CIMICCivil Military Co-Operation-Übung Joint Cooperation

12. Joint Cooperation 2023: Zivil-militärische Zusammenarbeit im Rollenspiel üben

12. Joint Cooperation 2023: Zivil-militärische Zusammenarbeit im Rollenspiel üben

Datum:
Ort:
Nienburg
Lesedauer:
4 MIN

Zwei Militärfahrzeuge fahren im fiktiven Einsatzland Altraverdo zu einer Kirche und parken davor. Die Insassen, Soldaten eines internationalen CIMICCivil Military Co-Operation-Teams, das mit den Einheimischen über den Schutz von Kulturgütern sprechen will, sind Teilnehmer der Übung Joint Cooperation 23, der größten CIMICCivil Military Co-Operation-Übung der NATO.

Zwei große militärische Geländewagen fahren auf einer Straße.

JOINT COOPERATION 23: In der Region Nienburg fand über eine Woche lang die größte CIMICCivil Military Co-Operation-Übung der NATO statt. Dazu waren, wie hier die Teilnehmer aus Belgien, auch Gefechtsfahrzeuge unterwegs.

Bundeswehr/Ralf Heberer

Wie in den vergangenen Jahren findet das Übungsszenario Joint Cooperation 2023, kurz JoCo 23, in der Region Nienburg in Niedersachsen statt. Über 300 Teilnehmende aus 27 Nationen bringen sich als aktive Übungstruppe oder als Beobachtende ein und trainieren das, was zivil-militärische Zusammenarbeit ausmacht: die Belange der Zivilbevölkerung in einem Einsatzland zu ermitteln, um diese bei der militärischen Planung zu berücksichtigen.

Der besondere Reiz bei JoCo? Es wird unter realen Bedingungen geübt. Zivilpersonen, Institutionen sowie Organisationen aus der Region stellen in der Übung ihren eigenen Beruf dar und bilden damit Teile der Bevölkerung in Altraverdo ab, das geographisch deckungsgleich mit der Region Nienburg ist. Während der Übung sind sie die Ansprechpartnerinnen und -partner der internationalen CIMICCivil Military Co-Operation-Erkundungsteams, die in der Region unterwegs sind und reale Rollengespräche führen und so Informationen sammeln. Diese Informationen werden nach den Erkundungsfahrten zusammengefasst, ausgewertet und in ein militärisches Lagebild eingebracht. 

Bei Joint Cooperation 23 wurde dabei erstmals wieder ohne Corona-Auflagen geübt. In den letzten drei Jahren waren nur hybride Übungen möglich. Beispielsweise standen USUnited States-amerikanische Übungsteilnehmende mit ihren regionalen Rollenspielerinnen und Rollenspieler ausschließlich virtuell in Kontakt und brachten per Videokonferenz ihre Erkundungen in das Nienburger Lagebild ein. Jetzt waren alle Beteiligten wieder in Präsenz vor Ort. 

Die Verantwortung für die gesamte Übung liegt beim Multinational Civil-Military Cooperation Command (MN CIMICCivil Military Co-Operation Cmd). Diese Dienststelle ist in Nienburg beheimatet und dem Territorialen Führungskommando der Bundeswehr in Berlin unterstellt.

Drei Soldaten in Flecktarn-Uniform beugen sich in einem Raum über eine Landkarte, die auf einem Tisch liegt.

Grundlagen- und Stabsarbeit im Fokus der Übung: Eine sorgfältig aufgearbeitete, zivile Lage ermöglicht es der militärischen Führung, die gesammelten Erkenntnisse im militärischen Entscheidungsprozess und bei eigenen Entschlüssen zu berücksichtigen.

Bundeswehr/Ralf Heberer

„Aufgewärmte Übungsabschnitte“ gibt es bei JoCo nicht 

Die Übung „Joint Cooperation“ gibt es seit 2009 und geht in die zwölfte Auflage. Aber trotz dieser langen Zeit gilt für jede Neuauflage der JoCo: Die Dienststelle in Nienburg, das MN CIMICCivil Military Co-Operation Cmd, bietet seinen Übungsteilnehmenden kein langweiliges, „aufgewärmtes“ Vorjahresszenario an – es gilt, jedes Jahr frische Szenarien mit neuen Einsatzorten und anderen Herausforderungen zu bewältigen. 

Ebenfalls sind die Übungsteilnehmerinnen und -teilnehmer selbst ein Element, das praktisch jährlich wechselt. So wird neues CIMICCivil Military Co-Operation-Wissen an möglichst viele der teilnehmenden Personen weitergegeben.

Unter Führung von Oberst i.G. Armin Schaus, Kommandeur des MN CIMICCivil Military Co-Operation Cmd, werden immer auch aktuelle Ereignisse beziehungsweise Erkenntnisse aus den Einsätzen der Bundeswehr in der Übung abgebildet. So ist bei JoCo 23 die Neuausrichtung Deutschlands und seiner NATO-Partner auf die Landes- und Bündnisverteidigung deutlich spürbar. 

Übungsschwerpunkt: Kulturgüter schützen

Erstmals in diesem Jahr ging es zusätzlich um den Schutz von Kulturgütern in einem Konfliktszenario. In Zusammenarbeit mit Blue Shield, einer internationalen Organisation zum Schutz von Kulturgütern, betrachtete und bewertete die Übungstruppe Anfragen aus der Bevölkerung von Altraverdo zu diesem Thema.

Ein typisches Übungszenario in diesem Zusammenhang: Das oben beschriebene CIMICCivil Military Co-Operation-Team folgt einer Gesprächseinladung in die Kirche: Die Honoratioren einer Stadt haben Angst, dass infolge des Konfliktes Kulturgüter wie Bilder, Schmuck oder Schriftstücke geplündert oder sogar zerstört werden. Gemeinsam wird beraten, wie das verhindert werden kann.

CIMICCivil Military Co-Operation-Erkenntnisse als Teil militärischer Entscheidungen 

Auch die Grundlagen- und Stabsarbeit sind ein Schwerpunkt der Übung. Doch warum ist dieser Aspekt der CIMICCivil Military Co-Operation-Arbeit so wichtig? Eine sorgfältig aufgearbeitete zivile Lage ermöglicht es der militärischen Führung, die gesammelten Erkenntnisse im militärischen Entscheidungsprozess und bei eigenen Entschlüssen zu berücksichtigen. 

Liegt beispielsweise die Erkenntnis vor, dass es für die Zivilbevölkerung nur ein Kraftwerk zur Erzeugung von Energie gibt, so stellt dies eine wesentliche Information dar. Denn der Ausfall der Energieversorgung hätte auch erhebliche Folgen für die multinationale Truppe vor Ort. Aus der Vergangenheit weiß man, dass Ereignisse, die nachteilig für das Leben der Bevölkerung sind, Demonstrationen und Unmutsbekundungen zur Folge haben können. Weitere Konflikte könnten entstehen. Hieraus könnten sich dann wieder negative Entwicklungen für den Einsatz ergeben, sodass entsprechende Lösungen gefunden werden müssen. Und dabei sind die CIMICCivil Military Co-Operation-Teams und ihre Erkenntnisse der Schlüssel zum Erfolg.

von Ralf Heberer

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