Sanitätsdienst

COVID-19Coronavirus Disease 2019-Impfung: Fünf Fragen an die Kommandeurin der Sanitätsakademie

COVID-19Coronavirus Disease 2019-Impfung: Fünf Fragen an die Kommandeurin der Sanitätsakademie

Datum:
Ort:
München
Lesedauer:
1 MIN

Eine Impfung gegen COVID-19Coronavirus Disease 2019 reduziert in erheblichem Maße die Gefahr, einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden. Davon profitiert nicht nur die oder der Einzelne, auch das Gesundheitssystem wird so im Laufe der Zeit immer weiter entlastet. Das Ziel ist dabei klar definiert: Die Rückkehr zur Normalität.

Eine Frau erhält eine Injektion in den linken Oberarm

Die Kommandeurin der Sanitätsakademie der Bundeswehr erhält die Impfung gegen COVID-19Coronavirus Disease 2019

Bundeswehr/Simon Höpfl

Um selbst mit gutem Beispiel voranzugehen, nahm Generalstabsarzt Dr. Gesine Krüger, Kommandeurin der Sanitätsakademie der Bundeswehr, umgehend die Möglichkeit wahr, ihre erste Impfung zu erhalten. Die 62-jährige gehört zu einer Personengruppe, die sich laut der von der Ständigen Impfkommission festgelegten Impfreihenfolge derzeit impfen lassen kann. Ein Gespräch über die Herausforderungen, die das militärische Führen in der Pandemie mit sich bringt und die konkreten Chancen, die die Impfstoffe eröffnen.

5 Fragen an Generalstabsarzt Dr. Gesine Krüger

Porträtfoto einer Frau mit vollem kurzem Haarschnitt in blauer Uniform
Bundeswehr/Markus Dittrich

Wie wichtig war es Ihnen, hier mit gutem Beispiel voranzugehen und was entgegnen Sie Skeptikern?

Porträtfoto einer Frau mit vollem kurzem Haarschnitt in blauer Uniform

Für ein Ende der Pandemie gibt es bisher noch keine Garantie. Daher sehe ich es als Jedermanns-Pflicht an, sich impfen zu lassen. Es geht dabei nicht nur um den individuellen Impfschutz vor einer Covid-19-Infektion, sondern um den Schutz der Allgemeinheit und um das Durchbrechen des Infektionsgeschehens in Deutschland und in der ganzen Welt. Es gibt jedoch keine allgemeine Impfpflicht in Deutschland. Daher mein Appell! In der Bundeswehr wird dies schon anders geregelt. Gemäß Soldatengesetz sind alle Soldatinnen und Soldaten zur Gesunderhaltung verpflichtet, auch im Sinne einer Duldungspflicht von präventivmedizinischen Maßnahmen wie der Covid-19-Impfung. Vor diesem Hintergrund gibt es für Soldatinnen und Soldaten, die an einem Auslandseinsatz teilnehmen, bereits eine Duldungspflicht für eine Impfung gegen Covid-19.

Was erwarten Sie in Bezug auf die aktuelle Situation von den Lehrgangsteilnehmenden, dem Personal und jedem Einzelnen?

Porträtfoto einer Frau mit vollem kurzem Haarschnitt in blauer Uniform

Zuvorderst natürlich die strikte Einhaltung aller erforderlichen Maßnahmen, um ein Infektionsgeschehen zu vermeiden. Doch das sagt sich viel zu einfach. Lehrgangsteilnehmende und Ausbildungspersonal wollen und müssen im Lehr- und Lernprozess miteinander interagieren. Im Hörsaal lässt sich dies sicherlich vergleichsweise gut umsetzen. Bei der praktischen Ausbildung an medizinischem Gerät oder bei der notfallmedizinischen Ausbildung und der Ausbildung im Gelände sind die Herausforderungen ungleich schwieriger. Das Gelingen ist somit vom Verhalten jedes und jeder Einzelnen abhängig. Und dabei bin ich dankbar für die Unterstützung der Überwachungsstelle für öffentlich-rechtliche Aufgaben und des Sanitätsversorgungszentrums mit der Gruppe Betriebsmedizin hier in München, und ich bin stolz auf die Angehörigen der Sanitätsakademie und der Institute, dass wir ein Infektionsausbruchsgeschehen bisher vermeiden konnten.

