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Fraunhofer Kompakt – Erfolgreiches Dialogformat zwischen Wissenschaft und Planern

Fraunhofer Kompakt – Erfolgreiches Dialogformat zwischen Wissenschaft und Planern

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
5 MIN

„Fraunhofer Kompakt“ ist ein gemeinsamer Workshop des Planungsamtes der Bundeswehr und des Fraunhofer Verbundes Verteidigung und Sicherheitsforschung. Dieses Format hat einmal mehr unter Beweis gestellt, wie produktiv der Dialog zwischen Wissenschaft sowie Planern und Konzeptionären sein kann. In der gemeinsamen Veranstaltung vom 7. bis 8. November wurden technologische Trends und ihre planerische Relevanz diskutiert, um neue Aspekte für die Zukunfts- und Weiterentwicklung der Bundeswehr abzuleiten sowie mögliche Handlungsfelder aufzuzeigen.

Arbeitsgruppe sitzt am Tisch.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fraunhofer VVS und der Fachreferate des Planungsamtes diskutierten in gemischten Arbeitsgruppen (AGArbeitsgruppe) vier Themenkomplexe

PlgABw/Bienek

Der Amtschef des Planungsamtes, Generalmajor Wolfgang Gäbelein, und Prof. Dr. Peter Martini, Institutsleiter des Fraunhofer Instituts für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie waren sich in ihren Begrüßungsworten einig, dass diese Kompaktveranstaltung eine besondere Bedeutung hat. Denn es geht nicht nur um den inhaltlichen Austausch, sondern auch darum Arbeitsbeziehungen herzustellen, die deutlich über die Veranstaltung hinaus für beide Seite von Nutzen sind.

Das Planungsamt ist als Dialogpartner für diesen Austausch sehr gut geeignet, denn es blickt inhaltlich übergreifend auf Themen, verbunden mit einer breitgefächerten Expertise der Angehörigen des Planungsamtes. Zudem zielt es darauf ab, Mehrwerte für die Bundeswehr als Ganzes zu generieren und keine Partikularinteressen zu verfolgen. „Die Entwicklung der Bundeswehr als Ganzes ist unser Interesse“, sagt Generalmajor Gäbelein. 
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fraunhofer VVS und der Fachreferate des Planungsamtes diskutierten in gemischten Arbeitsgruppen (AGArbeitsgruppe) vier Themenkomplexe: „Zukünftige Mobilitätskonzepte“, „Multi-Domain Operations“, Unmannend Systems/ MUM-T“ und „Schutz weltraumbasierter Infrastrukturen“.

Zukünftige Mobilitätskonzepte

In dieser AGArbeitsgruppe war auf wissenschaftlicher Seite vor allem das Fraunhofer ICT (Institut für Chemische Technologie) aus dem Bereich der angewandten Elektrochemie vertreten. Es wurde zunächst der aktuelle Stand der Forschung dargestellt, wie beispielsweise nachhaltige Energieträger und deren Erzeugung, Speicherung sowie möglicher Einsatz als Substitut im NATO Single Fuel Concept (SFC). Von Interesse waren insbesondere die Themen rund um Wasserstoff und dessen Erzeugung, der Synthese und den Eigenschaften von synthetischen Kraftstoffen (insbesondere Methanol und Ammoniak) und elektrochemischen Energiespeichern (u.a. Li-Ionen, Na-Ionen). Dieser direkte fachliche Austausch zwischen militärischer Praxis und wissenschaftlicher Forschung förderte intensive Diskussionen vor allem mit Blick auf die bundeswehrspezifischen Anforderungen an zukünftige Mobilitätskonzepte. So ergaben sich wichtige neue Erkenntnisse für eine zukunftssichere strategische und gleichzeitig nachhaltige Ausrichtung der Mobilität der Bundeswehr.

Ein Mann steht vor einer Wand mit einer PowerPoint-Folie und erläutert den Inhalt

In der Arbeitsgruppe wurden die spezifischen Anforderungen der Bundeswehr diskutiert

PlgABw/Bienek

Multi-Domain Operations (MDO)

Die militärische Planung der Bundeswehr denkt den Menschen und die Technik im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KIkünstliche Intelligenz) systemisch und im Sinne der Konzeption der Bundeswehr zusammen. Die konzeptionelle Erschließung von Multi-Domain Operations (MDO) in Federführung des Planungsamts der Bundeswehr betrachtet das Thema umfassend. In ihr finden Arbeiten zur Doktrin und Architektur ebenso Eingang wie erste Ansätze zur Umsetzung disruptiver Technologien, wie beispielsweise Multi-Domain Combat Cloud, Nutzung von Künstlicher Intelligenz, aber auch Data-Centric und Data Lake. Das Erkenntnisinteresse im Austausch mit Fraunhofer VVS lag in der AGArbeitsgruppe auf der technischen Ausgestaltung von MDO. Sie bildet die Grundlage für eine Befähigung zu MDO. Neben den o.g. Themenfeldern wurden auch Impulse zu Missionsnetzwerken und Fähigkeiten im elektromagnetischen Spektrum geliefert. Festzuhalten ist, dass dieses Format weitere wichtige Impulse geliefert hat und auf dieser Grundlage im Rahmen von Folgeveranstaltungen die gewonnenen Erkenntnisse weiter vertiefen muss. Die Vorbereitung für die MDO II-Veranstaltung im Rahmen DWTDeutsche Gesellschaft für Wehrtechnik e.V. 2024 bietet hierzu eine geeignete Plattform.

