Wichtiger denn je

Im Nienburger CIMICCivil Military Co-Operation Command wird die multinationale Ausrichtung großgeschrieben

Im Nienburger CIMICCivil Military Co-Operation Command wird die multinationale Ausrichtung großgeschrieben

Datum:
Ort:
Nienburg
Lesedauer:
3 MIN

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Im Nienburger Rathaus wurde das 20-jährige Bestehen des Fähigkeitszentrums der Bundeswehr für die nationale und internationale Zivil-Militärische Zusammenarbeit in Nienburg (Niedersachsen) gewürdigt. Das Multinational CIMICCivil Military Co-Operation Command bildet jährlich rund 1200 Lehrgangsteilnehmende aus und orientiert sich an Planungsvorgaben von NATONorth Atlantic Treaty Organization, EUEuropäische Union und UNUnited Nations.   

Bürgermeister und Kommandeur geben sich die Hand vor Flaggen

Enge Verbundenheit zwischen Bevölkerung und Bundeswehr: Nienburgs Bürgermeister Jan Wendorf (l.) und Oberst i.G. Armin Schaus, neuer Kommandeur MNMultinational CIMICCivil Military Co-Operation Cmd freuen sich über die guten zivil-militärischen Beziehungen

Bundeswehr/Andrea Hilscher

Seit 20 Jahren ist der Name der niedersächsischen Stadt Nienburg eng verknüpft mit dem Begriff „Zivil-Militärische Zusammenarbeit“, im internationalen englischen Sprachgebrauch CIMICCivil Military Co-Operation (Civil-Military Cooperation) genannt. Um diesen Anlass angemessen zu würdigen, trafen sich mehrere Dutzend Angehörige des Multinational CIMICCivil Military Co-Operation Command und der Stadt Nienburg im Ratssaal des Nienburger Rathauses.

Der Kommandeur des Multinational CIMICCivil Military Co-Operation Command, Oberst i.G. Armin Schaus, erklärte: „Die zivile Lage – wirtschaftlich, politisch, sozial – beeinflusst immer auch die militärische Operationsplanung. Das gilt im Inland, etwa im Zuge der Amtshilfe, aber auch bei Einsätzen im Ausland.“ Das CIMICCivil Military Co-Operation Cmd sorge dafür, dass die Soldatinnen und Soldaten wie auch die zahlreichen Lehrgangsteilnehmenden befreundeter Nationen die Fähigkeiten zur Lage-Beobachtung, -analyse und -abstimmung aus einer Hand entwickeln und optimieren. Schaus betonte, wie wichtig das Zusammenspiel ziviler und militärischer Kräfte ist. „Bei der Übung Defender 2020 etwa haben wir gemerkt, dass wir große Truppenverbände nicht ohne Leistungserbringung von ziviler Seite bewältigen können.“

Nienburgs Bürgermeister Jan Wendorf ist froh über die Präsenz der Bundeswehr in seiner Stadt. „Der Umgang miteinander wird bei uns auf Augenhöhe gepflegt. Das schafft Verbundenheit zwischen den Menschen mit und ohne Uniform.“

Vielfalt in der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit

Nur wenige Kilometer vom Rathaus entfernt, in der Nienburger Clausewitz-Kaserne, ist das Multinational CIMICCivil Military Co-Operation Command beheimatet. Rund 200 Männer und Frauen Stammpersonal betreuen hier jährlich rund 1200 Übungs- und Lehrgangsteilnehmende und sorgen für einen exzellenten Ausbildungsstand von Soldatinnen und Soldaten im In- und Ausland. Sie selbst bezeichnen sich gern als „Cimicer“. Ihre Aufgaben? Vielfältig.Zivil-Militärische Zusammenarbeit (ZMZzivil-militärische Zusammenarbeit), das war gerade in Zeiten der Flüchtlingskrise und der Pandemiebekämpfung ein häufig gebrauchter Begriff, wenn es darum ging, das Zusammenwirken von Behörden, zivilen Organisationen und militärischem Personal im Rahmen der Amtshilfe zu beschreiben. Doch damit wird nur ein kleiner Teil des breiten Aufgabenspektrums der Cimicer in Nienburg erfasst.         

