„Wir sind die Problemlöser“ – Das Technische Gebäudemanagement

„Wir sind die Problemlöser“ – Das Technische Gebäudemanagement

Ort:
Veitshöchheim
Lesedauer:
4 MIN

Melanie Ludwig ist Leiterin des Technischen Gebäudemanagements (TGM) im Bundeswehr-Dienstleistungszentrum (BwDLZBundeswehr-Dienstleistungszentrum) Veitshöchheim. Die Technische Regierungsamtfrau ist seit Beginn 2014 mit ihren rund 100 Mitarbeitern für die technischen Anlagen in und auf fünf Kasernen, zwei Standortschießanlagen, einem Flugplatz, vier Standortübungsplätzen zu Lande, einem zu Wasser und noch weiteren diversen Kleinliegenschaften in zwei Bundesländern zuständig.

Eine Frautlefoniert am Schreibtisch sitzend

Zuständig für fünf Liegenschaften in zwei Bundesländern

Bundeswehr/Carsten Kandora

Die Mitarbeiter des Technischen Gebäudemanagement des BwDLZBundeswehr-Dienstleistungszentrum Veitshöchheim kümmern sich unter anderem um den technischen Betrieb und die Wartung von Heizungsanlagen, Hebebühnen, Aufzüge, Krananlagen, Notstromversorgung, Fettabscheider, um Türen und Tore. Das TGM ist zudem zuständig für die Grundversorgung mit Wärme, Wasser und Strom.

Melanie Ludwig mag ihren Job, denn der werde „nie langweilig“. Neben Routineaufgaben, wie beispielsweise die regelmäßige Wartung und Inspektion von technischen Anlagen, gibt es immer „Ad hoc“-Aufgaben zu erledigen. Reparaturen oder kurzfristige Instandsetzungen stehen genauso auf der Tagesordnung wie zusätzliche Aufgabenstellungen der Truppe und besondere Veranstaltungen - beispielsweise der Tag der Bundeswehr. Wenn es ein technisches Liegenschaftsproblem gibt, kommt das TGM ins Spiel: Als Leiterin des TGM trägt Ludwig die Verantwortung für die Koordination und Organisation des Fachbereiches zur ordnungsgemäßen (Dienst-)Leistungserbringung.

Jeder Tag bietet eine neue Herausforderung

Nicht nur physisch sitzt sie in der Schaltzentrale. Schließlich bildet das TGM die Schnittstelle zwischen technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekten. Dazu gehört ein umfangreiches Fachwissen, denn für die gesetzliche Betreiberverantwortung sind rund 2.000 rechtliche und technische Normen beim Betrieb von Gebäuden, baulichen Objekten und technischen Anlagen zu beachten. Das TGM trägt also ein hohes Maß an Verantwortung „zur Sicherstellung eines wirtschaftlichen und rechtskonformen Liegenschaftsbetriebes.“

Drei menschen stehen an einer Maschine

Anlageüberprüfung im Kesselhaus

Bundeswehr/Carsten Kandora

Beim BwDLZBundeswehr-Dienstleistungszentrum Veitshöchheim kommt noch eine Besonderheit dazu: Da sich sein Zuständigkeitsbereich über zwei Bundesländer erstreckt sind auch verschiedene Landesrechte, beispielsweise das Baurecht, zu beachten. Dadurch teilen sich aber auch die Kompetenzzentren Baumanagement (KompZKompetenzzentrum BauMgmtBaumanagement) München (Bayern) und Stuttgart (Baden-Württemberg) ihre Fachaufsichten für das BwDLZBundeswehr-Dienstleistungszentrum.

Melanie Ludwig als Leiterin des TGM scheut die Verantwortung nicht. Und da die Aufgaben auch so unterschiedlich sind, bieten sie Vielseitigkeit und Abwechslung. Das „Beherrschen“ komplexer technischer Anlagen gehört genauso dazu, wie Organisationsvermögen – ohne Eigenständigkeit und Entscheidungsfreude geht es nicht. „Gute Nerven“ zählt sie daher zu den Voraussetzungen für ihre Aufgabe.

Ludwig managet das TGM mit einem großen Team. Zu ihren rund 100 Mitarbeitern gehören unter anderem Meister der verschiedensten Fachrichtungen: Elektriker, Schreiner, Maurer, Maler, Installateure, Heizungsmonteure, Schlosser, Technische Sonderfachkräfte, Hausmeister sowie Fachkräfte für Abwassertechnik. Eine große Bandbreite an Wissen und Arbeitskraft. Und Ludwig hat Freude am Umgang mit den Menschen in ihrem Team. Empathie gehöre einfach dazu.

