Oberleutnant Carsten Gans Edler Herr zu Putlitz hat nicht nur einen außergewöhnlichen Namen. Der Master of Arts im Gesundheitsmanagement hat auch eine einzigartige Aufgabe. Der 48-jährige Fachdienstoffizier ist der Beauftragte des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr für die Angelegenheiten der Gesundheitsfachberufe und Inspizient Gesundheitsfachberufe.
6 Fragen an Oberleutnant Carsten Gans Edler Herr zu Putlitz
Bundeswehr / Gans Edler Herr zu Putlitz
Herr Oberleutnant, was ist ihr Job?
Vereinfacht ausgedrückt bin ich zuständig für die fachlichen- und berufsständischen Belange aller Gesundheitsfachberufe im Sanitätsdienst der Bundeswehr. Wir reden hier von über 9.600 Dienstposten. Bei der Bundeswehr sind mit Gesundheitsfachberufen beispielsweise die Pflegeberufe, die medizinischen Assistenzberufe und Notfallsanitäter gemeint.
In meiner Funktion habe ich zwei Hüte auf: Zum einen den des Sachgebietsleiters in der Abteilung C des Kommandos Sanitätsdienst der Bundeswehr und zum anderen bin ich der Inspizient Gesundheitsfachberufe.
Was heißt das konkret?
Dahinter stehen vielfältige Aufgaben. In erster Linie möchte ich die Gesundheitsberufe weiterentwickeln – diese haben im Sanitätsdienst noch ein Wahrnehmungsdefizit. Der Prozess „Gesundheitsversorgung“ entsteht durch „multiprofessionelle Teamarbeit“. Daran beteiligt sind neben dem ärztlichen Dienst u. a. Pflegeberufe, Physiotherapie, medizinisch technische Assistenten etc..
Die Ärzteschaft besteht aus Sanitätsoffizieren, somit zugehörig dem höheren Dienst, während die Pflege und weitere Gesundheitsfachberufe überwiegend im mittleren Dienst abgebildet sind. Diese bilden das multiprofessionelle Zusammenspiel im „Wertschöpfungsprozess Gesundheitsversorgung BwBundeswehr“ nicht sachgerecht wieder, unter anderem weil diese Konstellation nicht mehr zeitgerecht und auch nicht attraktiv erscheint. Da sind andere Nationen durchaus weiter. Es müssen traditionelle Rollenmuster aufgebrochen und die Pflege beispielsweise mit der Akademisierung aufgewertet werden. Nur ein moderner Sanitätsdienst wird sich beim Kampf um die besten Köpfe behaupten können.
Wie kann das gelingen?
Das Fachkonzept Pflege ist ein erster wegweisender Schritt. Darauf können wir als Sanitätsdienst stolz sein. Neben der Charité hat kein weiterer Krankenhausbetreiber ein vergleichbares Konzept, das die Akademisierung der Pflegeberufe derart vorantreibt.
Was versprechen Sie sich davon?
Mit der Empfehlung des wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung aus dem Jahr 2012, die Pflege mit einem Umfang von zehn bis zwanzig Prozent zu akademisieren, erwarten wir einen Qualitätsanstieg – und eine Aufwertung der Profession.
Die Akademisierung ermöglicht es, Pflegeprozesse als Vorbehaltsaufgabe zu erklären, nach evidenzbasierten Maßstäben individuell zu gestalten und mit anderen Berufsgruppen, wie beispielsweise den Ärztinnen und Ärzten, die Versorgung unserer Patienten im multiprofessionellen Team durchzuführen.
Bleiben wir beim Fachkonzept Pflege. Wer ist die Zielgruppe und wie sieht der Fahrplan aus?
In einem ersten Schritt können freiwillige, geeignete und erfahrene Pflegefachmänner und Pflegefachfrauen, wie heute der Gesundheits- und Krankenpfleger genannt wird, in den Genuss des Fachkonzeptes kommen und bei der Weiterentwicklung der professionellen Pflege mitwirken. Genauer gesagt nur die Pflegekräfte in unseren fünf Bundeswehrkrankenhäusern. Ein wesentliches Element des Fachkonzeptes Pflege, ist die Akademisierung von Stationsleitungen und deren Stellvertreter des sogenannten Normal Care-Bereiches. Diese werden durch ein berufsbegleitendes Studium „Innovative Pflegeexpertise“ eine Aufwertung erfahren. Die bisherigen Feldwebel-Dienstgrade werden dann Offiziere des Militärfachlichen Dienstes. Damit verbunden ist eine Professionalisierung zum Bachelor of Science Pflegefachmann und Pflegefachfrau. Das sind sechs Semester, geplant als duales Studium.
Die Umsetzung des Konzeptes soll 2024 auf der Zeitachse erfolgen. Bereits 2023 soll das Personal in einem Auswahlverfahren identifiziert werden. Wir haben die Bundeswehrkrankenhäuser bereits angeschrieben, um festzustellen wie groß das Interesse an der Maßnahme ist. Parallel arbeiten wir derzeit eng mit den zuständigen Unterabteilungen im Kommando Sanitätsdienst zusammen um einerseits die personaltechnische – und die fachliche Umsetzung andererseits frühestmöglich zu begleiten.
Das heißt, die bisherigen Stationsleitungen müssen jetzt noch einmal die Schulbank drücken?
Der Umgang mit dem Bestandspersonal ist uns wirklich sehr wichtig – und der Übergang wird sicher fließend vollzogen. Ein entsprechender FAQFrequently Asked Questions-Katalog wird derzeit erstellt und wird die offenen Fragen beantworten. Uns ist bewusst, dass sich vielleicht nicht jeder solch einer Herausforderung stellen möchte. Darum arbeiten wir daran, auch für diese Fälle eine verträgliche Lösung zu finden.
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