Unterstützung der Ukraine

Infanterieausbildung ukrainischer Soldaten

Infanterieausbildung ukrainischer Soldaten

Datum:
Ort:
Strausberg
Lesedauer:
3 MIN

Was ein Mensch innerhalb von nur sechs Wochen lernen kann, zeigt sich bei der Ausbildung ukrainischer Soldaten innerhalb der EUEuropäische Union-Unterstützungsmission EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine. Viele von ihnen verfügten bis zum Trainingsbeginn in Deutschland über keinerlei militärische Erfahrungen. In kürzester Zeit werden sie für den Kampfeinsatz in ihrer Heimat vorbereitet.

Infanterieausbildung für die Ukraine

Um die eigenen Bewegungen vor dem Feind zu verdecken, nutzen die ukrainischen Soldaten Nebelwände. So können sie sich schnell zur nächsten Deckung bewegen.

Bundeswehr/Jochen H.

Kleine Staubwolken wirbeln auf, als die Kampfstiefel der ukrainischen Soldaten auf den Brandenburger Sandboden treffen. Vereinzelte Sonnenstrahlen stehlen sich durch die Nadelbäume und treffen auf entschlossen blickende Gesichter. In gebückter Haltung nähern sich die Soldaten ihrem Ziel: einer Waldkante. Von dort sollen sie das nahegelegene Dorf überblicken und feindliche Kräfte aufklären. Leise sprechen die Soldaten erst untereinander und dann mit ihrem Gruppenführer. Der fasst einen Entschluss und gibt seinen Leuten einen Befehl.

Plötzlich geht alles ganz schnell: Ein kleiner Metallkörper wird geworfen, eine dichte Nebelwand entfaltet sich und hüllt die Männer ein. Zusätzlich peitschen Gewehrschüsse durch die Luft – ein weiterer Trupp gibt ihnen Feuerschutz. Die Soldaten rennen los. Ihr nächstes Ziel ist ein etwa 100 Meter entferntes Haus, das rettende Deckung bietet. Die Luft riecht nach Schießpulver und Schweiß. Alle Ukrainer haben das Haus erreicht. Die Brustkörbe der Soldaten heben und senken sich schnell, ihr Atem geht kurz. Sie wissen: Nach einer kurzen Verschnaufpause werden sie sich auf gleiche Art weiter in das Übungsdorf vorarbeiten und dort dem Feind entgegentreten.

Breites Ausbildungsspektrum

Die Szene stammt von einem Übungsplatz in Deutschland. Ukrainische Soldatinnen und Soldaten werden hier innerhalb der Europäischen Trainingsmission EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine (European Union Military Assistance Mission Ukraine) ausgebildet. Deutschland stellt mit dem Special Training Command in Strausberg eines der beiden Ausbildungskommandos der Mission und leistet in verschiedenen Trainingszentren einen wesentlichen Beitrag zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte.

Seit Beginn der Ausbildungsmission im Winter 2022 wurden bereits 5.000 ukrainische Soldatinnen und Soldaten unter deutscher Führung ausgebildet. Die Bandbreite reicht vom Training von Leopard-Besatzungen über die Ausbildung an Flugabwehrsystemen bis zur Weiterbildung von Führungspersonal. Den Schwerpunkt bildet der infanteristische Kampf. Das Besondere an allen Trainings ist die verstärkte Integration vieler multinationaler Ausbilderinnen und Ausbilder. Insgesamt 24 der 27 EUEuropäische Union-Staaten sind aktuell in der EUEuropäische Union-Mission aktiv, elf von ihnen bilden gemeinsam mit der Bundeswehr ukrainische Soldatinnen und Soldaten in Deutschland aus.

Multinational zum Erfolg

Infanterieausbildung für die Ukraine

Besuch vom Schwesterkommando: Generalmajor Piotr Trytek (2.v.r.), Kommandeur des Combined Arms Training Command im polnischen Zagan, besuchte mit Generalleutnant Andreas Marlow, dem Leiter des Special Training Commands, die Ausbildung

Bundeswehr/Robert J.

Litauen ist eine der Partnernationen, die in die Ausbildung in Deutschland eingebunden sind. So wird eine der ukrainischen Kompanien von Kapitonas (Hauptmann) Thomas K. und seinen Soldaten aus dem Baltikum trainiert. Seit vier Wochen begleiten sie die ukrainischen Soldaten und bringen ihnen infanteristische Grundsätze bei. Sie sollen beispielsweise lernen, welche taktischen Grundsätze beim Kampf in Ortschaften anzuwenden sind, wie ein Haus erstürmt wird und dass eigene Bewegungen nur unter Feuerschutz geschehen sollen. „Sie sind wie ein leeres Glas, das wir mit Wissen füllen“, sagt der Offizier.

Viele der Auszubildenden haben keine militärischen Erfahrungen bis zum Ausbildungsstart in Deutschland sammeln können. Thomas erzählt weiter, dass die Ausbildung sehr fordernd sei, auch für ihn und seine litauischen Kameraden. Aber es sei auch für die Ausbilder befriedigend, denn nach nur wenigen Wochen sei bereits eine große Entwicklung bei den Trainingsteilnehmern festzustellen. „Sie sind sehr eifrig und saugen jede Information auf, die wir ihnen geben“, freut sich der Ausbilder. Er ist sich sicher, dass auch seine Leute von den Trainings profitieren. Die gesammelten wertvollen Erfahrungen könnten auch in seiner Heimat in die Ausgestaltung der Ausbildung einfließen.

Gemeinsam zum Ziel

Umgesetzt wird die Ausbildung der ukrainischen Soldatinnen und Soldaten in Deutschland in verschiedenen Trainingszentren. Eines davon wird von Oberst Markus V. aus der Panzerbrigade 12 in der Oberpfalz geführt. Er ist vom Verlauf der Ausbildung in den vergangenen Monaten begeistert. Alle Soldatinnen und Soldaten, egal ob Ausbilder oder Auszubildende, zeigten sehr viel Engagement und vollen Einsatz. „Alle haben begriffen, worum es geht“, berichtet V. stolz. Besonders sei für ihn auch, wie nahtlos alle Bereiche ineinandergriffen, um so die bestmögliche Ausbildung gewährleisten zu können.

Dabei sei auch zu beachten, dass von Beginn an und innerhalb kürzester Zeit mehrere Trainingsteams unserer verbündeten Partner in den verschiedenen Ausbildungsklassen integriert worden sind. „Es ist beeindruckend, was wir alles schaffen können, wenn wir zielorientiert arbeiten“, sagt V. weiter. Nicht nur für den Oberst ist die erfolgreiche Ausbildung der ukrainischen Soldaten ein absoluter Schwerpunkt: „In der Ukraine geht es auch darum, unsere Werte zu verteidigen.“

von Sophia  Schulze-Zumloh

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