Sanitätsdienst

Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung

Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung

Datum:
Ort:
Koblenz
Lesedauer:
4 MIN

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In der öffentlichen Diskussion ist der digitale Wandel unserer Gesellschaft eines der „Mega-Themen“ unserer Zeit. Der Leiter der Arbeitsgruppe Digitalisierung im Kommando Sanitätsdienst, Oberstarzt Dr. Stefan Meier, setzt sich in einem Namensartikel mit der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung in der Bundeswehr auseinander.

Die Digitalisierung ist der derzeit beherrschende Begriff bei der Umgestaltung unserer Lebens- und Arbeitswelt. Schlagworte wie „digitaler Wandel“ oder „digitale Transformation“ sind medial weit verbreitet. Was diesen digitalen Fortschritt von vielen anderen Epochen, wie der Industrialisierung, unterscheidet, ist einerseits die Auswirkung in alle Bereiche des täglichen Lebens und andererseits die rasende Geschwindigkeit, mit der diese Umgestaltung erfolgt. Die Digitalisierung wartet nicht. Entweder wir machen und gestalten mit oder wir werden vom Zug der Digitalisierung überrollt.

Digitalisierung in der Medizin

Ein Stethoskop liegt auf einer Tastatur.

Die Digitalisierung schreitet mit Riesenschritten voran. Medizinische Onlineforen und Diagnose-Apps im Netz über gesundheitliche Fragestellungen sind nur zwei Beispiele.

Bundeswehr/Marcus Dittrich

Die Digitalisierung schreitet in der Gesundheitsversorgung rasant voran. Hierbei ist der Blick nicht nur auf die ITInformationstechnik-Systeme zu richten. Die Weiterentwicklung und Veränderung bei der Digitalisierung in der Medizin ist viel weitreichender. Die Digitalisierung führt zu einer deutlich geänderten Behandlungsorganisation in der Medizin. Die ambulante und stationäre Versorgung werden schon heute maßgeblich von den Dokumentationssystemen bestimmt. Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung sind ohne elektronische Datenbasis kaum denkbar.

Im zivilen Gesundheitswesen und damit auch in der Gesundheitsversorgung der Bundeswehr (GesVersBw) ist die Digitalisierung längst da und schreitet mit Riesenschritten voran. Die Patientinnen und Patienten informieren sich heutzutage über verschiedene Onlineforen oder gar Diagnose-Apps im Netz über gesundheitliche Fragestellungen. Die Digitalisierung betrifft neben den Arbeitsabläufen und Behandlungsprozessen, die Organisation der Behandlungseinrichtungen, das medizinische Personal und den Patienten in seinem gesamten Umfeld.

Mit einem Digitalisierungsfahrplan in die Zukunft

Um den Sanitätsdienst zielgerichtet zukunftssicher zu gestalten, wird ein solider Digitalisierungsfahrplan benötigt. Dieser ermöglicht es, die Vielzahl der Projekte und Programme gemäß Nutzen und Aufwand im Sinne eines Gesamtsystems zu initiieren und zu steuern. Um die ITInformationstechnik-Unterstützung in der Gesundheitsversorgung deutlich voranzubringen, wurde im Mai 2017 eine ministerielle Koordinierungsgruppe eingerichtet. Diese gestaltet die Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung der Bundeswehr in fünf Teilprojekten. Derzeit liegt der Fokus der Koordinierungsgruppe und damit auch des Sanitätsdienstes auf der Erstellung eines Architekturmodells. Dieses Modell soll als Planungsgrundlage für die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung dienen.

Ziele

Porträtbild eines stattlichen Mannes in Uniform, Anfang 50, braune Haare, Drei-Tage-Bart

Dr. Stefan Meier hat die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung fest im Blick.

Bundeswehr/Michael Laymann

Hierin wird erstmalig ein kompletter Leistungsprozess und damit der erste Anteil einer gesamten Unternehmensarchitektur Bundeswehr erstellt. In Zusammenarbeit mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr, dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr) und dem ITInformationstechnik-Dienstleister BWI erarbeitet diese Arbeitsgruppe für die GesVersBw zunächst einen Digitalisierungsplan. Hierin werden nicht nur Einzellösungen modelliert, sondern eine integrative Gesamtsicht aller Komponenten und deren Zusammenwirken dargestellt. Dieses Modell soll bis 2020 fertig gestellt werden.

Dabei sollen folgende langfristige Digitalisierungsziele verfolgt werden:

  1. Eine „Elektronische Gesundheitsakte Soldat“
  2. Digitale Lagen in der GesVersBw - aus verschiedenen Datenquellen können Informationen aufbereitet und visualisiert werden. Diese Darstellungen bilden die Voraussetzung für eine evidenzinformierte Führungsfähigkeit und Steuerung der GesVersBw.
  3. Eine Digitale Datenbasis - auf dieser sektorenübergreifenden Datenbasis können Fragestellungen zur Forschung und Entwicklung in der GesVersBw bearbeitet werden.
  4. Die Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch eine medienbruchfreie Datenverfügbarkeit und Unterstützung bei ihren täglichen Aufgaben.
  5. Einen Mehrwert für die Patientinnen und Patienten, beispielsweise mittels weitreichender digitaler Dokumentensammlung. So müssten die Patientin und der Patient ihre Krankengeschichten nicht immer wieder erneut vortragen, sondern könnten auf eine von ihnen geführte Patientenakte via App verweisen.

Vorgehen und Innovation

Die Digitalisierung im Sanitätsdienst der Bundeswehr hat durch die Einsatzorientierung im Vergleich zum zivilen Gesundheitswesen noch weitere hochkomplexe Herausforderungen zu bewältigen. Auch heute noch wird beim Truppenarzt auf Einlegekarte der Gesundheitsakte handschriftlich und nicht strukturiert auswertbar dokumentiert. Diese Art der Dokumentation in Kombination mit den ebenfalls noch auszudruckenden Fallakten aus den Bundeswehrkrankenhäusern führt zu einer Papierflut, die langfristig archiviert werden muss.

Eine tatsächliche ITInformationstechnik Unterstützung in der Gesundheitsversorgung findet sich bisher nur in den Bundeswehrkrankenhäusern und den Instituten. Nur dort sind erste, einzelne Schritte auf dem Weg zur Digitalisierung der GesVersBw implementiert. Es bedarf jedoch einer durchgängigen ITInformationstechnik-Unterstützung für alle Bereiche der GesVersBw. Deren Zusammenspiel muss durch ein zentrales Datenmanagement sichergestellt werden. Mit einer digitalen Plattform, dem sogenannten Health Information Management System (HIMS) werden über alle Fachinformationssysteme hinweg Datenfluss und Datenaustausch gesteuert. HIMS ermöglicht mit fortschreitender Digitalisierung die elektronische Gesundheitsakte und die digitale Lagedarstellung in der GesVersBw.
Derzeit wird ein Plan erarbeitet, die Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung proaktiv zu gestalten. Es gilt, einerseits die Architekturerstellung und deren Fortschreibung nachhaltig und zukunftssicher abzubilden, aber auch die zugehörigen Projekte zügig und effizient umzusetzen.

von Dr. Stefan Meier

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