Luftfahrtamt der Bundeswehr schult Human Factors Trainer

Luftfahrtamt der Bundeswehr schult Human Factors Trainer

Datum:
Ort:
Kalkar
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Human Factors ist in den Verbänden und Dienststellen angekommen. Akzeptanz und Stellenwert von Human Factors hat sich auf einem sehr hohen Niveau etabliert. 

Ein Saal mit den Teilnehmern der sogenannten Human Factors Trainer Fachtagung

Human Factors Trainer Fachtagung

G. Gehrling/Bundeswehr


Der Pilot sitzt bewusstlos im Cockpit. Rettungskräfte von Feuerwehr und Flugunfallbereitschaft arbeiten fieberhaft daran, den Verunglückten zu befreien. Mit dabei ist auch eine Kamera, denn es handelt sich um eine Übung. Die Aufzeichnung der Rettungsübung hilft dabei, Fehler zu erkennen, auszuwerten und das Personal dafür zu sensibilisieren. Hier geht es vor allem um den Faktor Mensch, also Human Factors (HF). Human Factors ist ein Sammelbegriff für menschliche Einflussfaktoren auf technische Systeme. Dabei werden vor allem die Auswirkungen von Psyche, Wahrnehmung und sozialen Faktoren auf das Funktionieren des Gesamtsystems betrachtet.

Dass Human Factors einen entscheidenden Einfluss haben, ist mittlerweile in der zivilen und militärischen Luftfahrt anerkannt. Daher wird auch in der Ausbildung großer Wert auf diese Thematik gelegt. Das Luftfahrtamt der Bundeswehr (LufABwLuftfahrtamt der Bundeswehr) übernimmt die Aus- und Fortbildung der Human Factors Trainer, die ihr Wissen dann wiederum an das Personal in Verbänden und Rettungsdiensten weitergeben. Inzwischen verfügt die Bundeswehr über etwa 450 aktive Human Factors Trainer.

Fortbildung für Trainer aus allen Bereichen der Bundeswehr


Die jüngste Fortbildung hat das LufABwLuftfahrtamt der Bundeswehr vom 17. bis zum 19. September in Kalkar durchgeführt. Zivile und militärische Dozenten aus dem Bereich Human Factors haben mehr als 100 Teilnehmer aus allen Bereichen der Bundeswehr geschult. In seiner Begrüßung hebt Oberst i.G. Mittelberg, der Beauftragte Human Factors für den Flugbetrieb der Bundeswehr besonders die gelungene Durchmischung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hervor. Sie stammen aus allen Bereichen des Geschäftsbereichs BMVgBundesministerium der Verteidigung, aus dem bemannten und unbemannten Flugbetrieb sowie den Feuerwehren. Die Akzeptanz und das Verantwortungsbewusstsein für einen sicheren Flugbetrieb und der Stellenwert von Human Factors haben zunehmend auf allen Ebenen Einzug gehalten. Nach einer kurzen Vorstellung der Vortragenden und Panelleiter der diesjährigen Fachtagung geht es gleich an die zahlreichen Fachthemen. Diese erstrecken sich von den grundlegenden Entwicklungen im Bereich der Vorschriften, Regelungen und Verfahren über einsatznahe Erfahrungsberichte bis hin zu praktischen Ausbildungsanteilen.

