Ausbildung

Militärrabbinat kooperiert mit neuer Jüdischer Akademie des Zentralrats der Juden

Militärrabbinat kooperiert mit neuer Jüdischer Akademie des Zentralrats der Juden

Datum:
Ort:
Frankfurt am Main
Lesedauer:
3 MIN

Bei einem Seminar des Zentralrats der Juden in Deutschland zur jüdischen Liturgie wurden potentielle Rabbinatshelfer und Rabbinatshelferinnen sowie sonstige Mitwirkende an G’ttesdiensten in jüdischen Gemeinden ausgebildet. 15 Seminarteilnehmer und -teilnehmerinnen und sechs Referenten und Referentinnen kamen in der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Mainzusammen, um über jüdisches Gebet besonders unter den speziellen Anforderungen der Jüdischen Militärseelsorge zu sprechen.

Gabbai-Handbücher für Liturgisches Seminar

Handbücher für die angehenden Rabbinatshelfer und -helferinnen. In ihnen wird erklärt, wie jüdische G´ttesdienste durchgeführt werden.

Bundeswehr/Marc Bienek

Im Juli tauschten sich Jüdinnen und Juden aller Strömungen des Judentums im Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main eine Woche lang über jüdische Liturgie aus. Zu den Themen, die während der Veranstaltung behandelt wurden, gehörten unter anderem die Grundlagen des jüdischen Gebets und Fragen der Vorbereitung und Durchführung des jüdischen G‘ttesdienstes. Außerdem wurden Krankenbesuche und Beerdigungen aus orthodoxer und nicht-orthodoxer beziehungsweise progressiver Sicht sowie Möglichkeiten und Grenzen für multireligiöse Gebete besprochen. In den Workshops standen die praktischen Aufgaben eines Vorbeters und der Umgang mit Kultgegenständen im Mittelpunkt.  

Zu den Hauptreferenten des  von Prof. Dr. Doron Kiesel, einem der designierten Direktoren der künftigen Jüdischen Akademie des Zentralrats der Juden in Deutschland, in Zusammenarbeit mit dem Militärrabbinat organisierten Seminars gehörte der Militärbundesrabbiner, Zsolt Balla.

Dr. Angelika Günzel, die Leiterin des Militärrabbinats, sprach über die Aufgaben der Rabbinatshelfer und Militärrabbiner und den Aufbau des Militärrabbinats sowie seiner Außenstellen. Eine der wichtigsten Herausforderungen der Bundeswehr-Dienststelle ist die Aus- und Fortbildung des Teams und zukünftiger Mitarbeitender. Dr. Angelika Günzel stellte deshalb das geplante Fortbildungsprogramm für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Militärrabbinats und Mitglieder jüdischer Gemeinden vor, das das Militärrabbinat in Kooperation mit der Jüdischen Akademie durchführen wird.

Themen sollen hier unter anderem die Position der jüdischen Ethik zu Kriege und Frieden, dem Wert des Lebens und zu Widerstandsrecht und -pflicht sowie Fragen der Kaschrut, der jüdischen Speisegesetze, unter den besonderen Bedingungen des Militärs sein.


Drei Kippot mit Logo der Jüdischen Militärseelsorge

Die Kippa, die Kopfbedeckung jüdischer Männer: Beim Seminar in Frankfurt wurden Fragen rund um die jüdische Liturgie erörtert.

Bundeswehr/Marc Bienek

„Wir haben im Seminar ein besonderes Augenmerk auf die speziellen Herausforderungen für die Militärseelsorge gelegt, die sich in unseren zukünftigen Außenstellen des Militärrabbinats in den Kasernen in Hamburg, Köln, Leipzig, München und Potsdam-Schwielowsee sowie bei Übungen und Einsätzen der Bundeswehr ergeben“, erklärte Dr. Angelika Günzel. Diese ließen sich, wie die Veranstaltung gezeigt habe, in mancherlei Hinsicht auf die Situation in kleineren jüdischen Gemeinden übertragen. „Dass wir weiter auf der Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für unsere fünf Außenstellen sind – das ist kein Geheimnis. Deshalb ist es wichtig, in der jüdischen Gemeinschaft die Jüdische Militärseelsorge innerhalb der Bundeswehr vorzustellen, über unsere Aufgabe zu sprechen und für die Arbeit im Militärrabbinat zu werben“, so Dr. Angelika Günzel, die das Militärrabbinat seit seiner Gründung im Juni vergangenen Jahres leitet.

„Ich bin der Bildungsabteilung des Zentralrats und allen Referenten und Referentinnen dankbar für den Mut, erstmals ein solches liturgisches Seminar strömungsübergreifend sowohl für orthodoxe als auch nicht-orthodoxe TeilnehmerInnen anzubieten. Dies hatte ich mir schon lange gewünscht und ich fand dieses Seminar erfolgreich und bereichernd! Die Bildungsabteilung bzw. die jüdische Akademie kann (können?) auf diese Weise integrativ und stärkend für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland insgesamt wirken“, so Teilnehmerin Elisabeth Schlesinger, 1. Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg. „In Bezug auf das Seminar hat uns besonders gefreut, dass hier orthodoxe, liberale und konservative aktive Vorbeterinnen und Vorbeter aus den jüdischen Gemeinden miteinander in einen produktiven Austausch über liturgische Unterschiede und Gemeinsamkeiten getreten sind. Es war ein schönes Erlebnis von gelebter Achdud, von jüdischer Einheit, ganz im Sinne unserer Einheitsgemeinden“, so Dr. Günzel.  

Bei einer Abschlussprüfung konnten die Seminaristen ihr Wissen unter Beweis stellen und das neue „Zertifikat Jüdische Liturgie“ erwerben. Das Dokument soll nicht nur im Militärrabbinat einen Baustein im Rahmen der Qualifikation der Rabbinatshelfer und Rabbinatshelferinnen darstellen. „Unsere Hoffnung ist auch, dass die jüdischen Gemeinden den Nachweis über die liturgischen Kenntnisse schätzen werden“, so Dr. Günzel.

Wenn Sie an einer Mitarbeit im Militärrabbinat interessiert sind, melden Sie sich gern:
030/ 6794 2662.

Im Judentum sind die Namen G‘ttes besonders heilig. Um Entweihung zu vermeiden, werden oft Ersatznamen oder, wie in diesem Fall, alternative Schreibweisen verwendet.



von Cornelia Riedel  E-Mail schreiben