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Cyber- und Informationsraum
Wirken auf den Willen

Die Bundeswehr übt den Informationskrieg

Landes- und Bündnisverteidigung
Datum:
Ort:
Mayen
Lesedauer:
3 MIN

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Die Luftwaffe hat Flugzeuge, das Heer Panzer, die Marine Schiffe. Doch welche Waffen nutzt der Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr? Eine Antwort: Informationen. In Konflikten sind Worte oft so mächtig wie Waffen – sie können die Kampfkraft des Gegners schwächen, das eigene Lagebild verbessern oder die Zivilbevölkerung beeinflussen.

Menschengruppe aus Zivilisten (Schauspieler) mit Schildern und Soldaten

Schauspieler fordern die Übungsteilnehmer als demonstrierende Zivilisten heraus und sollen Reaktionen provozieren

Bundeswehr/Maximilian Maiwald

Genau um diese Elemente geht es bei der internationalen Übung Aktiver Vulkan 2025 (AV25) in der Osteifel, wo sich 215 Teilnehmer aus 14 Nationen auf den Informationskrieg vorbereiten. Organisiert und durchgeführt vom Zentrum Operative Kommunikation der Bundeswehr in Mayen, zählt die Übung zu den wichtigsten ihrer Art und gewinnt jährlich an Bedeutung. „Der Kampf um Informationen und das Ringen um Deutungshoheit von Ereignissen nehmen in modernen Konflikten eine Schlüsselrolle ein. Das Wirken im Informationsumfeld ist damit längst zu einem unverzichtbaren Teil aktueller Kriege und Bedrohungen geworden“, erklärt Major Heiko L., der gesamtverantwortliche Übungsplaner.

Ein modernes Gefechtsfeld: Der Krieg um Informationen

Während früher Flugblätter aus Flugzeugen abgeworfen wurden, ist der Kampf um die Köpfe heute digitaler: Social-Media-Kampagnen, Deep Fakes und gezielte Fehlinformationen sind aktuelle Werkzeuge im Arsenal der Informationskrieger.

„Wir üben hier keine Panzerschlachten – wir analysieren, wie sich Konflikte im Informationsumfeld auswirken, und planen daraufhin unsere Aktivitäten“, erklärt Major David O., ein weiterer Übungsplaner. Das Übungsszenario von AV25 ist zwar fiktiv, orientiert sich aber an realen geopolitischen Entwicklungen. „Die Kriegsszenarien, auf die wir uns nicht zuletzt aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vorbereiten müssen, enthalten mit dem Bereich der psychologischen Kriegsführung eine wichtige Komponente, bei der wir uns um realistische Nachbildung bemüht haben“, so der Stabsoffizier weiter.

Die diesjährige Übung legt besonderen Wert auf den Einsatz neuer Technologien und Methoden: Künstliche Intelligenz, Soziale Medien und Big-Data-Analysen werden genutzt, um den Umgang mit Fake News und Desinformation zu trainieren.

Mehr täuschen als tarnen: den Gegner mit Geräuschen und Bildern manipulieren

Die Tactical Psychological Operations Teams (TPT) unterstützen dank ihrer speziellen Ausbildung das Geschehen auf dem Gefechtsfeld und darüber hinaus. Sie sind zum Beispiel in der Gesprächsführung und bei Lautsprecheraufrufen, die den Gegner zur Aufgabe oder zum Überlaufen bringen sollen, besonders geschult. TPTs setzen aber nicht nur auf Worte, sondern auch auf psychologische Täuschung. Schlafraubende Störgeräusche, Motorenlärm oder simulierte Bedrohungen sollen die gegnerische Truppe zermürben. „Im Krieg sind Soldaten ohnehin intensivem Stress und Ängsten ausgesetzt. Hier können wir zusätzlich ansetzen und unseren Gegner demoralisieren“, erklärt Major O. Doch auch die eigene Truppe muss auf gegnerische Propaganda vorbereitet sein. „In jedem modernen Konflikt müssen wir davon ausgehen, dass unser Gegner ebenfalls Informationsaktivitäten nutzt“, erklärt Oberstleutnant Jan S., Exercise Director des AV25. Daher behandelt Aktiver Vulkan nicht nur Offensivmaßnahmen, sondern auch Methoden zur Abwehr feindlicher Desinformation und Fake News.

Realistische Szenarien mit internationalen Experten

Die Übung dauert zwölf Tage und findet in der Oberst-Hauschild-Kaserne und auf dem Standortübungsplatz Mayen statt. Neben den deutschen Soldatinnen und Soldaten sind Experten aus elf NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten sowie aus Österreich und Singapur vertreten. Die Zusammenarbeit mit Militär, Wissenschaft und Industrie sorgt für eine praxisnahe und interdisziplinäre Herangehensweise.

Ein Highlight sind die sogenannten Academics, eintägige Workshops mit Vorträgen zu aktuellen Entwicklungen in der psychologischen Kriegsführung. Zu den Themen gehören unter anderem Erfahrungen aus der Ukraine, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und der Umgang mit Fake News.Besonders realistisch wird die Übung durch den Einsatz professioneller Schauspieler, die als Bevölkerung oder feindliche Akteure agieren. Das macht den Übungsablauf anspruchsvoller, aber gleichwohl effektiver.

Fazit: Die Bundeswehr rüstet sich für den Kampf um Informationen in einem zunehmend digitalen Informationsumfeld. Mit AV25 zeigt die Bundeswehr, wie moderne Konflikte dort und nicht nur auf dem Gefechtsfeld entschieden werden. Wer die Deutungshoheit über Ereignisse hat, kann die Reaktionen von Gegnern, Verbündeten und Zivilisten beeinflussen. Informationsoperationen sind daher längst integraler Bestandteil der Verteidigungsstrategie. „Wer den Kampf um die Köpfe gewinnt, gewinnt den Krieg. Gemeinsam mit unseren multinationalen Partnern rüsten wir uns für den Kampf im Informationsumfeld, um für unsere freiheitlich demokratische Grundordnung einzutreten und potenziellen Aggressoren entschieden entgegenzuwirken“, so der Exercise Director.

von Max-Joseph Kronenbitter & Lea Wurzenberger  E-Mail schreiben

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