Erfolg ist, wenn der Nutzer nichts merkt

Ein Mann blickt auf einen Computerbildschirm

Die Gebäudeleittechnik im Blick

Bundeswehr/Carsten Kandora

Das TGM arbeitet – wenn auch nicht immer im Wortsinn – leise hinter den Kulissen. Rund 70 bis 80 Prozent der Tätigkeiten schätzt Ludwig, passieren „im Hintergrund“. Wenn beispielsweise die Wärme in den Gebäuden gesteuert wird oder die Wasserleitungen automatisch gespült werden, bemerkt dies der Nutzer nicht unmittelbar. „Wenn das, was funktionieren soll, reibungslos über die Bühne geht und der Nutzer nichts davon mitbekommt ist das ein Erfolg.“ Manche Störungen können über die Gebäudeleittechnik sogar schon im Vorfeld erkannt und behoben werden. Ohne dass der Nutzer unter einer Einschränkung zu leiden hätte.

Als Leiterin des TGM hat Ludwig selbst wenig direkten Kontakt mit den Nutzern. Diese wenden sich mit ihren Anliegen direkt an die Auftrags- und Störungsannahmestelle (ASAAbsicherung und Schutz im Auslandseinsatz) oder das Objektmanagement. Und aus Ludwigs Bereich sind es dann die Meister und Handwerker, die an die Türen klopfen.

Besonderheit am Standort

Am Standort Veitshöchheim wird noch eine der letzten Hochdruckheißwasserkesselanlagen betrieben. Die gesamte Kesselanlage besteht aus zwei Niederdruckheißwasserkesseln und zwei Hochdruckheißwasserkesseln mit einer Gesamtleistung von 9,4 Mega Watt. Die Anlage ist ein geschlossenes Heizsystem, bei der in den Hochdruckkesseln eine Wassertemperatur von 135 Grad Celsius erreicht wird und bei der das unter Druck stehende Wasser als Wärmeträger genutzt wird. Da das Ausdampfen des Wassers bei Druckabfall zu explosionsartigen Dampfschlägen – aus einem Liter Heißwasser werden circa 1.700 Liter Dampf – führt, die eine immense Gefährdung für Personen zur Folge haben kann, muss die Anlage besonders abgesichert und überwacht werden.

Ein techniss Gerät in einer Halle

Große Anlage - langes Wort: die Hochdruckheißwasserkesselanlage

Bundeswehr/Carsten Kandora

Zudem sind weitere Maßnahmen zur ständigen Aufrechterhaltung des sicheren Betriebs notwendig: dazu gehört unter anderem der Betrieb ohne Beaufsichtigung (BoB). Das bedeutet, dass alle 72 Stunden Checks wie Wasserproben oder Überprüfungen der Sicherheitseinrichtungen durchgeführt werden müssen. Zusätzlich zu den Prüfungen, welche auch bei den Niedrigdruckkesseln durchgeführt werden müssen, ist bei den Hochdruckkesseln aufgrund des Gefahrenpotentials noch eine außerordentliche äußere und eine Schwelldruckprüfung durch eine Zentrale Überwachungsstelle (ZÜS) durchzuführen.

Blick in die Zukunft

Auf der To-Do-Liste der studierten Wirtschaftsingenieurin (FH) stehen Neubauten: das Übungsgebäudes für die Heeresmusiker, mit den entsprechenden akustischen Besonderheiten, und ein neues Unterkunftsgebäude mit 256 Wohneinheiten soll am Standort Veitshöchheim entstehen. Ebenda warten die Gebäudeautomation (GAGrundausbildung) und die Wärmeerzeugungsanlage auf Erneuerung.

Während der Baumaßnahme ist der Liegenschaftsbetrieb ohne Einschränkungen sicherzustellen. Kniffelig, wenn „im Bestand“ gebaut werden muss. Auch in Volkach steht die Erneuerung der GAGrundausbildung auf dem Plan. Und am Standort Niederstetten werden demnächst große Baumaßnahmen durchgeführt: Der Neubau der Feuerwache und des Flugeinsatzgebäudes; in Hardheim steht die Wiederinbetriebnahme der Carl-Schurz-Kaserne an. Auf die tägliche Aufgabenerfüllung und den Herausforderungen der Zukunft blickt Ludwig gelassen: „Wir sind die Problemlöser.“


von Carsten Kandora  E-Mail schreiben

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