Bares für Rares: Wie das Einsatzkontingent im Camp Marmal aufräumt

Bares für Rares: Wie das Einsatzkontingent im Camp Marmal aufräumt

Datum:
Ort:
Afghanistan
Lesedauer:
2 MIN

Die Rückverlegung der Bundeswehr aus Afghanistan läuft auf Hochtouren. Doch nicht für alles lohnt sich der teure Transport nach Deutschland. Mehrmals pro Woche schlägt deshalb im nordafghanischen Camp Marmal die Stunde der Schnäppchenjäger.

Ein deutscher Soldat und mehrere afghanische Händler vor Containern

Es geht los: Der Leiter der Verwertungsorganisation, Oberstleutnant Sezai C.*, begrüßt afghanische Geschäftsleute vor Beginn der Verkaufsrunde

Bundeswehr/Torsten Kraatz

Eine weite Fläche in der Nähe des Haupttores von Camp Marmal: Vor der Pandemie konnten die Soldatinnen und Soldaten hier Souvenirs von lokalen Händlern erwerben. Heute reiht sich hier Container an Container, jeder von ihnen ist nummeriert. Ein Tarnnetz spendet etwas Schutz vor der unbarmherzigen Hitze Nordafghanistans.

Nach und nach treffen afghanische Geschäftsleute ein und werden von Oberstleutnant Sezai C.*, dem Leiter der Verwertungsorganisation, begrüßt. Gleich beginnt die nächste Verkaufsrunde. Was verbirgt sich heute wohl in den Frachtbehältern?

Schnell und effizient: die stille Auktion

Anders als in Film und Fernsehen steht hier kein Auktionator und besiegelt das Angebot eines Höchstbietenden mit dem berühmten Ausspruch „zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten“. Die ganze Auktion findet stattdessen schriftlich und nahezu wortlos statt. „Ein Vorgehen, das sich bereits in anderen Einsatzländern bewährt hat“, unterstreicht der einsatzerfahrene Stabsoffizier.

Jedem der Eingeladenen hat er einen Briefumschlag ausgehändigt, in dem die sogenannten Lose, so heißen die mit einer bestimmten Warengruppe gefüllten Container, aufgelistet sind. Auf das Kommando von Sezai C. schwingen die Containertüren auf und die anwesenden Geschäftsleute begutachten konzentriert das heutige Angebot. „Von ITInformationstechnik bis zu Werkzeug und Mobiliar ist alles dabei.“ Sogar ein Gitarrenverstärker ist im Schatten eines feilgebotenen Fahrrads zu erkennen. „Dies gehörte zum Betreuungsmaterial“, erklärt C. „Der Erlös dieses Loses geht direkt in das Betreuungsbudget ein und kommt den Soldatinnen und Soldaten in den Einsätzen wieder zu Gute.“

Nach etwa einer Stunde hält der Oberstleutnant alle Umschläge mit den abgegebenen Geboten wieder in den Händen. Sezai C. und sein Team aus vierzehn Soldatinnen und Soldaten identifizieren und informieren im Anschluss die Höchstbietenden und arrangieren die Bezahlung und den eigenverantwortlichen Abtransport der ersteigerten Güter. Bis zu drei solcher Verkaufsrunden finden pro Woche statt, um den ehrgeizigen Plan der Rückverlegung einzuhalten.

Container mit Schornstein

Feuerzauber: Mit medizinischem Abfall macht die mobile Verbrennungsanlage – liebevoll „Anneliese“ genannt – kurzen Prozess

Bundeswehr/Torsten Kraatz

Um den Rest kümmert sich „Anneliese“

Doch nicht das ganze Inventar im Camp kann verkauft und damit nachhaltig weiterverwertet werden. Deshalb kümmern sich Kapitänleutnant Harald B.* und Oberfeldwebel Ralf Gert S.* um die Entsorgung von nicht mehr gebrauchsfähigen Gegenständen. In Zusammenarbeit mit ortsansässigen Firmen werden Holz, Metalle und Plastik zur Weiterverarbeitung aus dem Feldlager gebracht.

Für Sondermüll und andere Feststoffe wie beispielsweise medizinische Abfälle kommt „Anneliese“ zum Einsatz, eine mobile, containergestützte Verbrennungsanlage. In ihrer schamottgemauerten Verbrennungskammer bleiben bei einer Temperatur von über 900 Grad Celsius vom Müll nur wenige Gramm Asche zurück. Die dabei entstehenden Rauchgase werden anschließend aufwendig gefiltert. Stück für Stück und Hand in Hand arbeiten so die Soldatinnen und Soldaten engagiert daran, dass das Feldlager schon bald in ausgezeichnetem Zustand an die afghanische Regierung übergeben werden kann.

*Name zum Schutz der Soldaten abgekürzt.

von Vanessa Kaufmann

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