Deutschland ist neue Gastgebernation der multinationalen Verteidigungsinitiative ETC
Deutschland ist neue Gastgebernation der multinationalen Verteidigungsinitiative ETC
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Deutschland hat von Großbritannien die Gastgeberfunktion für eine zentrale Verteidigungsinitiative übernommen. Major General Graham erklärt im Interview, welche Ziele diese 2018 gegründete Initiative verfolgt, welche Erfolge erzielt wurden und wie der Krieg in der Ukraine auch die Entwicklung der territorialen Reserve in anderen europäischen Nationen beeinflusst.
Am 18. Januar übernahm das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr die Funktion des Gastgebers der European Territorial Defence Regional Cooperation Initiative (ETC). Über die Ziele der ETC spricht Major General Simon.
Warum ist die ETC bezüglich des Ukraine-Krieges so wichtig?
Ich denke, die Ereignisse in der Ukraine haben uns die Bedeutung von Konfrontationen, Bündnissen und Partnerschaften vor Augen geführt, insbesondere in Westeuropa, aber auch darüber hinaus. Im Fall der Ukraine ist es sehr wichtig, gegenüber den Russen eine "Single-Player-Lösung" beizubehalten. Solidarität ist hierbei das Schlüsselwort. Aber nicht nur im Hinblick auf reguläre Kräfte, sondern auch bezogen auf Reservisten. Eine der Realitäten des Krieges, und dies werden wir eines Tages in den Geschichtsbüchern über die Ukraine nachlesen können, ist die Bedeutung der Reservisten, die sich zur Verteidigung der Heimat, in diesem Fall der Ukraine, erheben und gemeinsam mit den regulären Elementen der Streitkräfte kämpfen.
Es ist wichtig, dass alle gleichgesinnten verbündeten Staaten, wann immer möglich, ihre Probleme teilen, ihre Lösungen teilen und zusammenarbeiten, um unsere Vorgehensweise zu verbessern und weitere Bedrohungen, die sich gegen uns alle richten, abzuschrecken. Die Voraussetzungen für die Anwendung von Artikel 5 der NATONorth Atlantic Treaty Organization (den sog. Bündnisfall, Anm. d. Red.) sind klar definiert, und vor diesem Hintergrund denke ich, dass es die Pflicht von uns allen ist, auf jeder Ebene zusammenzuarbeiten. Bei der European Territorial Defence Regional Cooperation Initiative geht es um Reservekräfte und Hoheitsgebiete. Ich denke, dieses Forum ist unsere einzige multilaterale Konferenz, bei der sich alle auf Augenhöhe begegnen. Daher ist es wichtig, dass wir die Chancen voll ausnutzen und maximale Präsenz zeigen.
Die ETC begann ihre Arbeit 2018. Konnten Sie bereits Ergebnisse erzielen?
Ja, ich glaube, das konnten wir, abgesehen von der Covid-Pandemie, die uns aus verschiedenen Gründen große Probleme bereitet hat. Auf der Konferenz konnten engere Arbeitsbeziehungen zwischen der höheren und der Arbeitsebene etabliert werden, die es vorher nicht gab, und diese multilaterale Konferenz bietet die Möglichkeit zum Aufbau bilateraler Beziehungen. Im vergangenen Jahr konnte das Vereinigte Königreich beispielsweise das ETC-Forum nutzen, um eine engere Beziehung zu den polnischen Truppen der Territorialverteidigung aufzubauen.
Wir wurden von den kroatischen Landstreitkräften gebeten, ihnen beim Wiederaufbau ihrer Reservetruppen zu helfen. Auch hier können wir zusammenarbeiten, um die Herausforderungen anzugehen, mit denen wir konfrontiert sind, zum Beispiel die Rekrutierung und Bindung von Reservisten sowie die Sensibilisierung von Arbeitgebern, damit diese Reservisten freistellen, wenn sie gebraucht werden. Ich denke, dass in den wenigen Jahren, in denen wir uns getroffen haben, eine Menge Themen auf die Tagesordnung gekommen sind, die sich als gemeinsame Herausforderung erwiesen haben.