Simulator statt Front

Ukrainische Richtschützen üben im Leopard-Simulator

Ukrainische Richtschützen üben im Leopard-Simulator

Datum:
Ort:
Munster
Lesedauer:
3 MIN

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Sie kommen von der Front, wo sie mit den russischen Panzern T-64 und T-72 im Einsatz waren. In Deutschland üben die ukrainischen Soldaten nun den Umstieg auf den modernen Kampfpanzer Leopard 2 zunächst im Simulator. Das hat viele Vorteile.

Ein Soldat sitzt mit Kopfhörern an einem Gefechtssimulator für den Kampfpanzer Leopard 2.

Richtschütze (li vorn unten) und Kommandant im Ausbildungsgerät Gefechtssimulator Panzertruppe (AGPT) für den Kampfpanzer Leopard 2 im Ausbildungszentrum Panzertruppen in Munster

Bundeswehr/Jane Hannemann

„Wir haben hier eins zu eins abgebildet den Richtschützen- und den Kommandantenplatz des Leopard 2, sodass hier an realen Knöpfen die Bedienung geübt werden kann“, sagt Sven*, der Teamleiter für die Ausbildung der ukrainischen Richtschützen. Er steht vor dem ASTP, dem Ausbildungssimulator Panzertruppe. Drinnen „schießen“ gerade ukrainische Soldaten auf feindliche Panzer an einem Waldrand.

Der Simulator bietet der übenden Truppe viele Vorteile: Er ist ortsfest und wetterunabhängig, steht 24/7 zur Verfügung, benötigt weder Kraftstoff noch Munition, weder Instandsetzung noch Schießanmeldung oder Range Control. Das spart Zeit, Geld und Arbeitskraft.

Im Simulator kann die Truppe sehr realitätsnah üben, vor allem die Bedienung des Turms. „Das System bietet uns die Möglichkeit, in der Simulation ganz genau zu sehen, wo mögliche Bedienerfehler auftreten und die dann sofort im direkten Richten abzustellen“, erklärt Sven.

Wenn man im Simulator Platz nimmt, fühlt man sich bereits nach wenigen Minuten wie im echten Panzer – bis auf den Lärm, die Gerüche und das Geschüttel. Es ist genauso eng, der Einstieg ist allerding weitaus bequemer. Displays und Bedienelemente sind exakt wie im Original. Von den ukrainischen Soldaten wird der ASTP sehr gut angenommen. „Ich habe schon gehört, dass die ukrainischen Kameraden sich so ein System auch für daheim in der Ukraine wünschen würden, um da weiter auszubilden“, berichtet der Teamleiter.

Das Adrenalin ist echt

Die Ukrainer konzentrieren sich vollkommen auf ihre Aufgaben. Auch im Simulator zeigt sich die Überlegenheit des modernen Kampfpanzers Leopard 2 gegenüber den russischen Panzern. Es gibt einen Ausbildungskatalog mit vorprogrammierten Übungen, wo ein reales Gelände mit realen Zielen simuliert wird. „Wir können hier sowohl auf Panzermodelle schießen als auch auf Scheiben“, sagt Sven.

Gerade taucht in der Distanz ein feindlicher Panzer neben einem Hochstand auf. Kommandant und Richtschütze reagieren sofort. Nach dem virtuellen Schuss ertönt aus den ukrainischen Kehlen: „Vernichtet!“ 

Sprachen fließen ineinander, Informationen werden auf Englisch oder Deutsch ausgetauscht und ins Ukrainische übersetzt. „Wir haben hier ein Sprachmittlerteam, das alles bestmöglich übersetzt, vor allem technische Fachbegriffe“, erklärt der Ausbilder. Sprachmittler und Ausbilder arbeiten Hand in Hand.

Jede Erfahrungsstufe hat ihre Vorteile

Viele der ukrainischen Soldaten hier standen bereits in echten Feuergefechten in ihrer Heimat. Sie haben Erfahrungen auf den russischen Panzern T-64 und T-72. Das, was sie dort gelernt haben, müssen sie sich nun teilweise wieder abtrainieren. „Das kriegen wir hin, aber man merkt, wenn sie auf dem Schießsimulator ihre Ausbildung machen, dass sie in alte Verhaltensmuster und Zielmuster verfallen“, sagt Oberst Michael Sack, Leiter Schule gepanzerte Kampftruppen und zuständig für die Ausbildung der ukrainischen Kräfte. Mitunter sei es sogar einfacher, Soldaten mit wenig militärischem Wissen auszubilden: „Denen fällt es leichter, die Möglichkeiten unserer Systeme voll ausnutzen.“

Andererseits hilft die Fronterfahrung, sagt Panzerkommandant Nikolai*: „Wir hören einander zu, sprechen verschiedene Lagen durch und erklären, was unserer Erfahrung nach im Gefecht funktioniert.“ Außerdem kennen die Ukrainer auch die Schwächen der russischen Panzer aus eigener Erfahrung. Nun lernen sie, wie sie die feindlichen Panzer dank der technischen Überlegenheit des Leopard 2 knacken können.

Gut vorbereitet auf die Schießbahn

Das Ausbilderteam begleitet die ukrainischen Kameraden durch den kompletten Lehrgang. Zunächst werden alle Besatzungsmitglieder zu Spezialisten auf ihrem jeweiligen Platz ausgebildet. Das Zusammenspiel im Team kommt später dazu. 

Auf das Training am Simulator folgen die Waffenausbildung, der Gefechtsdienst auf den Fahrzeugen und schließlich der scharfe Schuss. „Sie können zwar auch Störungsbeseitigung üben am Simulator, aber nicht in voller Gänze, denn es gibt beispielsweise keinen Hülsenauswurf“, erklärt Ausbilder Sven. Er freut sich, wenn er mit gut ausgebildeten Soldaten auf die Schießbahn gehen kann, um das, was nach der Simulatorausbildung noch fehlt, im Feld weiter zu üben. 

*Namen zum Schutz der Personen geändert.

von Barbara Gantenbein

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