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Deutsche und niederländische Sanitätskräfte üben Versorgung vieler Verletzter

Deutsche und niederländische Sanitätskräfte üben Versorgung vieler Verletzter

Datum:
Ort:
Slowakei
Lesedauer:
2 MIN

Sie stöhnen, sie schreien, sie winden sich: Soldaten mit geschminkten Verletzungen geben alles, um den Sanitäterinnen und Sanitätern eine realitätsnahe Übung zu ermöglichen. Hand in Hand arbeiten Deutsche und Niederländer bei der MasCal-Übung zusammen.

Podcast-Logo ,,Funkkreis" und Text ,,Schnelle Hilfe für Verletzte", dahinter zwei Soldaten die einen Verletzten versorgen
Sie stöhnen, sie schreien, sie winden sich: Soldaten mit geschminkten Verletzungen geben alles, um medizinischem Personal eine realitätsnahe Übung zu ermöglichen. Hand in Hand arbeiten Deutsche und Niederländer bei der Rettungsübung zusammen.
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MasCal ist die Abkürzung für Mass Casualty, den Massenanfall von Verletzten. Dabei gibt es mehr Verletzte als Helfende. Folglich müssen die Helfenden blitzschnell entscheiden, in welcher Reihenfolge die Verletzten behandelt werden können. Dafür zuständig ist jeweils die leitende Ärztin oder der leitende Arzt vor Ort. Die Priorisierung der Patienten, also der Vorrang je nach Schwere ihrer Verletzung, heißt Triage. Ein Notfallsanitäter hat die gesamte Übung vorbereitet. Die Helfenden ahnen nicht, womit sie es zu tun bekommen. „Das wird eine wilde Überraschung für die“, erklärt Oberfeldarzt Melanie. Sie leitet die Übung.

Auf Anhieb ein Team

Bei der Übung auf der Airbase Sliac in der Slowakei arbeiten die deutschen und niederländischen Kräfte von Anfang an reibungslos zusammen. Verständigungsprobleme gibt es nicht, alle sprechen Englisch, einige Niederländer auch Deutsch. Medizinisch sind sie ohnehin hoch professionell und ergänzen sich ausgezeichnet.
Innerhalb kürzester Zeit haben sie die Patienten in drei Kategorien eingeteilt. Kaum verletzte Personen sind „Grün“, ihre Behandlung hat Zeit. Leicht Verletzte, zum Beispiel mit einem Armbruch oder einer Kopfplatzwunde, bekommen die Farbe „Gelb“, Schwerverletzte „Rot“. Die „Roten“ haben absoluten Vorrang. 

„Natürlich macht das mehr Stress, der Adrenalinspiegel steigt automatisch, wenn da wirklich ein Patient, ein simulierter Patient, vor mir liegt, mich anschreit, und von mir Hilfe verlangt“, sagt Notfallsanitäter Marvin.
Bei der Übung in Sliac müssen drei Schwerverletzte, „Rote“, versorgt werden. Sie wurden so geschminkt, als hätten sie entweder eine schwere Brandverletzung, eine Schrapnellwunde oder eine offene Wunde am Brustkorb. Die Sanitäter und Sanitäterinnen haben den drei Männern erklärt, welches Verhalten zu ihren Verletzungen gehört. Mit vollem schauspielerischen Einsatz schreien, stöhnen und jammern die Betreffenden, während die Helfenden ihre Wunden versorgen.

Es fließt auch echtes Blut

Die Verletzten-Darsteller haben eingewilligt, sich vom übenden Personal echte Zugänge legen zu lassen. „Ich bin noch nie so sanft gestochen worden“, sagt ein „Roter“ nach der Übung. Im Ernstfall hätte er durch den Zugang Schmerzmittel oder andere Medikamente erhalten, zum Beispiel, um den Flüssigkeitshaushalt zu stabilisieren. In der Übung wird der Zugang unter Feldbedingungen gelegt, auch das muss geübt werden. 

Das Training kommt bei allen gut an. „Das war fachlich richtig, richtig gut“, lobt Oberfeldarzt Melanie zum Schluss. Aus den kleinen Fehlern könne man gut lernen. Das Wichtige, Abläufe und Kommunikation, hätte perfekt geklappt. Und die Soldaten mit den Zugängen bluten kaum, als die Nadeln wieder gezogen werden. Sie würden jederzeit wieder als Verletzte mitmachen, erklären sie einmütig.

Doch was machen deutsche und niederländische Soldaten und Soldatinnen eigentlich in der Slowakei? Das Land ist NATO-Mitglied. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat die Allianz Truppen in die Slowakei verlegt, um Verteidigungsbereitschaft zu demonstrieren – darunter eben die Sanitäter und Sanitäterinnen, die in Slicac geübt haben.

von Barbara Gantenbein

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