Truppenbewegungen

JSECJoint Support and Enabling Command: „Wir sorgen dafür, dass Streitkräfte zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind.“

JSECJoint Support and Enabling Command: „Wir sorgen dafür, dass Streitkräfte zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind.“

Datum:
Ort:
Ulm
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Glaubwürdige Abschreckung und wirksame Verteidigung erfordern die Fähigkeit, Streitkräfte schnell verlegen und durchhaltefähig versorgen zu können. Das neue NATO-Kommando JSECJoint Support and Enabling Command in Ulm übernimmt diese Aufgabe im europäischen Bündnisraum. In der großangelegten Übung Steadfast Defender 2021 hat das JSECJoint Support and Enabling Command jetzt seine Leistungsfähigkeit bewiesen.

Soldaten verschiedener Nationen stehen mit ihrer Nationalflagge nebeneinander in einer Reihe vor einer Mauer

Multinational aufgestellt: Insgesamt 22 Nationen beteiligen sich am JSECJoint Support and Enabling Command

Bundeswehr/Bastian Süpple

Das neue NATO-Kommando Joint Support and Enabling Command (JSECJoint Support and Enabling Command) in Ulm hat seine erste Bewährungsprobe bestanden. In der zweiten Phase der NATO-Großübung Steadfast Defender 2021 im Mai planten und koordinierten 300 Teilnehmende aus 18 Nationen rund zwei Wochen lang den verzugslosen Truppentransfer über Ländergrenzen hinweg durch das europäische Bündnisgebiet.

„Wir sorgen dafür, dass militärische Kräfte in der richtigen Stärke mit der richtigen Ausrüstung zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind“, bringt Generalleutnant Jürgen Knappe, Kommandeur des JSECJoint Support and Enabling Command, die Aufgabe des Kommandos auf den Punkt.

Das JSECJoint Support and Enabling Command koordiniert zukünftig sämtliche Truppenbewegungen der NATO-Partner mit den durch die Verlegung betroffenen Nationen innerhalb des gesamten Bündnisgebiets und in alle Richtungen – in Friedenszeiten ebenso wie Krisen- und Konfliktszenarien bis hin zur gemeinsamen Landes- und Bündnisverteidigung. Dies umfasst die schnelle, nahtlose und gesicherte Hin- und Rückverlegung von Mensch und Material in mögliche Einsatzgebiete sowie die Gewährleistung robuster Nachschub- und Versorgungsketten.

US-amerikanische Militärfahrzeuge verlassen das Schiff über die Rampe

Transatlantische Truppenverlegung: Während der Großübung Defender 2020 werden Fahrzeuge und Panzer der USUnited States-Streitkräfte in Rotterdam entladen und für den Weitertransport vorbereitet

Bundeswehr/Carl Schulze

Glaubwürdige Abschreckung durch verzugslose Transfers

Die Einrichtung des JSECJoint Support and Enabling Command geht auf einen NATO-Gipfelbeschluss im Februar 2018 zurück. Angesichts der veränderten Sicherheitslage in Europa – die völkerrechtswidrige Annexion der Krim und die anhaltende Destabilisierung der Ukraine – wurde deutlich: Die NATO muss sich neu ausrichten. Neben Auslandseinsätzen zur Krisen- und Konfliktbewältigung rückte die Landes- und Bündnisverteidigung wieder in den Fokus, auch in Europa.

Jürgen Knappe
Kampfeinheiten müssen sich im Verteidigungsfall auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können, und zwar darauf, das Bündnisgebiet zu verteidigen. JSECJoint Support and Enabling Command hält ihnen den Rücken frei.

Denn unabdingbar für die glaubwürdige Abschreckung und wirksame Verteidigung des Bündnisgebietes gegen Bedrohungen ist: Europäische Streitkräfte und transatlantische Verstärkungskräfte müssen schnell verlegt werden können – nach Europa, innerhalb Europas und zurück über den Atlantik. Und sie müssen durchhaltefähig versorgt werden können. Doch die Prozesse großer Truppenverlegungen mussten und müssen auf militärischer Seite neu entwickelt und geübt werden. Die Idee des JSECJoint Support and Enabling Command in Ulm war geboren.

Drehschreibe Deutschland, Schnittstelle JSECJoint Support and Enabling Command

Deutschland spielt dabei aufgrund seiner zentralen geografischen Lage eine Schlüsselrolle – als logistische Drehscheibe, Transitland und rückwärtiger Operationsraum, in dem militärische Kräfte versorgt, ausgestattet und für den Einsatz vorbereitet werden.

Doch die Hemmnisse für grenzübergreifende Truppenverlegungen sind hoch. Jedes Land und zum Teil jedes Bundesland hat unterschiedliche Verfahrensweisen, Regeln und Genehmigungsprozesse für militärische Transporte. Das JSECJoint Support and Enabling Command ist daher mehr als nur Schnittstelle für militärische Logistik. Es verknüpft militärische und zivile Akteure und stärkt so die Befähigung der Allianz zur Landes- und Bündnisverteidigung.

Ein Soldat sitzt vor mehreren Monitoren in einem dunklen Raum

Modernste Technologie: Im Gefechtsstand planen und steuern die Soldatinnen und Soldaten Truppenbewegungen im europäischen Bündnisgebiet der NATO

Bundeswehr/Bastian Süpple

Multinational aufgestellt, aber noch keine NATO-Dienststelle

Heute ist das JSECJoint Support and Enabling Command in Ulm neben dem Joint Force Command (JFCJoint Force Command) in Norfolk, USA, Teil der neuen NATO-Kommandostruktur. Es ist dem europäischen Oberbefehlshaber der NATO (Supreme Allied Commander Europe/SACEURSupreme Allied Commander Europe ) direkt unterstellt. Der Ansatz ist multinational: Von rund 400 Dienstposten wird die Hälfte durch verbündete Streitkräfte besetzt. Deutschland stellt als Rahmennation alle weiteren personellen Ressourcen sowie Material und Infrastruktur des JSECJoint Support and Enabling Command. Dazu zählt ein hochmoderner Gefechtsstand, der auch das Einüben hochkomplexer Szenarien ermöglicht. Die volle Einsatzfähigkeit (FOCFull Operational Capability/Full Operational Capability) wird im September 2021 erreicht werden.

Trotz des starken multinationalen Anteiles ist das JSECJoint Support and Enabling Command derzeit formal noch eine rein nationale Dienststelle der Bundeswehr, geführt von einem deutschen Befehlshaber. Die formale Anerkennung durch den Nordatlantikrat als internationales militärisches Hauptquartier im Sinne der Pariser Verträge von 1952 wird innerhalb der nächsten Wochen erwartet. Der Befehlshaber des JSECJoint Support and Enabling Command ist auch in Zukunft immer ein deutscher Drei-Sterne-General.

von Simona Boyer

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