Cyber- und Informationsraum
GeoInfo-Unterstützung im Einsatz

Geoinformationen als Entscheidungshilfe

Geoinformationen als Entscheidungshilfe

Datum:
Ort:
Euskirchen
Lesedauer:
4 MIN

Sie liefern Wetterdaten, Aussagen zur Bodenbeschaffenheit oder 3D-Geländedaten: Die Spezialistinnen und Spezialisten des Zentrums für Geoinformationswesen der Bundeswehr unterstützen alle Bereiche in den deutschen Streitkräften, sowohl im Grundbetrieb als auch in den Einsätzen.

Zwei Soldaten in sandfarbener Uniform entnehmen dem Bodenproben und machen Notizen dazu.

Entnahme von Bodenproben zur Beurteilung des Untergrunds im Rahmen der Feldlagerplanung

Bundeswehr/Tessensohn

Oft arbeiten sie leise und im Hintergrund. Kein Einsatz, keine Operation läuft ohne sie. Von der Planung bis zur Entscheidung sind die Spezialistinnen und Spezialisten dabei und liefern Geoinformationen aus einer Hand. Die Frauen und Männer des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr (GeoInfoDBw) stellen die GeoInfo-Unterstützung für das gesamte Aufgabenspektrum der Bundeswehr sicher. Denn früher oder später benötigt jeder Truppenteil Geoinformationen in der einen oder anderen Form – Kartenmaterial zur Orientierung, Wetterdaten für den Flugbetrieb oder Aussagen zur Befahrbarkeit von Geländeabschnitten.

Wissenschaft als Basis

Soldat sitzt an einem Laptop mit digitalen Karten.

Die Expertinnen und Experten der Raumanalyse beraten in verlegefähigen GeoInfo-Containern und erstellen Beratungsprodukte analog und digital

Bundeswehr/Martina Pump


Der größte Anteil dieser Serviceleistungen wird im Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr (ZGeoBwZentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr) in Euskirchen geleistet. Hier werden Geoinformationen her- und bereitgestellt, dazu kommt die GeoInfo-Datengewinnung sowie das Management dieser Daten. Zudem werden GeoInfo-Produkte, wie etwa unterschiedlichstes Kartenmaterial produziert. Das ZGeoBwZentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr stellt dabei unter Einbeziehung von GeoInfo-Personal in weiteren Organisationsbereichen sicher, dass der Bundeswehr aktuelle und qualitätsgesicherte Geoinformationen – zum Beispiel über Geofaktoren wie Klima, Gelände, Boden und Infrastruktur – zur Verfügung stehen.

Um die Geofaktoren vollumfänglich zu bewerten und mögliche Auswirkungen richtig beurteilen zu können, arbeiten 18 wissenschaftliche Teildisziplinen interdisziplinär zusammen. Dazu zählen unter anderem die Wissenschaftsdisziplinen Geoinformatik, Hydrologie oder Geophysik. Der Schwerpunkt dieser wissenschaftlichen Tätigkeit orientiert sich an den Forschungsbedarfen der Organisationsbereiche sowie an aktuellen geowissenschaftlichen Entwicklungen und Trends. Mit dieser breitgefächerten Expertise kann eine umfassende GeoInfo-Beratung zu den vielseitigen Fragestellungen der Bedarfsträger erfolgen.

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In jedem Einsatz dabei

Solche Beratungsleistungen durch GeoInfo-Personal können in allen Phasen einer Operation nötig sein. Bezogen auf die unmittelbare Vorbereitung von Einsätzen und Missionen oder einzelne Operationen, nutzt die Bundeswehr die durch das ZGeoBwZentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr bereitgestellten Informationen, um das Gelände beurteilen zu können. Diese Geoinformationen dienen der Identifizierung und Beurteilung der relevanten Effekte der Umwelt, wie beispielsweise den Geofaktoren.

