Das dienstälteste Familienbetreuungsteam der Bundeswehr
Das dienstälteste Familienbetreuungsteam der Bundeswehr
- Datum:
- Ort:
- Wiesbaden
- Lesedauer:
- 4 MIN
Sie sind, wenn man so will, die Schildkröten unter den FBZFamilienbetreuungszentrum-Mitarbeitenden: Manuela G.-R., Siegfried M. und Michael B. sind zusammen nicht nur 172 Jahre alt, sondern arbeiten darüber hinaus seit einem Jahrzehnt gemeinsam im Familienbetreuungszentrum Wiesbaden. Das dürfte innerhalb der Familienbetreuungsorganisation eine Seltenheit sein.
Das FBZFamilienbetreuungszentrum Wiesbaden wird von Oberstabsfeldwebel Mario M. geleitet. Sein Stellvertreter, Stabsfeldwebel Florian K., trägt ebenfalls Uniform. Doch die Konstante in Wiesbaden sind die zivilen Angestellten. Und das seit zehn Jahren. Fragt man die drei „Zivilisten“ im Team nach dem Geheimnis ihrer langen und guten Zusammenarbeit, kommt als erstes das Thema Respekt aufs Tableau. Der Respekt voreinander habe das Trio zusammengeschweißt, erzählt Siegfried. Zudem habe jeder unterschiedliche Fähigkeiten, die in die gemeinsame Arbeit einfließen.
Die persönliche Note macht den Unterschied
Geborgenheit – das ist ein wichtiges Wort im Zusammenhang mit der Familienbetreuung. Denn die Angehörigen von Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz sollen sich bei „ihrem“ FBZFamilienbetreuungszentrum in Wiesbaden wohl und gut aufgehoben fühlen. Das ist vor allem Manuela, die von allen nur Manu genannt wird, ein wichtiges Anliegen. Ihr Steckenpferd ist die Dekoration. Und diese wechselt mit jeder Informations- und Betreuungsveranstaltung, die einmal im Monat stattfindet. Wenn das FBZFamilienbetreuungszentrum-Team mit den Angehörigen einen Ausflug ins Senckenberg Museum nach Frankfurt unternimmt, startet Manu schonmal kurzerhand eine Suchanfrage über Social Media nach ausrangierten Dinofiguren. Diese baut sie dann in die Tischdekoration ein. „Die Deko passt sich immer dem Motto der Veranstaltung an“, erklärt sie. Es sind unter anderem solche Kleinigkeiten, die den Angehörigen ein wohliges Gefühl vermitteln.
Ein Brief sagt mehr als tausend Worte
Siegfrieds Hobby ist das Sammeln von Feldpostkarten. Der „Feldpostprofi“ ist bei den Betreuungsveranstaltungen kompetenter Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Versenden von Briefen, Karten, Päckchen und Paketen. Seine Leidenschaft für Feldpostkarten entwickelte er bei seinem ersten Auslandseinsatz 1999 in Bosnien. Drei Jahre später folgte dort sein zweiter Einsatz. Als Angestellter der Bundeswehr erhielt er damals den vorläufigen Dienstgrad Oberfeldwebel. Mittlerweile ist er Hauptfeldwebel der Reserve.
Das ist nicht ganz unwichtig für seine Arbeit im FBZFamilienbetreuungszentrum Wiesbaden. Siegfried kann sich durch seine Auslandseinsätze sehr gut in die Gefühlswelt der Angehörigen hineinversetzen: „Ich kenne die Sorgen und Nöte von beiden Seiten des Einsatzes.“ Und er weiß, wie wichtig in diesem Zusammenhang das Thema Feldpost ist. Sie ist die Brücke in die Heimat und kann nicht durch Social Media oder E-Mails ersetzt werden. „Eine schnell geschriebene und abgeschickte Nachricht per WhatsApp kann man nicht zurücknehmen. Deshalb empfehlen wir unseren Angehörigen immer noch das geschriebene Wort.“ Denn für einen Brief nimmt man sich Zeit, legt ihn auch mal beiseite. Es ist die persönliche Note, die den Unterschied macht.
