptaufträge des Wachbataillons. Wenn man sich für einen Dienstposten im Wachbataillon entscheidet, muss einem klar sein, dass der Alltag eher mit dem Karabiner K98 an der Schulter und nur sehr selten mit dem Gewehr G36 in den Händen stattfindet.