Moderne Operationsplanung braucht CIMICCivil Military Co-Operation

Zunächst ein Blick zurück – angemessen bei einem 20-jährigen Jubiläum. Die Geschichte von CIMICCivil Military Co-Operation in Nienburg beginnt im Jahr 2003.  Die Erfahrungen im Rahmen des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Einsatzes Stabilisation Force (SFORStabilisation Force) in Bosnien und Herzegowina hatten gezeigt, dass umkämpfte Gebiete, anders als Kriegschauplätze früherer Zeiten, nicht wie erwartet von Flüchtlingen evakuiert wurden. Oberstleutnant Bernd W., selbst ein erfahrener Cimicer, sagt: „Ich muss meine Operationsplanung an die Gegebenheiten vor Ort einstellen.“ Heißt: Die Bundeswehr muss ihren Auftrag in Gebieten erfüllen, in denen Menschen leben und arbeiten, in denen internationale Organisationen tätig sind und Infrastrukturen aufrechterhalten werden müssen. Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, wurde das CIMICCivil Military Co-Operation Bataillon 100 in Nienburg aufgestellt, quasi die Keimzelle des heutigen Kommandos.

  • Soldaten unterhalten sich mit verschleierten Zivilisten während einer Patrouille in Gao/Mali

    So gewinnen Cimicer ein Lagebild: Sie unterhalten sich mit der Bevölkerung, hier während einer Patrouille im Rahmen der Mission MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali in Gao/Mali

    Bundeswehr/Falk Bärwald
  • Zwei Soldaten in slowenischer Uniform im herbstlichen Wald

    Unter Führung des Multinational Civil-Military Cooperation Command (MNMultinational CIMICCivil Military Co-Operation Cmd) trainieren regelmäßig internationale Teams im NATONorth Atlantic Treaty Organization-Rahmen rund um Nienburg die Zivil-Militärische Zusammenarbeit

    Bundeswehr/Bernd Weise
  • Ein Räumfahrzeug des Technischen Hilfswerkes belädt einen LKW der Bundeswehr mit Trümmern

    Wie wichtig eine reibungslose Zivil-Militärische Zusammenarbeit ist, wird immer dann deutlich, wenn die Bundeswehr um Amtshilfe gebeten wird. Hier hat die Bundeswehr während eines Hochwassereinsatzes im Ahrtal zivile Rettungskräfte unterstützt.

    Bundeswehr/Tom Twardy
  • Dienstflagge mit Fahnenband, Aufschrift MN CIMIC Cmd

    Auf das MNMultinational CIMICCivil Military Co-Operation Cmd kommen auch in Zukunft weitreichende Aufgaben zu

    Bundeswehr/Andrea Hilscher

Militärische Führer müssen ein ziviles Lagebild haben

Nur drei Jahre später, im Jahr 2006, nahm in Nienburg das sogenannte CIMICCivil Military Co-Operation Zentrum seinen Dienst auf. Strikt an die Anforderungen der Auslandseinsätze gebunden, jetzt jedoch mit neuen Schwerpunkten: Es ging um die Erfassung der zivilen Lage, um die Beratung der militärischen Führung und erstmals auch um die die Befähigung zur Ausbildung eigener Kräfte. Seitdem hat sich das Aufgabenspektrum der Nienburger stetig erweitert, das Profil wurde geschärft. Afghanistan, MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali, die Lage im Baltikum – überall dort, wo Bundeswehr vor Ort ist, müssen grundlegende Fragen geklärt werden. Wie wirkt sich die zivile auf die militärische Lage aus? Wo entwickeln sich Flüchtlingsströme? Wie organisiert sich die Zivilverteidigung im jeweiligen Konfliktgebiet? Alles Fragen, die die in Nienburg ausgebildeten CIMICCivil Military Co-Operation-Experten beantworten müssen – neben der Fähigkeit, sich auf dem Gefechtsfeld durchsetzen zu können.

Einheitliche Standards im Rahmen der Ausbildung

Und was ist mit den Experten für die Zivil-Militärische Zusammenarbeit im Inland? Auch sie werden in Nienburg aus- und weitergebildet. Sowohl die Soldatinnen und Soldaten in den Landeskommandos als auch die Reservistendienstleistenden in den Kreis- und Bezirksverbindungskommandos können deutschlandweit auf Basis einheitlicher Ausbildungsstandards agieren – dank ihrer Qualifizierung in Nienburg. Sie trägt entscheidend dazu bei, dass die Unterstützungsleistungen der Bundeswehr im Rahmen der Amtshilfe oder bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen schnell, effizient und reibungslos funktionieren.

von Andrea Hilscher  E-Mail schreiben

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