Sanitätsdienst
Reserve

Als Reservist vom „Badegast“ zum Schiffsarzt - Teil 3

Als Reservist vom „Badegast“ zum Schiffsarzt - Teil 3

Datum:
Ort:
Rostock
Lesedauer:
4 MIN

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Im Marinekommando kam er seinem Ziel einen großen Schritt näher. Oberarzt Professor Dr. Christian Brülls möchte Schiffsarzt werden. Auf diesem Weg sammelte er erste Erfahrungen im Bordsanitätsdienst der Fregatte „RHEINLAND-PFALZ“, absolvierte Lehrgänge an der Sanitätsakademie der Bundeswehr und nahm an der Rettungsübung „Schneller Delphin“ teil.

Der Reservist Flottillenarzt Brülls steht mit verschränkten Armen an Deck der Fregatte Rheinland-Pfalz

Erneut tauscht der Reservist Brülls seinen Arztkittel gegen den Bordgefechtsanzug

Bundeswehr/ Steve Back

September 2021, plötzlich gab es einen lauten Knall. Bald darauf waren erste Hilfeschreie zu hören. Eine Explosion hat den Marinehafen in Kiel erschüttert. Im ersten Moment ist völlig unklar wie viele Menschen betroffen sind und wie schwer sie verletzt wurden. „Solche Ereignisse sind unter gewissen Umständen vielleicht erwartbar, aber nicht vorhersehbar. Und darin besteht die Herausforderung. Wenn es dann im Ernstfall passiert, darf man keine Zeit verlieren“, so Brülls.

Letztes Jahr nahm der Flottillenarzt an der Rettungsübung „Schneller Delphin“ der Marine teil. „Meine Aufgabe war es die Abläufe genau zu beobachten.“ Spannend „und alles andere als alltäglich“ sei die Versorgung der Patienten an Bord und der seeseitige Patiententransport von Bord des Tenders RHEIN gewesen, so Brülls. Am Rande und nach der Übung habe es darüber hinaus noch die Gelegenheit für einen intensiven Austausch mit den Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern gegeben, so der Oberarzt der Uniklinik RWTH Aachen und Leitender Notarzt der Stadt Aachen.

Vom Beobachter zum Übungsteilnehmer

Flottillenarzt d.R. Brülls legt die Schutzausrüstung an

Auf alles vorbereitet sein: zur Schadensabwehr an Bord muss auch der Schiffsarzt die Schutzausrüstung anlegen

Bundeswehr/ Steve Back

Später, an Bord der Fregatte der Klasse F125 „RHEINLAND-PFALZ“, war der Flottillenarzt selbst gefragt. Hier war er Teil einer „Rolle“, einer Übung an Bord zur Schadensabwehr. Das Spektrum solcher Übungen reiche vom Sturz über den Austritt toxischer Gase bis hin zu Feuer im Schiff. „Selbst auf einer großen Fregatte, wie die „RHEINLAND-PFALZ“, ist der beengte Raum ein wesentlicher und zugleich begrenzender Faktor in den Rollen“, so Brülls. Man müsse sich aufeinander verlassen können. Jeder müsse wissen, was er zu tun hat.

Besonders realistisch wurde die Rolle diesmal für das Team des Bordsanitätsdienstes durch spezielle Simulationsgeräte. Diese hatte der simulationserfahrene Oberarzt wieder im Gepäck. Dadurch werde ein intensives Eintauchen der Sanitätsmeister (Notfallsanitäter) und Sanitätsunteroffiziere (Rettungssanitäter) in die Übung ermöglicht: „Sie fühlt sich realer an, der Stress der Notfallsituation wird erfahrbarer und die Handelnden sind noch stärker herausgefordert.“

Vom Beobachter zum Planer

In seinem jüngsten Einsatz als Reservist wechselte Brülls die Rolle des Beobachters mit der des Planers für den nächsten Übungsdurchgang „Schneller Delphin 2022“. Die in Kiel gesammelten Erfahrungen bringe er nun im Marinekommando im Bereich Marinesanitätsdienst in die Planung mit ein. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, sei in diesem Jahr die Erweiterung der Rettungskette ins Auge gefasst worden. Künftig ginge es nicht nur um die Zusammenarbeit zwischen der Bordsanität und dem Sanitätsdienst an Land, sondern auch um die Eingliederung des zivilen Rettungsdienstes.

Auch wenn die Begriffe bei einem Massenanfall von Verwundeten etwas anders klingen - die Bundeswehr spricht von einem MASCALMass Casualty (Mass Casualty) während der zivile Rettungsdienst von einem MANV spricht - sind die Anforderungen in so einer Situation recht ähnlich. Wobei es hier und da strukturelle Unterschiede in der Handhabung einer solchen Situation gäbe. Eine gemeinsame Übung zwischen Bundeswehr und zivilem Rettungsdienst könne das aufgreifen, um die Zusammenarbeit im Ernstfall zu optimieren. „Dabei geht es auch um das Verständnis für den jeweils anderen“, so Brülls.

Dem Ziel Schiffsarzt einen großen Schritt näher

Brülls wird vom Admiralarzt der Marine befördert

Der Abteilungsleiter Marinesanitätsdienst und Admiralarzt der Marine beförderte Brülls zum Abschluss seines Dienstes im Marinekommando in Rostock

Bundeswehr/ Kristina Kolodin

Zum Abschluss seiner Tätigkeit im Marinekommando gab es für Brülls noch ein sehr freudiges Ereignis und gleichzeitig einen großen Meilenstein. Denn Admiralarzt Dr. Stephan Apel, Admiralarzt der Marine, verlieh ihm den Dienstgrad Flottillenarzt der Reserve. Bisher führte Brülls den Dienstgrad Flottillenarzt im Rahmen seiner Ausbildung zum Sanitätsoffizier der Reserve nur vorläufig. Der Dienstgrad wurde ihm auf der Grundlage seiner zivilen Qualifikationen gewährt. Darüber hinaus musste er sich im Dienstgrad bewähren und diverse Lehrgänge absolvieren.

Vor allem die Waffenausbildung macht es deutlich: Der Sanitätsoffizier der Bundeswehr ist nicht nur ein Arzt in Uniform. So lernte Brülls nicht nur die truppenärztliche Versorgung an Bord der Fregatte „RHEINLAND-PFALZ“ kennen, sondern musste sich an der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München auch allgemein-militärische Fertigkeiten aneignen.

Flottillenarzt Professor Dr. Christian Brülls
„Wann immer es mir möglich ist, möchte ich meinen Dienst an Bord versehen.“

Schiffsarzt zu werden, bedeute aber nicht nur das Schiff zu kennen und an Übungen teilzunehmen, sondern man nehme auch die ganz alltäglichen Aufgaben der truppenärztlichen Versorgung wahr. In der schwimmenden Hausarztpraxis werden Sprechstunden, Verbandswechsel, ab und an kleinere chirurgische Eingriffe und Impfungen durchgeführt. Dadurch sei man der Besatzung auch nah.

„Als Kamerad begrüßt zu werden und sich vom ersten Moment aufgenommen zu fühlen in die Kameradschaft an Bord, genau das bietet mir die Besatzung ECHO“ und das mache eine militärische Heimat aus.

von Stefan Bölke

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Alltag als Schiffsarzt

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