Fürsorge

„Krieg und Frieden“ diskutiert bei jüdischer Familienfreizeit in Radebeul

„Krieg und Frieden“ diskutiert bei jüdischer Familienfreizeit in Radebeul

Datum:
Ort:
Dresden
Lesedauer:
3 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Beim „Grand Schabbaton“, einem verlängerten Familienwochenende, sprachen Angehörige des Militärrabbinats mit Teilnehmern und Teilnehmerinnen über Chancen und Herausforderungen der Jüdischen Militärseelsorge. Eingeladen hatte zu der Veranstaltung der Bund traditioneller Juden nach Radebeul bei Dresden.

Vier Männer mit Kippa und eine Frau sitzen auf einem Podium und unterhalten sich

Militärbundesrabbiner Zsolt Balla (2. v. r.) war einer der Redner auf dem Podium beim Grand Schabbaton, einem jüdischen Familienwochenende in Radebeul bei Dresden.

Melanie Maul

Mehr als 160 Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren zu der Veranstaltung nach Radebeul gekommen. Bereits zum neunten Mal hatte der Bund traditioneller Juden (BtJ) zum „Grand Schabbaton“, einem verlängerten Familienwochenende, eingeladen. Auf dem Programm standen neben Vorträgen und Podiumsdiskussionen unter anderem auch ein Besuch im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr, gemeinsames Musizieren, Netzwerken, ein Spieleabend und das gemeinsame Feiern des Schabbats. Die Gebete wurden durch den Rektor des Instituts für Traditionelle Jüdische Liturgie, Hazzan Joseph Malovany, und seine Studenten feierlich gestaltet. Der BtJ ist ein Verein, in dem die traditionellen jüdischen Gemeinden organisiert sind und sich austauschen.

„Für uns ist es wichtig, mit den Besuchern der Veranstaltung über die Bundeswehr und die Bedeutung der Jüdischen Militärseelsorge ins Gespräch zu kommen. Denn in den letzten zwei Jahren haben wir viele Anstrengungen unternommen, um jüdische Soldatinnen und Soldaten die Religionsausübung bei den Streitkräften zu ermöglichen. Da das Militärrabbinat durch den Zentralrat der Juden und damit letztlich durch die jüdischen Gemeinden getragen wird, ist die Kontaktpflege zu jüdischen Gemeinden und Vereinen für uns von herausragender Bedeutung“, sagte Dr. Angelika Günzel, die Leiterin des Militärrabbinats. Deshalb sei man sehr glücklich, dass sich der Bund traditioneller Juden für den Themenkomplex „Judentum und Militär“ als Leitmotiv für den diesjährigen Schabbaton entschieden habe.

Bei der zentralen Podiumsdiskussion unter dem Titel „Krieg und Frieden im Judentum. Was haben wir heute damit zu tun?“ standen dann Fragen rund um das Militär, den Aufbau der Jüdischen Militärseelsorge bei der Bundeswehr und die Religionsausübung im Grunddienst und Einsatz im Mittelpunkt. Auf dem Podium in einem der Konferenzräume des Radebeuler Hotels saßen neben Militärbundesrabbiner Zsolt Balla auch Oberrabbiner Jaron Engelmayer von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, der Vorsitzende des BtJ, Michael Grünberg, und Dr. Angelika Günzel, die Leiterin des Militärrabbinats.

Militärbundesrabbiner Zsolt Balla berichtete über seine Erfahrungen in den Dienststellen der Streitkräfte und die Funktion der Jüdischen Militärseelsorge als Brücke zwischen der Bundeswehr und der jüdischen Gemeinschaft. Einblicke in die jüdische Militärseelsorge in Österreich gab der Wiener Oberrabbiner Jaron Engelmayer. In ihrem Diskussionsbeitrag erläuterte Dr. Günzel unter anderem die Hintergründe der Struktur des Militärrabbinats und betonte den Beitrag des Militärrabbinats zur ethischen Bildung der Soldatinnen und Soldaten. „Wir freuen uns sehr über die große Nachfrage nach Lebenskundlichem Unterricht, in dem unsere Rabbiner mit den Soldatinnen und Soldaten die Werte des Grundgesetzes anhand von Beispielen aus dem soldatischen Alltag nicht nur aus allgemeiner ethischer und rechtlicher, sondern auch aus jüdischer Perspektive diskutieren. Die Vorstellung der jüdischen Ansicht zu Krieg und Frieden, die sich in manchen Punkten deutlich von der christlichen unterscheidet, wird als sehr bereichernd wahrgenommen“, so Dr. Günzel. 

Michael Grünberg und der stellvertretende Vorsitzende des BtJ, David Seldner, sprachen noch einmal das Verhältnis der Juden in Deutschland zur Bundeswehr in den ersten Jahrzehnten nach ihrer Gründung an. Dadurch wurde die Entwicklung deutlich, die das Verhältnis seitdem genommen hat.

 „Für mich“, so Dr. Günzel, „war es eine besondere Freude zu hören, dass wir mit dieser Veranstaltung verschiedene Teilnehmende davon überzeugen konnten, dass die Einrichtung der Jüdischen Militärseelsorge in der Bundeswehr richtig war.“ 

An den weiteren Veranstaltungstagen sprach einer der Militärrabbiner des Militärrabbinats über Frauen in der Armee aus Sicht der Thora. Rabbiner Engelmayer verglich in seinem Vortrag die Kriege in der Thora mit den heutigen Kriegen und Dr. Günzel referierte zu dem Thema „Halacha, also jüdisches Recht, im Krieg und das deutsche Recht: Ein Widerspruch?“ Einen aktuellen Bezug erhielt die Veranstaltung durch das Podium „Der Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen auf Juden und die jüdische Gemeinschaft in Deutschland und Österreich“.  

 

von Cornelia Riedel  E-Mail schreiben

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.