Als Geofaktoren werden dabei alle natürlichen und vom Menschen beeinflussten oder verursachten Gegebenheiten der Erde sowie sonstige physikalischen Erscheinungen verstanden, die einen Einfluss auf militärische Fähigkeiten haben oder im Rahmen von militärischen Operationen von Bedeutung sind. Dazu zählen unter anderem vorhandene Gewässer, das Geländerelief sowie der Bewuchs und die Bebauung des betrachteten Geländes. Aber auch klimabedingte Wetterereignisse, die in (un-)regelmäßigen Zeitabständen wiederkehren, gehören dazu.

Mehr als Wetterberatung

Das kann beispielsweise eine einsetzende Schneeschmelze sein, die binnen weniger Tag die Bodengegebenheiten ganzer Landstriche verändern kann. Dies wiederrum kann sich auf Faktoren niederschlagen, die für die militärische Planung von großer Relevanz sind: Können Geländeabschnitte befahren werden? Sind Straßen und Brücken intakt? Sind Bäche noch passierbar? Nicht selten werden kleine Wasserläufe innerhalb kurzer Zeit zu wilden Flüssen. Und dort, wo die Kapazitäten des Bodens Wasser aufzunehmen überschritten sind, können Wiesen und Felder zu Schlammlandschaften werden.

Eine deutsche Soldatin in sandfarbener Uniform steht vor einer großen Karte.

Die Expertinnen und Experten des ZGeoBwZentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr arbeiten interdisziplinär und stets im multinationalen Austausch

Bundeswehr/Niklas Siekmann

Doch die Fähigkeiten des GeoInfo-Personals gehen weit über die Beurteilung von Wetter- und Geländedaten hinaus. Darunter fallen unter anderem Navigation und Zeitfestlegung, die meteorologisch-ozeanografische Beratung, aber auch landeskundliche Einsatzberatung sowie Beratung bei geopolitischen Fragestellungen oder der Erschließung von Grundwasser. Auch soziokulturelle und demographische sowie wirtschaftliche Faktoren, die Auswirkungen auf die eigene und gegnerische Operationsführung haben könnten, werden beleuchtet. Somit sind sie ein wesentlicher Faktor in der Planung von Operationen, Grundlage zur Entscheidungsfindung der militärischen Führung und können Ausgangspunkt für weitere relevante Fragen sein: Mit welchen Flüchtlingsströmen wird zu rechnen sein? Wo werden diese sich entlang bewegen? Welche soziokulturellen Probleme könnten durch meine Missionsführung entstehen?

Auch in vorangegangenen Einsätzen aller Streitkräfte haben Geoinformationen schon immer eine Rolle gespielt. Und das zumeist lange bevor die ersten Einsatzkontingente den Boden des möglichen Einsatzortes betreten hatten. Die Expertinnen und Experten des Geoinformationsdienstes gehören oft zu den Erkundungsteams, die vor Ort die Bedingungen und Gegebenheiten überprüfen und bewerten. So werden beispielsweise Erkenntnisse gewonnen, in welchen Geländeabschnitten ein Feldlager aufgebaut werden kann oder wo Umwelteinflüsse einen längeren Aufenthalt erschweren könnten.

Der Beitrag zur NATO Response Force (NRFNATO Response Force) 2022-2024

Das ZGeoBwZentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr verstärkt die GeoInfo-Kräfte im Heer und in der Luftwaffe, durch die Abstellung von Expertinnen und Experten aus der Raumanalyse und der Karten- und Datenlogistik in die für die NRFNATO Response Force ausgeplanten Verbände.

Ein abgetarnter Kartenausgabecontainer mit verschiedenen Kartentransportbehältern ist verlegefähig

Der Kartenausgabecontainer des ZGeoBwZentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr wird als Forward Map Distribution Point (FMDP) genutzt. Er kann mit bis zu 93.000 Karten bestückt werden

Bundeswehr/Ralf Keller

In 2023 übernimmt Deutschland eine führende Rolle bei der NRFNATO Response Force und in diesem Zusammenhang unterstützt das ZGeoBwZentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr das 1. Deutsch-Niederländische Korps in Münster mit der Bereitstellung von verlegbaren Kartenausgabecontainern. Bei einem Einsatz der NRFNATO Response Force kann somit die Versorgung mit Karten im Einsatzraum schnell und professionell sichergestellt werden.

von Patrick Schüring  E-Mail schreiben

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