G95 – Wie das neue Gewehr zur Truppe kam
Ein Team vom Beschaffungsamt der Bundeswehr berichtet, wie das neue Bundeswehrgewehr in die Truppe kam.
Es ist der Nachfolger des G36 als neues Standardsturmgewehr der Bundeswehr: das G95. In den Ausführungen A1 und KA1 wird es die Soldatinnen und Soldaten auf Jahrzehnte begleiten. Die ersten Exemplare bekommt die Kampftruppe am 4. Dezember 2025. Das neue Sturmgewehr setzt Maßstäbe in Sachen Präzision, Zuverlässigkeit und Modularität.
„Wer schneller schießt und besser trifft, gewinnt den Feuerkampf.“ Diese Formel ist gängig in der Schießausbildung der Bundeswehr. Die notwendige „Hardware“ zur Umsetzung dieses Leitgedankens erfährt seit Dezember 2025 ein Upgrade.
Damit die Soldatinnen und Soldaten siegreich aus einem möglichen Gefecht hervorgehen, hat die Bundeswehr hohe Ansprüche an den Nachfolger des G36 gestellt, die das G95 nach zahlreichen Tests erfüllt hat. Das neue Gewehr kommt in der Standardvariante KA1 sowie in der Variante A1 in die Truppe. Letztere hat ein etwa sechs Zentimeter längeres Rohr.
Das G95 wird von Heckler und Koch hergestellt und ist eine für die Bundeswehr angepasste Variante des Gewehrs HK416 des baden-württembergischen Handwaffenherstellers. Damit basiert es auf dem in der NATONorth Atlantic Treaty Organization weitverbreiteten USUnited States-amerikanischen AR15-Design, das dem AR10-Design vom G27 und G28 ähnlich ist. Das vereinfacht die Ausbildung an den verschiedenen Waffen erheblich, da sich Handhabung und Bedienelemente gleichen.
Das G95 besteht zum Großteil aus Metall. Das macht die Waffe zum einen widerstandsfähig und langlebig. Zum anderen sorgt der Metallrahmen für Stabilität, was zur hohen Präzision des Gewehrs beiträgt. Hinzu kommt das belastbare Rohr des G95, das auch im heißgeschossenen Zustand dafür sorgt, dass der Schütze sein Ziel trifft. Am Ende des Rohrs befindet sich ein
Mithilfe der
Neben der Visierung wird das G95 standardmäßig über ein Laserlichtmodul (LLM) verfügen. Damit kann der Schütze bei Dunkelheit den Bereich vor seiner Waffe beleuchten sowie auf einen Lichtpunkt als Visierhilfe zurückgreifen. Darüber hinaus bieten die STANAGStandardisierungsübereinkommen der NATO-Vertragsstaaten über die Anwendung standardisierter Verfahren oder ähnlicher Ausrüstung-4694-Schienen die Möglichkeit zum Anbau eines
Das Funktionsprinzip des neuen Standardsturmgewehrs ähnelt dem seines Vorgängers. Es handelt sich um einen indirekten Gasdrucklader mit Drehkopfverschluss. Das bedeutet, dass beim Abfeuern eines Geschosses ein Teil der heißen Gase über eine Gasabnahme auf der Oberseite des Rohrs in einen Gaskolben geleitet werden. Dieser drückt auf die Antriebsstange, die den Verschluss der Waffe entriegelt und nach hinten führt. Dabei wirft der Verschlusskopf die leere Patronenhülse aus und führt auf seinem Weg nach vorn eine neue Patrone aus dem Magazin in das Patronenlager ein. Bei Dauerfeuer kann das theoretisch bis zu 850 Mal pro Minute passieren.
Der Vorteil dieses Systems ist, dass die heißen Gase nicht wieder zurück in das System geleitet werden, um den Repetiervorgang auszulösen, sondern lediglich den Gaskolben antreiben. Dadurch bleiben funktionsrelevante Teile der Waffe annährend frei von Verschmutzungen.
Da mit der Anlehnung an das AR15-Design einige bauliche Vorgaben einhergehen, ist der Ladehebel des G95 zum Durchladen der Waffe am oberen Ende des Gehäuses untergebracht. Zudem befindet sich die Puffer- und Schließfeder in der Schulterstütze, wodurch diese nicht anklappbar ist.
Um die Handhabbarkeit für den Schützen zu verbessern, ist die Schulterstütze in der Länge verstellbar, sodass diese auf die Körpergröße der Soldatin oder des Soldaten angepasst werden kann. Darüber hinaus bietet das G95 eine beidseitige Bedienbarkeit für Rechts- und Linksschützen.
Die Truppe wird zum Großteil mit dem G95KA1 ausgestattet. Die kompakte Waffe hat einen 355 Millimeter kurzen Lauf und kann durch die verstellbare Schulterstütze an den Körper des Schützen angepasst werden.
Bundeswehr
Das G95KA1 ohne Handschutz. Über dem robusten Lauf ist die Antriebsstange zu erkennen. Am oberen Ende des Gehäuses befindet sich der Durchladehebel der Waffe.
Bundeswehr/Jörg Volland
Die Gasabnahme auf der Vorderseite des Laufs leitet die heißen Gase zum Gaskolben. Dieser drückt auf die Antriebsstange, die den Verschluss der Waffe entriegelt und den Repetiervorgang auslöst.
Bundeswehr/Jörg Volland
Die STANAGStandardisierungsübereinkommen der NATO-Vertragsstaaten über die Anwendung standardisierter Verfahren oder ähnlicher Ausrüstung -4694-Schienen bieten als Universalschnittstelle die Möglichkeit, verschiedene Optiken, Vorsatzgeräte oder Griffe, wie den Handstop, zu montieren
Bundeswehr/Jörg VollandDie Bundeswehr erhält das G95 in zwei Versionen: in der Version G95A1 mit einem 16,5 Zoll Rohr (419 Millimeter) sowie in der Version G95KA1 mit einem 14 Zoll Rohr (355 Millimeter). Während der längere Lauf dem Geschoss mehr Zeit bietet, Geschwindigkeit aufzunehmen, hat das verkürzte Rohr den Vorteil, die Waffe kompakter zu machen. Letzteres ist insbesondere innerhalb von Gebäuden oder auch bei der Unterbringung in Fahrzeugen praktischer, weshalb die meisten Soldatinnen und Soldaten mit dem G95KA1 ausgestattet werden. Beide Versionen sind von der Variante der Spezialkräfte zu unterscheiden, die bereits seit 2019 eine Kurzversion des G95 nutzen, das G95K.
Im Gegensatz zum G36 wird das G95 in allen drei Varianten der Bundeswehr nicht mehr schwarz eingefärbt, sondern
| G95KA1 | G95A1 | G36A1 | |
| Maximale Länge | 878 mm | 942 mm | 1.000 mm |
| Minimale Länge | 796 mm | 860 mm | 750 mm |
| Rohrlänge | 355 mm | 419 mm | 480 mm |
| Kaliber | 5,56 mm x 45 | 5,56 mm x 45 | 5,56 mm x 45 |
| Gewicht ohne Anbauteile | 3,3 kg | 3,4 kg | 3,6 kg |
| Gewicht mit Optik, LLM und vollem Magazin | 4,3 kg | 4,4 kg | 4,1 kg |
| Effektive Kampfentfernung | max. 450 m | max. 450 m | max. 500 m |
| Schussfolge | 850 Schuss / min | 850 Schuss / min | 750 Schuss / min |
Ein Team vom Beschaffungsamt der Bundeswehr berichtet, wie das neue Bundeswehrgewehr in die Truppe kam.