Nachgefragt

Die Drohnen sind gekommen, um zu bleiben“

Die Drohnen sind gekommen, um zu bleiben“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

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Die Erfolge der ukrainischen Streitkräfte gegen Russland sind auch auf den intensiven Einsatz von Drohnen zurückzuführen. Sie dienen zur Aufklärung, können aber auch für den Angriff eingesetzt werden. Oberstleutnant Rüdiger Rauch ist Drohnenabwehrexperte im Verteidigungsministerium. In „Nachgefragt“ erklärt er ihren Einfluss auf die Kriegsführung.

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Oberstleutnant Rüdiger Rauch ist Experte für Drohnenabwehr im Verteidigungsministerium. Im „Nachgefragt“-Gespräch mit Hauptmann Janet Watson erklärt er, wie die ferngesteuerten Fluggeräte im Ukrainekrieg eingesetzt werden.

Drohnen spielen im Ukrainekrieg „eine nicht zu unterschätzende, große Rolle“, sagt Rauch zu „Nachgefragt“-Moderatorin Hauptmann Janet Watson: Sowohl für die Aufklärung als auch zum Angriff. Bisher sei davon ausgegangen worden, dass Drohnen ihre Wirkung hauptsächlich in „kleinen, asymmetrischen Konflikten“ entfalten könnten, so der Drohnenexperte im Verteidigungsministerium. Nun hätten die Ukrainer gezeigt, dass Drohnen auch in regulären Kriegen ein Faktor sein könnten.

Der Einsatz von Drohnen habe den Kriegsverlauf in der Ukraine „mit Sicherheit“ verändert, so der Oberstleutnant. „Am Anfang des Ukrainekrieges haben die Ukrainer sehr erfolgreich auch richtige Kampfdrohnen, militärische Drohnen eingesetzt. Gerade auch in Lufträumen, wo die russischen Streitkräfte eigentlich die Luftherrschaft hatten.„  Die Ukraine hätte so „sehr große Erfolge“ erzielt. 

Spielzeuge werden zu tödlichen Waffen

Die Luftverteidigung der russischen Streitkräfte hätte sich im weiteren Kriegsverlauf der Gefahr durch die ukrainischen Kampfdrohnen angepasst, so Rauch. Die Kampfdrohnen – die Ukraine hatte sie in der Türkei gekauft – könnten aufgrund ihrer Größe auch durch herkömmliche Luftverteidigungssysteme bekämpft werden. Die ukrainischen Streitkräfte seien daher dazu übergegangen, günstige zivile Kleindrohnen für militärische Zwecke umzurüsten.

Das Verfahren sei erstaunlich simpel, so Rauch. „Sie nehmen ein paar einfache technische Veränderungen vor an so einer zivilen Drohne. Indem man ein Trägerrohr montiert, beispielsweise mit Klebeband. Einen kleinen Servomotor mit einem Haken daranmacht, und daran hängt man dann eine 40-Millimeter-Granate mit einem kleinen Leitwerk versehen: Dann hat man einen sehr präzisen Waffenträger.“ Wenn eine derartige Granate auf ein Feldlager, einen Truppenunterstand oder in die offene Kommandantenluke eines Panzers falle, könnten verheerende Schäden angerichtet werden. 

Die Abwehr von Drohnenangriffen – insbesondere von Kleindrohnen – sei kompliziert und vor allem teuer, so Rauch. „Es ist schwierig, und es ist vor allem nicht preisgünstig. Das ist also nichts, was man mit kleinem Geld machen kann – da muss man wirklich hochtechnisierte Systeme einsetzen.“ Zunächst müsse eine Drohne überhaupt bemerkt werden. Dann müsse bewertet werden, ob sie eine Gefahr darstelle. Und schließlich müsse sie auch noch erfolgreich bekämpft werden.

Drohnen werden für Kriegsführung wichtiger 

Auch deshalb sei davon auszugehen, dass in zukünftigen Konflikten stärker auf Drohnen gesetzt werde, so Oberstleutnant Rauch. „Für zukünftige Kriege ergibt sich nicht nur die Herausforderung durch die Drohnen in der Luft, sondern in allen Dimensionen. Wir haben Drohnen in der Luft, die zukünftig möglicherweise auch in Schwärmen auftreten werden: Ich lasse ganz, ganz viele Drohnen los und nach dem Start agiert dieser Schwarm sich selbst organisierend und füllt seine Aufträge aus. Das Ganze gibt es aber auch auf dem Land: Mit Rädern, mit Ketten. Es gibt Systeme raupenartig, die sich durch den Boden fortbewegen können. Aber auch schwimmende Systeme, auch tauchende Systeme.“ Drohnen würden zu einem festen Faktor auf den Schlachtfeldern der Zukunft werden, sagt Oberstleutnant Rauch: „Die Drohnen sind gekommen, um zu bleiben.“

von Timo Kather

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