Verteidigungsinitiative

Deutschland ist neue Gastgebernation der multinationalen Verteidigungsinitiative ETC

Deutschland ist neue Gastgebernation der multinationalen Verteidigungsinitiative ETC

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Deutschland hat von Großbritannien die Gastgeberfunktion für eine zentrale Verteidigungsinitiative übernommen. Major General Graham erklärt im Interview, welche Ziele diese 2018 gegründete Initiative verfolgt, welche Erfolge erzielt wurden und wie der Krieg in der Ukraine auch die Entwicklung der territorialen Reserve in anderen europäischen Nationen beeinflusst. 

Ein Major und ein Generalmajor geben sich die Hand

Major General Simon Graham und Generalmajor Andreas Henne besiegeln die Übergabe der Gastgeberrolle

Bundeswehr/Ismael Akbar

Am 18. Januar übernahm das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr die Funktion des Gastgebers der European Territorial Defence Regional Cooperation Initiative (ETC). Über die Ziele der ETC spricht Major General Simon.  

Warum ist die ETC bezüglich des Ukraine-Krieges so wichtig?

Ich denke, die Ereignisse in der Ukraine haben uns die Bedeutung von Konfrontationen, Bündnissen und Partnerschaften vor Augen geführt, insbesondere in Westeuropa, aber auch darüber hinaus. Im Fall der Ukraine ist es sehr wichtig, gegenüber den Russen eine "Single-Player-Lösung" beizubehalten. Solidarität ist hierbei das Schlüsselwort. Aber nicht nur im Hinblick auf reguläre Kräfte, sondern auch bezogen auf Reservisten. Eine der Realitäten des Krieges, und dies werden wir eines Tages in den Geschichtsbüchern über die Ukraine nachlesen können, ist die Bedeutung der Reservisten, die sich zur Verteidigung der Heimat, in diesem Fall der Ukraine, erheben und gemeinsam mit den regulären Elementen der Streitkräfte kämpfen.

Es ist wichtig, dass alle gleichgesinnten verbündeten Staaten, wann immer möglich, ihre Probleme teilen, ihre Lösungen teilen und zusammenarbeiten, um unsere Vorgehensweise zu verbessern und weitere Bedrohungen, die sich gegen uns alle richten, abzuschrecken. Die Voraussetzungen für die Anwendung von Artikel 5 der NATONorth Atlantic Treaty Organization (den sog. Bündnisfall, Anm. d. Red.) sind klar definiert, und vor diesem Hintergrund denke ich, dass es die Pflicht von uns allen ist, auf jeder Ebene zusammenzuarbeiten. Bei der European Territorial Defence Regional Cooperation Initiative geht es um Reservekräfte und Hoheitsgebiete. Ich denke, dieses Forum ist unsere einzige multilaterale Konferenz, bei der sich alle auf Augenhöhe begegnen. Daher ist es wichtig, dass wir die Chancen voll ausnutzen und maximale Präsenz zeigen.

Die ETC begann ihre Arbeit 2018. Konnten Sie bereits Ergebnisse erzielen?

Ja, ich glaube, das konnten wir, abgesehen von der Covid-Pandemie, die uns aus verschiedenen Gründen große Probleme bereitet hat. Auf der Konferenz konnten engere Arbeitsbeziehungen zwischen der höheren und der Arbeitsebene etabliert werden, die es vorher nicht gab, und diese multilaterale Konferenz bietet die Möglichkeit zum Aufbau bilateraler Beziehungen. Im vergangenen Jahr konnte das Vereinigte Königreich beispielsweise das ETC-Forum nutzen, um eine engere Beziehung zu den polnischen Truppen der Territorialverteidigung aufzubauen.

Wir wurden von den kroatischen Landstreitkräften gebeten, ihnen beim Wiederaufbau ihrer Reservetruppen zu helfen. Auch hier können wir zusammenarbeiten, um die Herausforderungen anzugehen, mit denen wir konfrontiert sind, zum Beispiel die Rekrutierung und Bindung von Reservisten sowie die Sensibilisierung von Arbeitgebern, damit diese Reservisten freistellen, wenn sie gebraucht werden. Ich denke, dass in den wenigen Jahren, in denen wir uns getroffen haben, eine Menge Themen auf die Tagesordnung gekommen sind, die sich als gemeinsame Herausforderung erwiesen haben.

Und was wollen Sie mit Blick in die Zukunft in diesem Jahr erreichen?

Ich denke, wir müssen das Verständnis für die Rolle der Reservisten in der Gesellschaft vertiefen und hierfür ein größeres Bewusstsein bei Politikern und der breiten Öffentlichkeit schaffen. Reservisten sind von großer Bedeutung. Sie sind nicht nur in Kriegszeiten wichtig, sondern auch in Friedenszeiten, zum Beispiel zur Verbesserung der Resilienz und der Verfügbarkeit von Hilfskräften bei Naturkatastrophen sowie zur Unterstützung ziviler Behörden. Es geht auch darum, ein größeres Bewusstsein in unserer Bevölkerung hierfür zu schaffen, damit sie versteht, dass wir uns nicht einfach allein darauf verlassen können, dass die Strukturen auf Führungsebene unsere Sicherheit schon gewährleisten werden.

Wir müssen in der Tat selbst aktiv werden. Wir brauchen Menschen, die sich engagieren, sich freiwillig melden und als Reservisten dienen wollen. Wir brauchen eine Gesellschaft, die diese Menschen unterstützt, ein Funktionieren ermöglicht und versteht, warum dies wichtig ist. Die Ereignisse in der Ukraine im vergangenen Jahr unterstreichen die Bedeutung der ETC-Konferenz und werden den Rahmen für das Jahr 2023 definieren. Deutschland wird den Vorsitz des Forums übernehmen, und es wird das Bewusstsein der Menschen schärfen und ihnen ermöglichen, sich wirklich klar zu fokussieren.

Was erwarten Sie von Deutschland als Gastgeber?

Wie immer, erwarten wir von Deutschland, dass es der Konferenz die Energie und die Aufmerksamkeit zuteilwerden lässt, die sie erfordert, genau wie es frühere Gastgeberstaaten getan haben. Ich denke, dass Deutschlands zentrale geographische Rolle in Europa ein wichtiges Element in diesem Jahr sein wird, und ich denke, dass Deutschland in der Lage sein wird, den Fokus auf seine besondere Stellung in Europa zu lenken. Wir freuen uns auf eine erfolgreiche Konferenz, und angesichts der früheren Diskussionen, bin ich zuversichtlich, dass sie ein Erfolg werden wird.

von Marita Wendrock  E-Mail schreiben

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