Nachgefragt

Luftwaffen-Inspekteur Gerhartz zum Krieg in der Ukraine: „David gegen Goliath“

Luftwaffen-Inspekteur Gerhartz zum Krieg in der Ukraine: „David gegen Goliath“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

Generalleutnant Ingo Gerhartz ist ranghöchster Soldat der Luftwaffe. In Folge 15 von „Nachgefragt“ spricht er mit Moderatorin Kapitänleutnant Nana Ehlers über den Luftkrieg in der Ukraine, die Unterstützung der ukrainischen Verteidiger und die Anstrengungen der Bundeswehr zum Schutz des deutschen Luftraums.

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Luftwaffen-Inspekteur Ingo Gerhartz spricht mit Moderatorin Nana Ehlers über den Luftkrieg in der Ukraine, die Unterstützung der ukrainischen Verteidiger und die Anstrengungen der Bundeswehr zum Schutz des deutschen Luftraums.

„Wenn wir die Luftstreitkräfte betrachten, ist das wirklich ein Kampf David gegen Goliath“, so Gerhartz im Gespräch mit Moderatorin Ehlers. Er schätze, dass die russischen Luftstreitkräfte denen der Ukraine im Verhältnis von zehn zu eins überlegen seien. Die Möglichkeiten der Verteidiger seien begrenzt. „Umso mehr ist zu bewundern, wie tapfer und engagiert die ukrainischen Luftstreitkräfte vorgehen“, so der Inspekteur der Luftwaffe. Mit Mut und taktisch klugem Vorgehen hätten sie bisher die vollständige Luftüberlegenheit Russlands verhindert.

Die Ukraine hatte wegen der ungleichen Kräfteverhältnisse von der NATO gefordert, im ukrainischen Luftraum eine Flugverbotszone einzurichten. Es sei richtig gewesen, dieser Forderung nicht nachzugeben, so Gerhartz. „Die Wahrscheinlichkeit wäre durchaus gegeben gewesen, dass russische Luftstreitkräfte diese Flugverbotszone verletzt hätten und dann natürlich NATO-Kampfflugzeuge gezwungen gewesen wären, mit Waffengewalt bis hin zum Abschuss eines russischen Luftfahrzeuges dagegen vorzugehen“, so der Generalleutnant. „Das hätte uns sofort zu einem Teil des Konflikts gemacht.“ Die Ukraine mit Flugabwehrwaffen wie dem Stinger-Raketensystem zu unterstützen, sei der bessere Weg. Damit hätten die Verteidiger mehrere russische Flugzeuge und Hubschrauber abgeschossen.

Gemeinsamer Schutz des NATO-Luftraums

Durch den Krieg in Osteuropa stellt sich auch die Frage, wie leistungsfähig die deutsche Luftverteidigung im Fall eines Angriffs ist. Der Schutz des NATO-Luftraums werde von den NATO-Partnerstaaten gemeinsam gewährleistet, stellte Gerhart klar: „Wir verteidigen im Bündnis.“ Die Bundeswehr verfüge mit der PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-System über ein „State-of-the-Art-System“, um Bedrohungen aus mittlerer Distanz auszuschalten. Bei der Abwehr von Kurzstreckenangriffen – etwa durch Drohnen – bestehe aber ebenso Nachholbedarf wie beim Schutz vor Bedrohungen aus Langstreckendistanz.

F35 werden 2027 in Deutschland erwartet

Das Sondervermögen der Bundeswehr bietet die Möglichkeit, diese Lücken zu schließen. Gestärkt wird die deutsche Luftverteidigung auch durch die bereits beschlossene Beschaffung von F35-Kampfjets aus den USA. Noch in diesem Jahr werde ein Kaufvertrag geschlossen, sagte der Inspekteur der Luftwaffe. Mit der F35 habe man sich für „das modernste System derzeit“ entschieden, dass auch von vielen Verbündeten genutzt werde. Ab 2026 sollen deutsche Kampfpiloten in den USA auf der F35 ausgebildet werden, 2027 sollen dann die ersten F35-Kampfjets den Luftraum über Deutschland schützen. „Für die Komplexität eines solchen Vorhabens ist das morgen“, sagte der Inspekteur der Luftwaffe.

Zur Person:
Generalleutnant Ingo Gerhartz kam 1985 zur Bundeswehr. Er diente als Kampfpilot beim Jagdgeschwader 71, kommandierte die Fliegende Gruppe des Jagdgeschwaders 73 „Steinhoff“ und war Kommodore beim Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke“. Den Generalstabslehrgang besuchte er Ende der 1990er Jahre. Gerhartz war Stellvertreter des Sprechers des Verteidigungsministeriums und Büroleiter des früheren Generalinspekteurs Volker Wieker. 2018 wurde er zum Inspekteur der Luftwaffe berufen. Gerhartz nimmt bis heute als Pilot aktiv am Flugdienst der Luftwaffe teil.

von Timo Kather

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