Erdbebenhilfe Türkei

Der Herr der Schlangen, Spinnen und Skorpione: Gesundheitsaufseher im Einsatz

Der Herr der Schlangen, Spinnen und Skorpione: Gesundheitsaufseher im Einsatz

Datum:
Ort:
Türkei
Lesedauer:
3 MIN

Dieser Mann sorgt dafür, dass im Einsatz möglichst niemand gebissen oder gestochen wird: Oberstabsfeldwebel Olaf G.* ist Gesundheitsaufseher und Schädlingsbekämpfer. Die Redaktion hat beim humanitären Hilfseinsatz in der Türkei mit ihm gesprochen.

Eine Soldat hängt eine Lebendfalle für Kleintiere auf

Oberstabsfeldwebel Olaf G. ist als Gesundheitsaufseher im Feldlager in Altınözü/Türkei eingesetzt. Hier kontrolliert er eine Lebendfalle, um festzustellen, welche und wie viele Insekten Krankheiten übertragen könnten.

Bundeswehr/Jana Neumann

Wir treffen Oberstabsfeldwebel Olaf G. unter einem Baum, in den er gerade eine Lichtfalle gehängt hat. Damit kann er feststellen, welche und wie viele Fluginsekten im mobilen Rettungszentrum im türkischen Altınözü unterwegs sind. Als Gesundheitsaufseher will er wissen, ob es in dieser Gegend Insekten gibt, die Malaria, Leishmaniose oder Denguefieber übertragen könnten. Dazu schickt Olaf die gefangenen Insekten ins Labor nach Deutschland. Kurz darauf Entwarnung: Richtig fiese Viecher gibt es hier nicht.

Der 1,86 Meter-Mann weiß alles über kleine Krabbeltiere. Und über Schlangen, Spinnen und Skorpione, Ratten und Mäuse. Vor allem weiß er, wie man sie loswird, denn Olaf ist auch Schädlingsbekämpfer.

Für den Oberstabsfeldwebel ist die humanitäre Hilfe in der Türkei der 25. Einsatz. Er war sozusagen überall, wo die Bundeswehr unterwegs war oder ist, von Afghanistan über Kroatien, Irak, diverse afrikanische Länder bis hin zu Pakistan. Eine seiner Aufgaben ist die Eingangsbelehrung neu ankommender Kontingentangehöriger über mögliche Gefahren und entsprechende Vorbeugung. So kann er zum Beispiel genau erklären, was es mit dem Vektorenschutz im Tropentarnanzug auf sich hat: „Das sorgt für den sogenannten Hot-Feet-Effekt. Das Permetrin oder Deltametrin, das wir in der Kleidung haben, bewirkt, dass den Insekten die Füße so unangenehm kribbeln, dass sie nicht stechen, sondern wegfliegen.“

Tipps gegen unerwünschte Viecher

Am besten ist es natürlich, Ungeziefer oder Schädlinge gar nicht erst im Camp zu haben. Mücken zum Beispiel lieben stehende Gewässer. Deshalb gibt Olaf in Tümpel oder große Pfützen ein paar Tropfen umweltfreundliches Spülmittel. Das zerstört die Oberflächenspannung, die Insekten versinken und ertrinken. „Wenn wir in Einsätzen langanhaltende Regenfälle hatten, habe ich unter den Leuten kleine Fläschchen mit Spülmittel verteilt, damit sie das in Rinnsale oder Senken tropfen. Wenn die das zu gut gemeint haben, hatten wir dann auch mal Schaumbäder.“

Gegen Mäuse oder Ratten gibt es Giftköder oder Fallen, streunende Hunde lassen sich mit Maschendraht aussperren. Und Katzen, die sich an unerwünschten Stellen erleichtern, kann man mit Katzenminze „umleiten“. Am besten die Katzenminze an eine Stelle pflanzen, wo die Hinterlassenschaften nicht stören. Schlangen hingegen lieben es warm und ruhig. Deshalb haben sie aktuell in der Türkei „noch keine Saison“.

Noch ist es zu kalt für Schlangen

„Außerdem gibt’s hier viel Baulärm und Erschütterung im Boden, da werden sich die Schlangen noch zurückhalten“, erklärt der Experte. Gebissen worden ist er noch nie, obwohl er schon viele Schlangen gefangen hat, von Vipern über eine Mamba bis hin zu Kobras: „Ich hatte mal den Spaß auf der Flight im afghanischen Masar-i Scharif, da hatten wir eine unterarmdicke, 1,70 Meter lange Kobra.“

Eigentlich, so Olaf, sei es für Kobras völlig unlogisch, Menschen zu beißen, weil sie die nicht fressen können. „Nur einen Menschen in stabile Seitenlage zu bringen, um dann wieder wegzuschleichen, macht keinen Sinn.“ Eine Schlange, die einmal richtig zubeißt, hat nämlich anschließend drei bis vier Tage kein Gift mehr. Diesem Exemplar jedoch war das offenbar herzlich egal. Jedenfalls ging die Kobra zum Angriff über und konnte anstelle von Fangstöcken nur mit einer Tonne gefangen werden.

„Wir sind quasi das Gesundheitsamt der Bundeswehr“

Olaf ist seit 33 Jahren bei der Bundeswehr. Oder wie er sagt:  „Ich wurde am 02.11.90 in Leer `eingeschult´.“ 1995 kam er zum Sanitätshygienezug. Damals wurde die Ausbildung zum Gesundheitsaufseher gerade in die Grundausbildung implementiert. Dazu gehört die präventivmedizinische Arbeit ebenso wie die Bewertung und Freigabe von Trinkwasser und die Hygiene in den Bundeswehr-Einrichtungen im Einsatz.

Aber auch Seuchenprophylaxe, Entwesung und das Ermitteln und Bekämpfen von Infektionsdrücken bei übertragbaren Krankheiten wie Durchfall oder Corona fallen in sein Aufgabengebiet. Zu jeder Aufgabe hat der Oberstabsfeldwebel Anekdoten auf Lager, und am Strahlen seiner Augen sieht man, mit welchem Enthusiasmus er auch nach 33 Dienstjahren seinen Job macht.

*Name zum Schutz des Soldaten abgekürzt.

von Barbara Gantenbein

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