Jubiläum

Ein Jahr Militärrabbinat: Die Jüdische Militärseelsorge wächst

Ein Jahr Militärrabbinat: Die Jüdische Militärseelsorge wächst

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
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Der Aufbau der Jüdischen Militärseelsorge geht voran: Ein Jahr nach Gründung des Militärrabbinats und nach Amtseinführung des Militärbundesrabbiners Zsolt Balla arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Interims-Standort auf der Oberspreestraße in Berlin am weiteren Aufbau einer der jüngsten Bundeswehr-Dienststellen.

Ein Rabbiner mit Kippa im Gespräch mit einem Soldaten

Seit einem Jahr ist er Militärbundesrabbiner: Zsolt Balla hat die religiöse Leitung des Militärrabbinats inne.

Bundeswehr/Thilo Pulpanek

Besonderer Wert werde darauf gelegt, für die religiösen Bedürfnisse jüdischer Soldatinnen und Soldaten zu sensibilisieren und sie bei der Religionsausübung zu unterstützen, unterstreicht die Leiterin des Militärrabbinats, Dr. Angelika Günzel: „Wir haben vielfältige Initiativen, etwa bei der Versorgung mit koscherem Essen, ergriffen und für jüdische Soldatinnen und Soldaten Feiern zum Neujahrsfest (Rosch Haschana), zum Laubhüttenfest (Sukkot) und zu Purim organisiert. Zu Schawuot, dem Wochenfest, haben wir ein erstes gemeinsames religiöses Lernen mit dem Militärbundesrabbiner Zsolt Balla für alle interessierten Soldaten und Soldatinnen sowie sonstige Bundewehrangehörige angeboten. Abgesehen davon sind wir dabei, Militärrabbinerinnen und -rabbiner und Rabbinatshelferinnen und -helfer einzustellen und für sie Aus- und Fortbildungspläne zu konzipieren.“ So findet Anfang Juli ein erstes Seminar statt, bei dem Rabbinatshelferinnen und -helfer für die praktischen Fragen der jüdischen Liturgie unter den besonderen Bedingungen der Jüdischen Militärseelsorge ausgebildet werden. Das dazugehörige, feldtaugliche Gebetsbuch (Siddur) für die jüdischen Bundeswehrangehörigen erscheint in Kürze.

Um den religiösen Bedarf der Soldatinnen und Soldaten besser einschätzen und die Ausbildung der Militärrabbiner und Militärrabbinerinnen darauf ausrichten zu können, wird der Militärbundesrabbiner Zsolt Balla in der kommenden Woche nach Litauen zu seinem ersten Truppenbesuch ins Ausland reisen. Rabbiner Balla informiert sich dabei vor Ort bei der Bundeswehr-Mission Enhanced Forward Presence darüber, welche Herausforderungen es für die Religionsausübung bei einem Auslandseinsatz gibt und was Militärrabbiner erwartet.

Amtseinführung des neuen Militärbundesrabbiners

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster (links), führte am 21. Juni 2021 in der Brodyer Synagoge in Leipzig den sächsischen Landesrabbiner Zsolt Balla in das Amt des neuen Militärbundesrabbiners ein.

Bundeswehr/Tom Twardy

Religiöse Impulse setzte das Militärrabbinat beim Omer-Zählen, einer traditionellen täglichen Zählung der Tage zwischen Pessach und Schawuot, dem Wochenfest. Militärbundesrabbiner Balla erläuterte die traditionelle Aufgabe, an jedem dieser Tage an einer Charaktereigenschaft zu arbeiten, und verknüpfte sie mit den besonderen Anforderungen des soldatischen Berufs. Wichtig war auch der multireligiöse Austausch mit den nichtjüdischen Militärseelsorgen der Bundeswehr: „Mit unseren Kolleginnen und Kollegen der Katholischen und der Evangelischen Militärseelsorge haben wir eine offene Kommunikation aufgebaut und uns beispielsweise in einer gemeinsamen Erklärung zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine positioniert“, so der Militärbundesrabbiner Balla.

Eine Frau im Gespräch mit einer Soldatin

Dr. Angelika Günzel leitet seit Sommer 2021 das Militärrabbinat. In der Dienststelle der Bundeswehr wird die Jüdische Militärseelsorge organisiert.

Bundeswehr/Thilo Pulpanek

Als einen Schwerpunkt der Arbeit des Militärrabbinats im ersten Jahr hob Dr. Günzel hervor, Kontakte zu jüdischen Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr zu knüpfen, zu vertiefen und zu verstetigen. Insbesondere mit dem Bund jüdischer Soldaten e.V.eingetragener Verein bestehe ein enger Austausch. Bundeswehrangehörigen aller Glaubensrichtungen begegneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Militärrabbinats bereits beim Lebenskundlichen Unterricht. Dabei zeigten die Soldatinnen und Soldaten an jüdischen Perspektiven zu Werten wie Freiheit und Vielfalt großes Interesse.

In den nächsten Monaten werden die Zentrale des Militärrabbinats in Berlin und die Außenstellen in Hamburg, Köln, Leipzig, München und Potsdam-Schwielowsee weiter ausgebaut und mit Personal verstärkt. Außerdem soll eine Thora-Rolle speziell für das Militärrabbinat geschrieben werden.

von Alexander Rasumny  E-Mail schreiben