Institut der Bundeswehr erneut ausgezeichnet
Institut der Bundeswehr erneut ausgezeichnet
- Datum:
- Ort:
- München
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OVCWOrganisation für das Verbot chemischer Waffen) zeichnete das Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr zum fünften Mal in Folge für seine wissenschaftlichen Leistungen mit der bestmöglichen A-Level Bewertung aus. Es gehört somit weiterhin zu den weltweit 17 Laboren, die für die biomedizinische Verifikation, also den Nachweis chemischer Kampfstoffe in Blut, Plasma, Urin oder Gewebe, durch die OVCWOrganisation für das Verbot chemischer Waffen anerkannt sind.
Herr Oberstarzt Prof. Dr. Thiermann, Ihnen und Ihrem Team erstmal Gratulation zu dem erneuten Erfolg. Was ist notwendig, um eine A-Level Bewertung durch die OVCWOrganisation für das Verbot chemischer Waffen zu erhalten?
Vielen Dank. Wir sind sehr stolz, dass wir auch in diesem Jahr wieder mit der besten Bewertung bestanden haben. Für eine A-Level Bewertung sind entweder die zuverlässige Untersuchung von Proben aus realen Vergiftungsfällen wie beispielsweise aus Syrien erforderlich oder das erfolgreiche Bestehen von Ringversuchen der OVCWOrganisation für das Verbot chemischer Waffen. Die Ringversuche, an denen wir seit 2016 erfolgreich teilnehmen, sind jährlich wiederholte internationale Vergleichstests, bei denen die Qualität und Leistungsfähigkeit von Laboren geprüft wird. Unser Institut hat von der OVCWOrganisation für das Verbot chemischer Waffen kleine Mengen an Plasma und Urin erhalten, um darin forensisch die Existenz chemischer Kampfstoffe zu prüfen. Die OVCWOrganisation für das Verbot chemischer Waffen bewertet im Anschluss die Richtigkeit und Vollständigkeit der analytischen Ergebnisse und die Qualität des Berichtes. Absolviert ein Labor alles fehlerfrei, wird ihm eine A-Level Beurteilung ausgesprochen.
Wie können wir uns so einen Ringversuch vorstellen?
Die OVCWOrganisation für das Verbot chemischer Waffen erstellt Plasma- und Urinproben, indem sie unter kontrollierten Bedingungen diese menschlichen Körperflüssigkeiten vorsätzlich mit Spuren an chemischen Kampfstoffen versetzt. Selbstverständlich geschieht dies außerhalb des Körpers. Diese biomedizinischen Proben werden weltweit an Labore verschickt, die an den Ringversuchen teilnehmen wollen. Um welche chemischen Kampfstoffe es sich dabei jeweils handelt, ist allen Laboren unbekannt. Die Herausforderung besteht nun darin, diese Gifte aufzuklären und zu identifizieren. Dies geschieht mittels modernster Analysentechnik, wie sie beispielsweise in den Laboren unseres Instituts beherrscht wird. Innerhalb von 14 Tagen sind nach Eingang von einigen Plasma- und Urinproben, die Untersuchungen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Methoden zu absolvieren und ein umfangreicher Ergebnisbericht an die OVCWOrganisation für das Verbot chemischer Waffen zu senden. Der Bericht unterliegt auch in seiner formalen Form strengen Regularien. Schon kleine Nachlässigkeiten können die Nicht-Anerkennung der experimentellen Untersuchungsergebnisse nach sich ziehen und das Bestehen des Ringversuches verhindern.
Jetzt arbeiten Sie ja im Institut mit zivilen und militärischen Wissenschaftlern zusammen. Welche personellen Fähigkeiten braucht es, diese Versuche durchzuführen?
Die biomedizinische Spurenanalytik stellt sehr große Anforderungen an die Qualifikation und Erfahrung des Laborpersonals. In unserem Institut verfügen wir über zwei Arbeitsgruppen, die im Schwerpunkt analytische Verfahren anwenden und vor allem aber, selber stets neue Verfahren entwickeln und validieren. Diese Arbeitsgruppen werden durch die Chemikerin, Frau Oberregierungsrätin Dr. Marianne Koller, und den Chemiker, Regierungsdirektor Prof. Dr. Harald John, geleitet. Die Untersuchungen im Labor werden jeweils von zwei bis vier hoch qualifizierten chemisch-technischen Assistentinnen und Assistenten im zivilen oder im Soldatenstatus durchgeführt. Diese arbeiten häufig noch mit studierten Naturwissenschaftlern, die als Reservisten Ihren Dienst leisten, zusammen. Alle benötigen ein fundiertes theoretisches Hintergrundwissen, gewachsene Erfahrung und technisches Geschick, um den sicheren Umgang mit chemischen Kampfstoffen zu gewährleisten und deren Nachweis im Spurenbereich mit verlässlicher Qualität vorzunehmen.
Weshalb hält die Bundeswehr sich diese Fähigkeit zum Nachweis chemischer Kampfstoffe vor?
In den letzten Jahren haben leider die Bedrohung von Soldatinnen und Soldaten im Einsatz durch chemische Kampfstoffe und die Bedrohung der Zivilbevölkerung im Inland wieder deutlich zugenommen. Der Einsatz des Nervenkampfstoffes Sarin, des Hautkampfstoffes Schwefellost (früher Senfgas genannt) sowie des Lungenkampfstoffes Chlor im Verlaufe der gegenwärtigen kriegerischen Auseinandersetzung in Syrien zeigen diese Bedrohungslage deutlich auf. Unser Institut gehört beispielsweise zu den ersten Einrichtungen, die den Einsatz von Sarin im Jahre 2013 und den Einsatz von Schwefellost 2015 in Syrien bewiesen haben. In Deutschland sind wir das einzige Labor, das diese Analysen durchführen kann und zum Zwecke des medizinischen Schutzes mit chemischen Kampfstoffen umgehen darf. Der Nachweis einer etwaigen Vergiftung ist somit für medizinische und insbesondere juristische Zwecke zum Schutz aller unverzichtbar. Daher benötigt die Bundeswehr die Fähigkeiten, solche Untersuchungen qualifiziert und kompetent vornehmen zu können.