Human Factors von der Ausbildung bis zur Umsetzung im Einsatz


So stellt Brandamtsrat Mosbacher von der Schule ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr / Gesetzliche Schutzaufgaben aus Stetten am Kalten Markt die HF-Ausbildung der BwFeuerwachen vor. Diese befindet sich noch in der Aufbauphase und bedarf weiterhin der Unterstützung der Verbände und Dienststellen. Der Schwerpunkt der HF-Themen liegt aus seiner Sicht neben Kommunikation und Teamarbeit besonders in der Unfallverhütung (Atemschutzunfälle), also dem Fehlermanagement. Dort setzt auch das Freiwillige Meldesystem (FMSForeign Military Sales) am LufABwLuftfahrtamt der Bundeswehr an. OTL Waltenberg wirbt als Vertreter der Abteilung Genral Flugsicherheit in der Bundeswehr eindringlich für die Nutzung des FMSForeign Military Sales. Dieses soll sicherstellen, dass Beobachtungen, Besonderheiten und Vorkommnisse, die eine sichere Durchführung des Flugbetriebs gefährden könnten, in einem Managementsystem auf Basis freiwilliger Meldungen erfasst und bearbeitet werden. So könne die Bundeswehr als Ganzes aus diesen Erkenntnissen lernen und sie zukünftig im eigenen Handeln berücksichtigen, sagt er. Gleichzeitig nutzt er das Expertenforum um entsprechendes Feedback für mögliche Verbesserungen an dem System einzuholen. Immerhin geht es im Bereich Human Factors stets auch um Weiterentwicklung.

Einsatznahe Erfahrungen steuert Hauptmann Ammann vom Taktischen Luftwaffengeschwader 33 aus Büchel bei. In seinem Vortrag über das Human Factors Analysis and Classification System berichtet er über Vorgehensweisen in Al-Azraq (Jordanien). Es ist ein System der Unfalluntersuchung, das menschliche Faktoren und Systemfehler berücksicht und diese in direkte Relation setzt. Ziel ist es, systematisch aktive und latente Fehler aufzudecken und die Präventionsarbeit hinsichtlich weiterer Zwischenfälle zu stärken. Klar stellt er heraus, welchen Einflussfaktoren der Soldat im Einsatz ausgesetzt ist, die einer Aufarbeitung in der Human Factors Unterrichtung bedürfen. Dazu zählen neben sprachlichen, interkulturellen Hürden, die vor Ort mit den Host-Nation gegeben sind, auch Klimatische Stressoren wie Hitze und Staub, die alle zusammen in einer Verkettung von Fehlern und letztendlich zu einem Zwischenfall bzw. zu einem Unfall führen können. Einmal mehr wird den HF-Trainern verdeutlicht, wie wichtig die HF-Arbeit und Umsetzung im Einsatz ist.

Fünf Panels fordern die aktive Mitarbeit der Teilnehmer


An fünf Panels mit den Themenschwerpunkten Simulator, Psychologie, Bore-Out, Freiwilliges Meldesysten und Persönlichkeit werden die HF-Trainer schließlich praktisch gefordert. Hier werden zum Beispiel die anfangs schon erwähnten Rettungsübungen durchgeführt. In diesem Jahr wurde die Psychologie des Menschen intensiver beleuchtet. Rosina Krumova zeigt zum Beispiel die Relevanz von Emotionalität in Unterrichten der Erwachsenenbildung auf und erarbeitet mit den HF-Trainern konkrete Lösungen für den Umgang damit. Die Förderung einer positiven emotionalen Erlebnisqualität beugt Ablenkung im Unterricht vor und unterstützt langfristig betrachtet das nachhaltige Lernen. Und hier werden auch die Schnittmengen zwischen zviler und militärischer HF-Ausbildung ausgenutzt. So heißt es „Gut sein, wenns drauf ankommt“ im Workshop Mentale Stärke entwickeln. Pascal Werle von der Firma Coaching Competenz leitet den Workshop. Mit dem Schwerpunkt Konzentration zeigt er Wege auf, sich punktuell für herausfordernde Aufgabenstellungen besser konzentrieren zu können, um die volle Leistungsfähigkeit abzurufen.

Fünf Panels fordern die aktive Mitarbeit der Teilnehmer

Fünf Panels fordern die aktive Mitarbeit der Teilnehmer

G. Gehrling/Bundeswehr

In der Bilanz kann Oberst Mittelberg ganz klar feststellen, dass HF auf dem richtigen Weg ist und sehr gut weiterentwickelt wurde. Die Verbände und Dienststellen sind auf einem guten Stand, aufkommende Widerstände wurden mit Fingerspitzengefühl gemeistert. Es gilt aber, sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen und weiterhin intensiv Werbung für Human Factors zu machen.

von Gerald Gehrling

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.