Nachgefragt

„Bachmut ist ein Symbol für den russischen brutalen Angriffskrieg in der Ukraine“

„Bachmut ist ein Symbol für den russischen brutalen Angriffskrieg in der Ukraine“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

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Die russische Flagge weht über Häusern von Bachmut. Die russische Söldnergruppe Wagner behauptet deshalb, die hart umkämpfte ukrainische Stadt sei eingenommen – die Ukraine dementiert. Präsident Wolodymyr Selenskyj will die Stadt nicht aufgeben, räumt aber eine besonders schwierige militärische Lage ein. Ist die Schlacht um Bachmut damit entschieden?

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Oberst Feldotto analysiert im Verteidigungsministerium Bedrohungen. In dieser Woche schildert er gemeinsam mit ,,Nachgefragt''-Moderator, Hauptmann Michael Vossfeldt, seine Sicht auf den Kriegsverlauf in der Ukraine.

Die Stadt Bachmut sei ein Symbol für den russischen brutalen Angriffskrieg in der Ukraine, stellt Oberst i. G. Ralf Feldotto direkt zu Beginn dieser ,,Nachgefragt''-Folge fest. Im Verteidigungsministerium ist er Referatsleiter für Krisenfrüherkennung und die globale Bewertung von Sicherheits- und Bedrohungslagen. „Bachmut ist aber auf der ukrainischen Seite auch ein Symbol für die Resilienzentwicklung zu einer wehrhaften Gesamtgesellschaft.“

Seit August letzten Jahres tobt der Kampf um die symbolträchtige Stadt entlang einer Frontlinie von ungefähr 40 Kilometern. „Dort haben die russischen Streitkräfte auch ein Zehntel ihrer Gesamtverluste zu verzeichnen“, so Feldotto. 

Mehr als ein Symbol

Bachmut sei vor allem aber aufgrund geopolitischer Faktoren ein umkämpftes Gebiet. Seit über 100 Jahren diene die Gegend um Soledar und Bachmut der Salzgewinnung. Das bedeute, dass sich unter der Stadt Bachmut ein Stollensystem von über 200 Kilometer Länge befinde, das sie unter anderem mit Städten wie Soledar verbinde. Daraus ergebe sich eine ideale Verteidigungslinie. Und die verlange dem russischen Gegner vor allem ein sehr viel höheres Kräfteverhältnis im Angriff ab, als üblich. 

Vermutlich sei auch deshalb zu beobachten, dass Russland den Ansatz seiner Kräfte von Material auf Personal verlegt habe. „Im vierten Quartal haben die russischen Streitkräfte gerade in diesem Frontabschnitt bis zu 100 Soldaten verloren“, ergänzt der Oberst – und meint damit: täglich. Die Zahl sei mittlerweile im ersten Quartal dieses Jahres auf bis zu 500 Soldaten pro Tag gestiegen. 

Dennoch seien die russischen Streitkräfte auch im Jahr 2023 durchhaltefähig. „Die russischen Streitkräfte wurden mobilisiert, die Rüstungsindustrie wurde teilweise auf Kriegswirtschaft umgestellt“, sagt Feldotto und nennt damit zwei Gründe dafür, dass die russische Armee diesen Angriff weiter fortführen könne. 

Wagner-Gruppe braucht Erfolge

Dazu trage auch die sogenannte Wagner-Gruppe, eine Söldnertruppe, bei. „Prigoschin, Chef der Wagner-Gruppe, ist ein Teil des Systems Putin und dort ist er ein Teil der Exekutive und versucht die sicherheitspolitischen Ziele nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Afrika zu erfüllen. Er braucht Erfolge, deshalb will er einen Sieg im Bereich Bachmut erzielen“, so Feldotto. Dies sei wichtig für die Wagner-Gruppe, um weitere Unterstützung aus Moskau zu bekommen. Ohne die Billigung der russischen Regierung liefe im Bereich Wagner-Gruppe nichts. 

2023 wird entscheidend

Eine Prognose, wie sich der Krieg weiterentwickeln wird, will Feldotto nicht wagen. Aber: „2023 wird sowohl für die Ukraine, aber auch für Russland entscheidend“, ist sich der Oberst sicher.  An den Gefechtsverläufen könne man sehen, dass beide Kriegsparteien versuchen würden, die Initiative zu gewinnen. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass der russische Angriffskrieg im Jahr 2023 ein Ende finden werde. Der Kriegsverlauf sei nach wie vor offen, betont Feldotto. 

von Janet Watson

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