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Schützenpanzer Puma im Angriff

Schützenpanzer Puma im Angriff

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

Im Gefechtsübungszentrum bebt die Heide, wenn Schützenpanzer und Kampfpanzer gemeinsam vorrücken. Für diesen Podcast hat Redakteurin Barbara Gantenbein mit vier Besatzungsmitgliedern des Schützenpanzers Puma über ihre Aufgaben gesprochen.

Schützenpanzer Puma fahren durch ein schlammiges Gelände
In diesem Podcast kommen neben dem Kommandanten die Richtschützin, der Fahrer und der Truppführer zu Wort. Im Gefechtsübungszentrum in der Altmark in Sachsen-Anhalt trainierten mehrere Pumas und Leoparden den gemeinsamen Angriff.
Audio-Transkription

Die komplette Puma-Besatzung besteht aus neun Personen: Kommandantin oder Kommandant, Fahrerin oder Fahrer und Richtschützin oder -schütze im vorderen Kampfraum sowie Truppführerin oder -führer und fünf Panzergrenadieren im hinteren Kampfraum. In diesem Podcast kommen neben dem Kommandanten die Richtschützin, der Fahrer und der Truppführer zu Wort.

Aufgezeichnet haben wir am Rande einer groß angelegten Übung: Im Gefechtsübungszentrum in der Altmark in Sachsen-Anhalt trainieren mehrere Pumas und Leoparden den gemeinsamen Angriff. Unterstützt werden sie dabei von der Logistik-Truppe, Sanität, Pionieren sowie Instandsetzern.

„Ein sehr gutes Gefühl auf dem Schützenpanzer Puma“ 

Das hat der Kommandant, Hauptfeldwebel Yamma A.*, und erklärt auch sofort, wieso er so begeistert ist von seinem Waffensystem: „Der Schützenpanzer Puma ist einer der modernsten Schützenpanzer der Welt.“  Durch die stabilisierte Waffenanlage könne der Puma während der Fahrt auch bei hohen Geschwindigkeiten mit Treffern bis zu 2.000 Metern sein Ziel vernichten: „Da ist er am wirksamsten“, sagt der Hauptfeldwebel.

Zwei voneinander unabhängige Optiken, ein Wärmebildgerät und die Informationssysteme Fish und Gladius erlauben Hauptfeldwebel A., sich zu jederzeit im Gelände zu orientieren. Ein weiterer Vorteil sei, dass das System Infanterist der Zukunft fest mit dem Schützenpanzer Puma verbunden sei. Auf seinem Bildschirm kann der Kommandant damit genau sehen, wo seine abgesessenen Soldaten sind. „Die können mir Stellungen schicken und mir aufzeigen, wo der Feind sich gerade befindet. Genauso kann ich das natürlich mit denen machen.“

„Dieses Jahr sind wir 218 Tage auf Übung“

Für die Richtschützin, Frau Stabsgefreiter Nesrin Z.*, ist das Leben auf dem Truppenübungsplatz Routine. Das Waffensystem beherrscht sie mit schlafwandlerischer Sicherheit. Ihre Hauptwaffe ist die stabilisierte 30-Millimeter-Maschinenkanone, die am Turm angebracht ist.  Die optimale Reichweite liege bei 800 bis 1.200 Metern: „Aber Schießen kann ich bis 4.000 Meter“. 

Je nach anvisiertem Ziel wählt die Soldatin ihre Munition, entweder ABM oder KE. „Die ABM-Munition, also Airburst-Munition, ist sehr speziell, weil sie eine Zerlegerladung hat“, erklärt Nesrin Z. Damit explodiert die Munition in der Luft vor oder über dem Ziel. „Dabei entsteht eine Riesenwolke von Submunition, das heißt, viele einzelne Splitter, die mit in dieses Ziel wirken.“ 

KE steht für kinetische Energie, also für Bewegungsenergie. Diese Art der Munition nutzt die hohe Geschwindigkeit des Geschosses, um beispielsweise eine Panzerung zu durchdringen. Auf Sprengstoff oder Zünder wird hingegen verzichtet. 

„Viel Verantwortung, viele tote Winkel“

Als Fahrer des Pumas muss der Oberstabsgefreite Najim M.* dauernd in Spiegel schauen. „Ich habe drei Winkelspiegel, einen für vorne, einen links für die Seite, einen für rechts, und das Sichtfeld ist sehr beschränkt.“ Deshalb fährt er im Straßenverkehr „über Luke“, das heißt, er schaut mit dem Kopf aus der Luke hinaus. Wenn er unten bleibt, navigiert der Kommandant mit. Außerdem hat der Puma ein Periskop.

„Da hat man 360 Grad Sicht.“ Najim M. bändigt 1.088 PS, die Höchstgeschwindigkeit seines Schützenpanzers beträgt 70 Kilometer in der Stunde. Der Bremsweg des imposanten Kettenfahrzeugs ist erstaunlich kurz: „Wenn du bei 50 km/h in die Bremsen gehst, dann steht man schon innerhalb von drei bis vier Metern.“

Neben dem Beherrschen der Technik sind das Wichtigste beim Fahren die Kommunikation mit dem Kommandanten und das Mithören des Bordfunks, vor allem, wenn wie bei dieser Übung viele Panzer beteiligt sind. „Man ist immer mitten im Geschehen, man weiß ungefähr, wo die sind“, sagt der Kraftfahrer: „Ohne Kommunikation geht gar nichts, und es sind viel sicherheitsrelevante Sachen dabei.“

„Ich bin der Erste, der rausgeht“

Der Oberstabsgefreite Nico S.* ist der Truppführer der Panzergrenadiere. Er führt den Schützentrupp, der abgesessen den infanteristischen Kampf aufnimmt. Es sei schon ein mulmiges Gefühl, als erster den Schützenpanzer zu verlassen, sagt der Soldat. Aber er wisse, wofür er das mache: „Ich habe einen Eid geschworen, gegebenenfalls mein Leben für das deutsche Volk zu geben. Und das werde ich definitiv einhalten.“

Die Panzergrenadiertruppe ist unter anderem bewaffnet mit dem Maschinengewehr MG5 im Kaliber 7,62 Millimeter. Drei Personen bilden einen Panzervernichtungstrupp, ausgestattet mit zwei Panzerfäusten und der Granatpistole. Körperliche Fitness sei unabdinglich, erklärt Nico S. „Man muss robust sein, man muss teamfähig sein und man muss motiviert sein, um diesen Beruf auszuüben.“
 

*Namen zum Schutz der Personen abgekürzt.

von Barbara Gantenbein

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