Saber Strike 2024

Härtetest bestanden: So schlugen sich die mittleren Kräfte der Bundeswehr

Härtetest bestanden: So schlugen sich die mittleren Kräfte der Bundeswehr

Datum:
Ort:
Polen
Lesedauer:
3 MIN

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NATONorth Atlantic Treaty Organization-Truppen übten bei der Übung Saber Strike eine Woche die gemeinsame Abwehr eines Angriffs auf das Bündnisgebiet in Osteuropa. Das Jägerbataillon 1 der Bundeswehr nutzte die Gelegenheit, um das Konzept der Mittleren Kräfte des Heeres einer Bewährungsprobe zu unterziehen. Welche Lektionen nehmen die Verantwortlichen mit zurück nach Deutschland?

Ein Soldat steht in einer Portraitaufnahme vor einem GTK-Boxer

Auftrag erfüllt: Ein Soldat des deutschen Gefechtsverbands bei Saber Strike 2024 hält Wache vor seinem Radpanzer

Bundeswehr/Jana Neumann

Der nahezu ununterbrochene Übungsbetrieb bei wechselhaftem Aprilwetter hat Spuren hinterlassen. Nicht nur auf dem Truppenübungsplatz Bemowo Piskie in Masuren, dessen Wiesen sich in eine mit Pfützen übersäte Schlammlandschaft verwandelt haben – sondern auch bei den rund 5.500 Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland, den USA, Italien und Spanien, die bei Saber Strike gemeinsam trainierten.  

Die Übungstage waren lang und die Nächte in den Truppenunterkünften kurz. Je 200 bis 300 Soldatinnen und Soldaten teilten sich ein Großzelt. Heißluftgebläse sorgten zwar für Wärme – auf Privatsphäre mussten die Uniformierten aber verzichten. Eine Ausnahme bildeten die spanischen Truppen, die den relativen Komfort der beheizten Großzelte mieden und trotz nächtlicher Temperaturen um den Gefrierpunkt in ihren Einmannzelten übernachteten.

Eine Portraitaufnahme von einem Soldaten, der wegschaut
Oberstleutnant Sebastian Hagen, Kommandeur des Jägerbataillons 1 der Bundeswehr Bundeswehr/Jana Neumann
„Der Gefechtsverband ist in der Lage, sich ohne Schwierigkeiten in ein multinationales Umfeld zu integrieren.“

Mehr als vier oder fünf Stunden Schlaf pro Nacht habe er nicht bekommen, sagt Oberstleutnant Sebastian Hagen. „Wir hatten die Möglichkeit, jeden Tag von 15 bis 24 Uhr zu schießen – und das haben wir voll ausgenutzt.“ Er sei absolut zufrieden mit der Leistung seines Gefechtsverbands, so der Kommandeur des Jägerbataillons 1 der Bundeswehr – sowohl auf der Schießbahn als auch bei der Verlegung nach Polen: „Wir haben unsere Ausbildungsziele erreicht und unseren Auftrag erfüllt.“

Gefecht verbundener Waffen

Oberstleutnant Hagen hatte sein Bataillon zusammen mit den Unterstützungskräften der Panzerbrigade 21 in einem dreitägigen Straßenmarsch nach Masuren geführt. Der Marsch an der Seite des 2. Kavallerieregiments der USUnited States-Streitkräfte und das Manöver mit den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbündeten direkt im Anschluss sollten zeigen, ob die Mittleren Kräfte der Bundeswehr im Verteidigungsfall schnell nach Osteuropa verlegen könnten, um direkt danach an der Seite der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbündeten ins Gefecht zu ziehen.

„Das Besondere an Saber Strike war, dass wir das Gefecht verbundener Waffen multinational geführt haben“, erklärt Hagen. Nicht nur Radpanzer, sondern auch Haubitzen, Kampfhubschrauber und Kampfpanzer nahmen an den Übungen teil. Insbesondere mit den USUnited States-Truppen habe man eine Menge ausprobiert, so Hagen – auch in Bezug auf die technische Interoperabilität. Sein Fazit nach sieben Tagen: „Wir standen nach dem Marsch nach Polen wahnsinnig schnell im Auftrag. Der Gefechtsverband ist in der Lage, sich ohne Schwierigkeiten in ein multinationales Umfeld zu integrieren.“

Eine Portraitaufnahme von Brigadegeneral Eggert
Brigadegeneral Marco Eggert, Kommandeur der Panzerbrigade 21 der Bundeswehr Bundeswehr/Jana Neumann
„Mit diesem Gerät und diesem Ausbildungsstand brauchen wir uns im multinationalen Vergleich in keiner Weise zu verstecken.“

Davon überzeugte sich auch der Kommandeur der Panzerbrigade 21, Brigadegeneral Marco Eggert. Der General tauchte immer dort auf, wo seine Truppen zur Tat schritten: Beim Nachtschießen mit Mörsern, beim Gefechtstraining der Jägerkompanien und natürlich auch beim multinationalen Gefechtsschießen mit den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbündeten.

Eggert zeigte sich hochzufrieden mit den Leistungen seiner Leute: „Wir sind in der Bundeswehr ja immer sehr selbstkritisch. Aber mit diesem Gerät und diesem Ausbildungsstand brauchen wir uns im multinationalen Vergleich in keiner Weise zu verstecken – auch nicht vor den Amerikanern.“

Gerät funktionierte zuverlässig

Von den mehr als 280 Fahrzeugen des deutschen Gefechtsverbands seien nur drei auf dem Marsch liegengeblieben, so Eggert – lediglich einer von 50 Radpanzern GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer hätte es nicht nach Polen geschafft. „Das Gerät, das wir haben, ist verlässlich und einsatzfähig“, so der Brigadegeneral. „Und mit dem Schweren Waffenträger Infanterie erhöht sich unser Einsatzwert noch einmal signifikant.“ Die neuen Radpanzer sind wesentlich stärker bewaffnet als die GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer, die bei Saber Strike eingesetzt wurden – und sollen sie bald als Gefechtsfahrzeuge der Mittleren Kräfte ersetzen.

Für Oberstleutnant Hagen und seinen Gefechtsverband geht es nun über den Suwalki-Korridor weiter nach Litauen. Alle Fahrzeuge werden vor der Rückkehr nach Deutschland gereinigt und zur sogenannten Tierseuchenprophylaxe desinfiziert. Eine Woche dauert das. Danach geht es für die Soldatinnen und Soldaten zurück in die Heimat – entweder per Bahn oder per Fähre. „Ich werde als Kommandeur den litauischen Boden als Letzter verlassen“, kündigt Oberstleutnant Hagen an. Am 4. Mai soll es soweit sein.

von Timo Kather

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