Wie hat sich der Betrieb an der Sanitätsakademie seit Beginn der Pandemie verändert?

Porträtfoto einer Frau mit vollem kurzem Haarschnitt in blauer Uniform

Mit Ausbruch der Pandemie musste sofort reagiert werden. Hygienekonzepte, die auf die Gegebenheiten der Sanitätsakademie abgestimmt wurden, waren der wichtigste Baustein, um den Lehrbetrieb für die laufbahn- und einsatzrelevante Ausbildung aufrechtzuerhalten. Das bedeutete auch, die Anzahl Lehrgangsteilnehmenden so zu reduzieren, dass die Abstandregeln und die Hygienemaßnahmen eingehalten werden konnten. Weitere wesentliche Schritte waren die kurzfristige Umstellung der Ausbildung auf Fernlernanteile und Verkürzung der Lehrgänge auf die absolut notwendigsten Lehrstoffinhalte. Gleichzeitig galt es, eine Auflockerung in der Präsenz des Stammpersonals zu organisieren, um einerseits die Ansteckung durch Kontakte zu vermeiden und andererseits die Arbeitsfähigkeit der Dienststelle weiter sicherzustellen.

Was sind die Unterschiede zu einer „Führung in Präsenz“ und wo liegen die Herausforderungen?

Porträtfoto einer Frau mit vollem kurzem Haarschnitt in blauer Uniform

Durch die Auflockerung und das vermehrte Arbeiten im Homeoffice habe ich die etablierten Gesprächsformate als Telefonkonferenzen durchgeführt. Zunächst habe ich dabei die Frequenz erhöht, da ein großer Informationsbedarf aus erster Hand bestand. Diese Maßnahme hat sich uneingeschränkt bewährt. Andererseits ist jedoch eine persönliche Dienstaufsicht innerhalb der Dienststelle nicht mehr ohne weiteres möglich, da die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht immer anzutreffen sind. Somit reduzieren sich die persönlichen Kontakte. Besonders bedauerlich ist für mich die Tatsache, dass ich hochverdiente Soldatinnen und Soldaten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den Ruhestand oder an eine neue Dienststelle versetzt wurden, nicht im Rahmen eines Antreteappells verabschieden konnte. Trotz persönlicher feierlicher Verabschiedung durch mich, ist die Würdigung einer langen und erfolgreichen Dienstzeit vor den angetretenen Kameradinnen und Kameraden immer noch die höchste Wertschätzung.

Was sind aus Ihrer Sicht die „lessons learned“ nach nun bereits einem Jahr Corona hier an der Sanitätsakademie?

Porträtfoto einer Frau mit vollem kurzem Haarschnitt in blauer Uniform

Die bisherigen Erkenntnisse aus dem Umgang mit der Pandemie sind unter anderem, dass das mobile Arbeiten in vielen Bereichen zukünftig nicht mehr weg zu denken sein wird. Dies führt meines Erachtens auch zu einer Attraktivitätssteigerung und einer besseren Vereinbarkeit von Dienst und Familie. Des Weiteren hat sich aber auch gezeigt, wie wichtig persönliche Kontakte und der persönliche Austausch sind, um interaktiv Projekte voran zu bringen. Einen großen Fortschritt hat es auch bei der Digitalisierung des Ausbildungs- und Lehrbetriebs gegeben. Allerdings wurden uns dabei auch Grenzen aufgezeigt, etwa unzureichende ITInformationstechnik-Infrastruktur, ungeeignete Hörsaalinfrastruktur und das Fehl an streitkräftegemeinsamer digitaler Ausbildungsarchitektur. In diesem Zusammenhang ist es ebenso wichtig, geeignetes und erfahrenes Personal für die Ausbildung zu gewinnen.

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