Unmannend Systems/ MUM-T

Unbemannte Systeme sind in allen Dimensionen und über alle Fähigkeitsdomänen hinweg zu entwickeln und einzusetzen. Dem Grundsatz folgend: „Unbemannt, wo möglich, bemannt nur, wenn nötig“. Auf Basis dieser generellen Vorgabe des BMVgBundesministerium der Verteidigung stellt sich die Frage, welche Fähigkeiten, wann von technologischer Seite aus nutzbar bzw. zu erwarten sind. Diese Bedarfe sind auf der Zeitachse zu aktualisieren, um die Nutzung dieser Technologien zeitgerecht einzuplanen zu können. Diese Thematik wurde als weiterer Aufsatz für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Planung und Forschung aufgegriffen und gemeinsam nach Lösungsansätzen gesucht, um Handlungsempfehlungen abzuleiten und damit neueste Technologien kurzfristig nutzbar zu machen.
Ein wesentliches Ergebnis dieses Austauschs folgt dem Beschleunigungserlass. Es sind technologisch einfache, marktverfügbare Produkte umgehend in die Nutzung zu prozessieren, auch wenn diese nicht vollumfänglich die ursprünglich gestellten Forderungen umsetzen. Ziel ist die Reduzierung des Faktors Zeit. Durch die kurzfristig aus der Nutzung verfügbaren Erkenntnisse, kann im engen Schulterschluss zwischen Planung, Bedarfsdeckung und Forschung, das Forderungsspektrum rechtzeitig aktualisiert werden. So können Bedarfe schnellstmöglich dem zukünftig zur Verfügung stehenden Stand der Technik angepasst werden. In Folge können Bedarfsforderungen schneller umsetzbar aufgestellt werden. Die aus dieser Zusammenarbeit resultierende, engere Anbindung der Forschung, auch über Entwicklungsphase hinaus, bietet die Basis für weitere ganzheitliche Ansätze zur Beschleunigung des Beschaffungsprozesses.

Schutz weltraumbasierter Infrastrukturen

Bereits im Vorfeld hatten sich die Teilnehmenden dieser AGArbeitsgruppe in mehreren virtuellen Workshops dem sehr allgemeinen Thema genähert und auf sechs Einzelaspekte fokussiert. Gemeinsam mit fünf unterschiedlichen Instituten des Fraunhofer VVS, was die Vielschichtigkeit des Themas als Ganzes unterstreicht, wurde über vernetzte Radare, Hochfrequenzbaugruppen, Hypervelocity-Impakt Effekte, Cybersecurity, Plasma Drag sowie den Schutz gegen ionisierende Strahlung gesprochen. Jedes Thema für sich wäre geeignet gewesen, die verfügbare Zeit zu füllen, daher konnten einzelne Themen nur andiskutiert werden. Da aber neben der reinen Fachlichkeit, auch der persönliche Austausch sowie das initiieren neuer Arbeitsbeziehungen im Vordergrund stand, war es für die Teilnehmenden dieser AGArbeitsgruppe der Auftakt eines kontinuierlichen Austauschs. Vereinbart wurde das nächste Treffen bereits Anfang 2024, dann am Standort eines Fraunhofer Institutes, um dann konkrete Einzelaspekte weiter zu verfolgen. 

Übergabe

Der Amtschef des Planungsamtes, Generalmajor Gäbelein, bedankt sich bei dem Leiter des Fraunhofer Institut, Prof Dr. Martini, mit einem Buddy Bären

PlgABw/Bienek

Ergebnisorientierter Erfahrungsaustausch

In den zwei Tagen erarbeiteten die Arbeitsgruppen umfangreiche Ergebnisse, die es nun im Detail zu bewerten gilt. Prof Dr. Martini und Generalmajor Gäbelein betonten zum Abschluss der Veranstaltung das engagierte, aber vor allem offene und vertrauensvolle Miteinander in den Arbeitsgruppen. Die gemeinsame Veranstaltung des Planungsamtes der Bundeswehr und des Fraunhofer VVS bot einen interessanten und ergebnisorientierten Erfahrungsaustausch zwischen der Welt der Streitkräfte und der Welt der Wissenschaft. 
Der Amtschef äußerte sich abschließend: “Dieses Format hat sehr gut funktioniert und uns wieder einen Schritt vorangebracht. Der Dialog zwischen Wissenschaft und Streitkräften ist wichtig, um gemeinsam mehr zu erreichen.“ 
 

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