Der ehemalige Zeitsoldat im Hintergrund
Michael ist innerhalb des dienstältesten FBZFamilienbetreuungszentrum-Teams der Bundeswehr eher der Mann im Hintergrund. „Er unterstützt überall, wo etwas anfällt“, erklärt sein Kollege Siegfried. Zudem seien seine technischen Fähigkeiten bei der Veranstaltungsvorbereitung gefragt. Der ehemalige Soldat auf Zeit bringt 15 Jahre Militärerfahrung mit. Damit ist er beim „Schildkröten-Trio“ quasi der Exot.
Nach seiner militärischen Laufbahn blieb Michael der Bundeswehr als Angestellter erhalten. Wie seine Kollegin und sein Kollege gehört er seit 2013 zum FBZFamilienbetreuungszentrum Wiesbaden.
Von der Wehrbereichsverwaltung ins Familienbetreuungszentrum
Das zivile Trio hat eine gemeinsame Vorgeschichte: Sie arbeiteten alle in der Wehrbereichsverwaltung West in Wiesbaden. Ihr Weg führte die drei aus unterschiedlichen Gründen in die Familienbetreuung. Siegfried unterstützte bereits seit 2005 ehrenamtlich das damalige FBZFamilienbetreuungszentrum in Mainz, das 2011 nach Wiesbaden zog. Seit 2013 ist er hauptberuflich dabei. Manu arbeitete als Büroangestellte und wurde von einem Kollegen auf die freie Stelle im FBZFamilienbetreuungszentrum Wiesbaden aufmerksam gemacht. Ein Glücksfall für die zertifizierte Kinder-, Jugend- und Familienberaterin. Sie befand: „Das ist genau mein Ding“ und bewarb sich kurzerhand. Michael wiederum wurde von Siegfried vorgeschlagen und bekam direkt den Zuschlag für den dritten zivilen Dienstposten.
Mit Gesprächen Konflikte lösen
„Es sind oft die kleinen Gespräche, die eine große Wirkung haben“, erzählt Manu. Bei den monatlichen Informations- und Betreuungsveranstaltungen vertrauen sich ihr insbesondere Frauen mit ihren Sorgen und Nöten an. Die Kinder-, Jugend- und Familienberaterin ist dafür die perfekte Ansprechpartnerin. Häufig geht es um die Kinder, die ganz unterschiedlich mit dem Auslandseinsatz ihres Elternteils umgehen. „Je jünger das Kind, desto größer der Trennungsschmerz“, so die passionierte Mutter und Großmutter. Für diese Fälle empfiehlt Manu zum Beispiel spezielle Vorlesebücher oder das Einsprechen von Gute-Nacht-Geschichten auf eine Tonie-Box, einem beliebten Audiosystem für Kinder.
Siegfried und Michael werden bei den Veranstaltungen eher mit praktischen Fragen zum Einsatz konfrontiert. „Wie sieht es in einem Feldlager aus?“ „Wie ist der Alltag im Camp?“ oder „Wie verhält es sich mit der Post?“ sind dabei die am häufigsten gestellten.
Familienbetreuung selber leben, damit sie gut ist
Und was ist das Schönste an der Arbeit im FBZFamilienbetreuungszentrum? „Ich freue mich, wenn Leute, die das erste Mal zu uns kommen, sich am Ende entscheiden, bei der nächsten Veranstaltung wieder mit dabei zu sein“, antwortet Siegfried prompt. Manuela beeindrucken vor allem die langfristigen Beziehungen zu den Familien: „Das Schönste ist, wenn ich Kinder nach ein paar Jahren wiedersehe und deren Entwicklung beobachten kann.“ Und last but not least sei natürlich immer auch der Leiter entscheidend. Glücklicherweise harmonieren Uniform und Zivil im FBZFamilienbetreuungszentrum Wiesbaden hervorragend.